Die PGA Tour lässt wahrlich kein Fettnäpfchen aus: Beim Arnold Palmer Invitational hat sie schon wieder den Unmut der Caddies provoziert, als Duane Bock, der „Bag Man“ von Nachrücker Kevin Kisner, wegen seiner roten Bermudashorts gerügt wurde. Nach drei Turniertagen! Die Hose sei so nicht akzeptabel, erfuhr der in den Scoring-Container beorderte Bock. „Vielleicht lenkt die Farbe vom Master-Card-Symbol ab, das ich UNENTGELTLICH auf meinem Rücken trage“, mutmaßte der gescholtene Caddie via Facebook und spielte dabei auf die Klage von mehr als 80 „Loopers“ gegen die PGA Tour an, in der es um eine Beteiligung an den durch die Caddie-Leibchen erzielten Werbeeinnahmen geht.
„Selten Test bei zweifelhaften Kandidaten“
Diese Begebenheit ist das jüngste Beispiel in einer langen Kette von fragwürdigen Vorkommnissen, bei denen die PGA Tour alles andere als gut aussieht. Sie lässt Caddies nicht auf Spieler-Toiletten oder ins Clubhaus, aber dafür bei Unwettern im Regen stehen und will mit der Klage, bei der es um 50 Millionen Dollar geht, nichts zu tun haben, weil die Caddies doch nominell Angestellte der Spieler sind. Commissioner Tim Finchem und seine Mitstreiter sind mit all ihrer Macht aufs Renommee bedacht und halten eine Menge Dinge unter der Decke. Trotzdem hat die „weiße Weste“ unübersehbar ein paar gehörige Flecken.
Beispielsweise der Umgang mit Doping und Drogen sowie die Kommunikation eventueller Vorfälle. In guter Erinnerung sind Dustin Johnsons angeblich selbst auferlegte Auszeit und die Affäre um Vijay Singh und das „Deer Antler Spray“. Neulich erzählte „Big John“ Daly, die Drogentests der Tour seien keineswegs zufällig, sprach davon, dass teilweise mit Ansage getestet würde, und nannte das ganze Verfahren einen Witz.
Die PGA Tour kontert so 'was beharrlich mit dem Hinweis auf „zufällige, aber auch punktuelle“ Überprüfungen. Doch wenn jemand erwischt wird, dann sind es zumeist Nobodies, die öffentlich als Doping- oder Drogensünder angeprangert werden. Wobei: „Die zweifelhaften Kandidaten testen sie grundsätzlich sehr selten“, sagt ein mehrfacher Tour-Sieger, der ungenannt bleiben will.
„Fans wollen nichts von disziplinarischem Zeug wissen“
Bei der WGC-Cadillac Championship legte Tim Finchem – von der Presse auf die Offenlegung disziplinarischer Maßnahmen gegenüber Spielern angesprochen – in Sachen Transparenz, oder besser Anti-Transparenz, noch einen drauf: „Wir glauben nicht, dass die Fans wirklich wissen wollen, mit welchem Zeug wir uns da beschäftigen müssen.“ Vermutlich wird dann auch auf ewig unter dem Deckmäntelchen verborgen bleiben, ob Rory McIlroy für seinen wutnickeligen Schlägerwurf in Doral bestraft wurde.
Dabei hat die Öffentlichkeit durchaus ein Recht zu erfahren, was die Saubermänner hinter den verschlossenen Türen ihrer selbsternannten heilen Welt so treiben. Die PGA Tour ist nämlich eine gemeinnützige Organisation, und zwar eine zur Förderung des professionellen Golfsports. Sie wird bei der US-Bundessteuerbehörde als sogenannte „501(c) organization“ geführt und ist deshalb – man lese und staune – von der Einkommenssteuer befreit! Auch wenn eine Menge Geld in karitative Zwecke und Aktionen fließt: Finchem und Co. machen mit der Tour und Golf jedes Jahr rund eine Milliarde Dollar. Steuerbefreit. Ohne die Erlöse der TPC-Clubs.
Deane Beman tüftelte Gemeinnützigkeit aus
Zu verdanken hat die PGA Tour den Non-Profit-Status ihrem ersten Chef, dem gewieften Deane Beman. Als der 1974 beim Tour Vorgänger „Tournament Players Division“ einstieg, die damals noch zur PGA of America gehörte, lagen 400.000 Dollar auf dem Konto und Steuerbescheide sowie Honorare für die PGAoA in Höhe von weit über 200.000 Dollar im Posteingangskörbchen.
Die Verbindlichkeiten schmeckten Beman gar nicht, er tüftelte die Gemeinnützigkeit aus. Fünf Monate später kam die Bewilligung, und seither hat die PGA Tour geschätzt mindestens 500 Millionen Dollar an Einkommenssteuer gespart.
Übrigens: Im Dezember 2013 brachte der mittlerweile zurückgetretene Senator Tom Coburn aus Oklahoma einen Antrag auf Gesetzesänderung in den US-Kongress ein, laut dem Non-Profit-Organisationen diesen Status verlieren, sobald ihr jährliches Einkommen zehn Millionen Dollar übersteigt. Fast die Hälfte davon hat „Commish“ Finchem freilich im gleichen Jahr allein an Aufwandsentschädigung kassiert: 4.578.168 Dollar.