Spätestens als Sky-Moderator Carlo Knauss die Stimme erhob war klar, da stimmt etwas nicht. Wer den Golfmoderator des Bezahlsenders kennt, weiß, dass dieser eher leise Töne sprechen lässt. Doch was die United States Golf Association (USGA), der Ausrichter der US Open, mit Dustin Johnson veranstaltete, brachte nicht nur Knauss auf die Palme. Das Internet explodierte förmlich und Golfprofis sprangen "DJ" schnell zur Seite. Doch worum ging es eigentlich?
Auf Bahn 5 ging Johnson seine Puttroutine durch, machte einige Probeschwünge und wollte gerade den Ball ansprechen, als sich dieser bewegte. Der 31-Jährige zog den Schläger, den er noch nicht aufgesetzt hatte, sofort zurück und bat umgehend einen Offiziellen herbei. Sein Flightpartner Lee Westwood rief ihm, über die Fernsehmikrofone gut hörbar, zu: "Du hast ihn nicht angesprochen."
Video: Die umstrittene Szene von Dustin Johnson
The USGA won't tell anyone if they're going to penalize Dustin Johnson or not: https://t.co/pQXPzmP0Rc pic.twitter.com/65sfY4kAyC
— Deadspin (@Deadspin) 19. Juni 2016
USGA Manager: "Wir dachten, es wäre fair Dustin zu informieren"
Johnson selbst informierte den Regelhüter, er habe den Putter nicht aufgesetzt. Dieser akzeptierte es, Johnson lochte zum Par, alles schien geklärt. Doch am zwölften Tee setzte ein weiterer Rules Official den Weltranglistensechsten in Kenntnis, dass erst nach Rundenende entschieden werde, ob er eine Strafe erhält. Und genau daran erzürnten sich die Gemüter.
Jeff Hall, verantwortlicher Manager für Regeln und Wettbewerb der USGA, beschrieb das Vorgehen des Verbandes gegenüber Fox Sports wie folgt: "Wir haben ihn (Dustin Johnson) informiert. Basierend auf dem, was wir gesehen haben, könnte es einen Strafschlag nach sich ziehen. Wir dachten, es wäre das einzige, das wir tun können. Wir dachten, es wäre fair, Dustin zu informieren und ihm die Möglichkeit zu geben, sich nach der Runde anzuschauen, was wir gesehen haben."
Heftige Reaktion auf Twitter nach Info an "DJ"
Mehr blieb die USGA zunächst schuldig. Musste man "DJ" mitten auf der Finalrunde eines Majorturniers mit dieser Nachricht behelligen? Warum waren die Verantwortlichen nicht in der Lage, schnell eine Entscheidung herbeizuführen? Was hatte der Referee auf dem Platz geurteilt? Das fragten sich auch Johnsons Kollegen. Ihre Reaktionen auf Twitter gaben dann die Antwort. Rory McIloy nannte das Vorgehen der USGA "lächerlich" und schrieb später, wäre er von diesem "Schei..." betroffen gewesen, hätte er so lange nicht weitergespielt, bis die "Farce" aufgeklärt gewesen wäre.
This is ridiculous... No penalty whatsoever for DJ. Let the guy play without this crap in his head. Amateur hour from @USGA
— Rory McIlroy (@McIlroyRory) 19. Juni 2016
USGA zieht's durch - Strafschlag für Dustin Johnson
Luke Donald erinnerte die USGA in einem Tweet an den "gesunden Menschenverstand" und nannte die Grüns "steiler als den Mount Everest." Auch Jordan Spieth verstand die Welt nicht mehr und fragte, ob das Vorgehen der Verantwortlichen "ein Witz" sei. Humorvoller als die USGA war die von Justin Thomas retweetete Drohung, sollte "DJ" eine Strafe aufgebrummt bekommen, würde er "für den Rest seines Lebens mit einem Belly Putter spielen."
Am Ende war das Kasperletheater der USGA egal, denn Johnson siegte mit vier Schlägen (offiziell mit drei) Vorsprung, da machte der Strafschlag, den ihm die USGA tatsächlich noch für das Herbeiführen einer Ballbewegeung in der Ansprechposition "reindrückte", auch nichts mehr aus. Doch das war vorallem "DJ" zu verdanken, der sich nur kurz aus der Fassung bringen ließ (Bogey an Bahn 14) und endlich einmal zupackte, als sich die Chance auf einen ganz großen Titel bot. Im Grunde wertet die Episode seinen Sieg sogar noch auf. Die USGA hingegen hat sich bis auf die Knochen blamiert.
Einige Reaktion der Pros auf das Vorgehen der USGA
No way DJ gets a penalty. Use some common sense @usga The greens are running 14 and are sloppier than Mount Everest
— Luke Donald (@LukeDonald) 19. Juni 2016
Lemme get this straight.. DJ doesn't address it. It's ruled that he didn't cause it to move. Now you tell him he may have? Now? This a joke?
— Jordan Spieth (@JordanSpieth) 19. Juni 2016
If DJ gets a penalty I'm using a belly putter for the rest of my life @USGA
— Matt McLean (@MattMcLeanGolf) 19. Juni 2016
Don't cheat the children USGA!! Let the kids play!!
— Smylie Kaufman (@SmylieKaufman10) 19. Juni 2016
.@JordanSpieth @McIlroyRory w/ you boys! The fact that the @usga thinks that DJ caused the ball to move is completely ridiculous! Laughable!
— Rickie Fowler (@RickieFowler) 19. Juni 2016
Hey @USGA, it's impossible for DJ to cause the ball to move backwards!!!!!!! #commonsense
— Brandt Snedeker (@BrandtSnedeker) 19. Juni 2016
Der Vorfall ist schlicht unverständlich, nachdem die Regel 18.2b zum 1.1.2016 entfallen ist! Unabhängig davon, daß das Video zeigt, daß DJ den Ball nicht angesprochen hat, hat er jedenfalls die Bewegung nicht verursacht (Regel 18-2 I), mußte den Ball also auch nicht – mit einem Strafschlag – zurücklegen.