Ja, es gibt sie, diese Golf-Inseln der Seligen, Mallorca, Madeira, Mauritius beispielsweise. Aber warum immer in die Ferne schweifen? Elysium kann auch direkt vor der Haustüre liegen. Auf Deutschlands Golfinseln zum Beispiel, die zumeist viel besseres Wetter haben, als ihnen gemeinhin unterstellt wird. Und herrliche Plätze sowieso! Wie wär‘s mit einem „Island Hopping“ der golferischen Art entlang der Nord- und Ostseeküste, von West nach Ost, mit bekannten Golfkurs-Größen und vielleicht dem einen oder anderen Juwel, das nicht im unmittelbaren Blickfeld glänzt?
Archetypisches Golf auf Norderney
Auf Norderney beispielsweise, wo der Golfclub Norderney Deutschlands ältesten und „reinrassigsten“ Linksplatz hütet. Neun-Loch-Plätze sind möglicherweise nicht per se auf dem Radar des Golfreisenden, doch dieser Archetyp inmitten urwüchsiger Dünenlandschaft hat es in sich. Vielfach erhöhte Abschläge, kleine, schwierig anzuspielende Grüns, dazu der unablässige Seewind: Die Länge von „nur“ 2.800 Metern ist trügerisch, das Spiel im Zeichen des Seehunds auf dem Clublogo nichts für „Handikapschoner“.
Mit einem gehörigen Schlag geht‘s von Norderney Richtung Nordnordost, nach Föhr, auf eine Wundertüte im positiven Sinne des Worts. Linksgolf, Parklandcharakter, Heide-Naturell, eine Mischung von Pinehurst No. 2, Whistling Straits und Barnbougle Dunes, das sind der Golf Club Föhr und seine drei Neun-Loch-Schleifen seit der umfangreichen Überarbeitung durch Architekt Christian Althaus. Spektakulär, herausfordernd, bildstark: 90 Hektar „wildes Land“, wie Clubmanager Florian Gneist es nennt, „drei Elemente, allerdings eine Einheit“. Das Ganze im Kleid des klassischen Festuca-Grases, gerahmt von Strandhafer, Ginster, Kiefern und Mischwald.
Von Föhr nach Sylt
Auf der Nachbarinsel Sylt hat‘s gleich vier Kurse, und drei davon, Budersand sowie der Golf-Club Sylt und der Marine-Golf-Club, sind mit dem Golf Club Föhr tatsächlich durch echtes Inselhüpfen per Flugzeug verbunden, es gibt ein entsprechendes Angebot für die Vor- und die Nachsaison. „Bodenständigkeit“ freilich gereicht niemandem zum Nachteil: Die größte deutsche Nordseeinsel hat für jeden Geschmack einiges zu bieten, von Axel Springers einstiger „Spielwiese“ Golfclub Morsum über den GC Sylt als nördlichstem Golfplatz der Republik bis hin zu Budersand und „Marine“, beides klassische Linkskurse erster Güte.
Ostsee überall auf Fehmarn
In Hörnum setzte Architekt Rolf-Stephan Hansen einen famosen Parcours von kunstvoller Natürlichkeit auf das Gelände der einstigen Pidder-Lüng-Kasernen und in die angeschlossene Dünenlandschaft: Budersand zwischen Nordsee und Wattenmeer wurde 2008 eröffnet und sammelte umgehend internationale Meriten. Nicht minder gelungen ist die Arbeit von Kenneth Moodie auf dem ehemaligen Golfplatz der Royal Air Force in Tinnum vor den Toren Westerlands. Zwischen 2004 und 2006 verwandelte der Schotte das 80-Hektar-Gelände des Marine-Golf-Clubs in ein Ebenbild seiner heimischen Küstenplätze, samt 77 meist gehörig tiefen Pottbunkern.
Küste ist auch das perfekte Stichwort für den Golfpark Fehmarn, womit unser „Island Hopping“ die Ostsee erreicht hat. Es stellt sich die Frage: Wo auf dem Platz sieht man das Meer eigentlich nicht? Offen wie die meist grandiose Fernsicht ist auch die Philosophie: „Bei uns ist jeder willkommen und kann spielen“, sagt Manager Klaus-Peter Wesemann.
„Schlossgeister“ in Ranzow
„Spooky“ wird‘s dafür auf Deutschlands größter Insel Rügen, scherzhaft gemeint natürlich, in Ranzow nämlich führen die „Schlossgeister“ um Hoteldirektorin Julia Kasiske ein extrem gastfreundliches Regiment. Der 2015 eröffnete Neun-Loch-Kurs von Schloss Ranzow wird gerade erweitert, im Frühjahr 2017 soll das gefällige Ensemble an der Steilküste von Lohme, mit tollen Sichten auf die Ostsee und Kap Arkona, fertig sein und am liebsten mit der Premiere des hauseigenen Galaturniers „Earl of Ranzow“ (30. April) offiziell eingeweiht werden. Ranzow ist übrigens die zweite Golfplatzentwicklung auf Rügen nach dem Golf- Centrum Schloss Karnitz, das seit 1996 im hügeligen Herzen der Insel beheimatet ist.
Zwei Golfanlagen existieren auch auf Usedom, beide im Inselinneren, indes mit durchaus erbaulichen Blickachsen. Am Balmer See erstreckt sich auf 120 Hektar das gleichnamige Golfresort mit insgesamt 45 Löchern, dazu eröffnete 2009 Baltic Hills, 18 Bahnen im Hinterland des Kaiserbads Ahlbeck samt einem Mulligan-Loch zum Einschießen vor dem ersten Abschlag. Der Name passt, Baltic Hills ist hügelig, ordentlich moduliert und abwechslungsreich arrangiert, jede Menge Aussicht inklusive. Damit sind wir im äußersten Nordosten angelangt, hier, nur einen Steinwurf von der Grenze zu Polen entfernt, endet diese Tour über Deutschlands Golfinseln. Und wie steht‘s jetzt mit Ihrer eigenen?