Für Vijay Singh ist es noch einmal glimpflich ausgegangen. Der 50-jährige Golfprofi von den Fidschi-Inseln hatte im Januar zugegeben, dass er ein Mittel einnimmt, das seine Leistung beim Golf steigert; und zwar das sogenannte "Deer Antler Spray" - ein Spray mit Wachstumshormonen neuseeländischer Hirsche, das dem Muskelaufbau helfen soll. Es stand seit 2011 auf der Dopingliste. Singh hat es trotzdem genommen, ist nun aber vom Dopingvorwurf freigesprochen worden.
Ja, das ist paradox. Der Grund für den Freispruch ist angeblich, dass die PGA Tour keinen positiven Dopingtest vorliegen habe. Das noch paradoxere: Die PGA Tour hat gar keinen Test durchgeführt, mit dem ein positiver Test hätte zustande kommen können.
"Neue Information" der Welt-Anti-Doping-Agentur
Aber von vorne. Zum Freispruch Singhs war es nur gekommen, weil es auf der Liste der verbotenen Stoffe eine Änderung gab. Davon erfuhr man bei der PGA Tour aber erst, nachdem man die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) speziell für diesen Fall zurate gezogen hatte. Die WADA ist in Sachen Doping der Tonangeber und informierte die PGA Tour, dass das Spray mit dem Hirsch-Wachstumshormon nicht länger als verboten gilt. Mit einer Einschränkung: "Wenn es keinen positiven Dopingtest gibt."
Dopingtests den Anforderungen nicht gewachsen
Greg Norman fordert Bluttests
Nicht zuletzt wegen dieser Lücken im Anti-Doping-System der PGA Tour hatte kürzlich Greg Norman Bluttests auch für den Golfsport gefordert. Was in anderen Sportarten wie Tennis längst üblich sei, müsse auch im Golfsport zur Anwendung kommen, "wenn man es richtig machen und wissen will, was wirklich vor sich geht", so der ehemalige Weltranglistenerste. Im Tennis müssen die Athleten sogar täglich für eine Stunde an einem vereinbarten Ort erreichbar sein, damit die WADA gegebenenfalls vorbeischauen kann.
Solche Vereinbarungen sind im Golfsport nicht denkbar. Vor allem die PGA Tour wolle ihren Profis nicht die Bürde der täglichen Verfügbarkeit auflasten und versucht deshalb einen Mittelweg zu finden: "Wir testen Spieler nicht außerhalb von Turnieren. Aber wir sind dabei herauszufinden, wie wir zufällige Tests in zumutbarer Form für unsere Athleten entwickeln können", so der Leiter der PGA Tour. Aber was ist am Ende "zumutbar" und doch verlässlich? Spätestens ab 2016, wenn Golf olympisch wird, wird ein rauheres Lüftchen für Golfprofis wehen, die derzeit mit Dopingtests noch etwas geschont werden.