In einem ersten Schritt haben wir eine Stimmensammlung über den Entwicklungsstand des Golfsports in Deutschland zusammengetragen.
In einem Spiegelinterview vom 5.3.2011 äußert sich der damalige Innenminister Thomas de Maizière über die deutsche Bewerbung für den Ryder Cup 2018. Die Reaktionen auf seine Aussagen wurden von der Golfszene ambivalent aufgenommen. Der deutsche Golfverband reagierte mit einer Pressemeldung, welche die "Vorurteile" über Golf anprangert. Neutralere Stimmen sehen sich in den Aussagen De Mazières bestätigt.
SPIEGEL: Bei Olympia gibt es wie bei der Fußball-WM der Männer und Frauen eine Steuerbefreiung für die Veranstalter. Warum nicht für den Ryder Cup der Golfer, für den sich Deutschland bewirbt?
De Maizière: Wenn Sie mich fragen, ist eine Steuerbefreiung immer ein Problem. Aber bei Olympischen Spielen ist sie nun mal Teil der Bewerbungsbedingungen, und man bekommt auch die Fußball-WM nur zu diesem Preis. Der Ryder Cup ist dagegen nicht einmal eine Weltmeisterschaft.
SPIEGEL: Die Lobby der Golfer hält ihn für ziemlich bedeutsam.
De Maizière: Er ist sicher reich an Tradition und prestigeträchtig für die Golfspieler, aber nüchtern betrachtet handelt es sich um einen Wettbewerb zwischen Europa und den USA in einer Randsportart.
Kurz vor der Veröffentlichung des Interviews ist eine Meldung über ein angebliches Interesse vonseiten der ARD und ZDF an einer verstärkten Übertragung des Golfsports etwas untergegangen. Die Meldung lässt sich recht einfach mit Martin Kaymer verbinden, am 27.2.2011 wurde er erstmalig als Nummer 1 der Welt gelistet. Die Verhandlungen scheinen nicht besonders fruchtbar verlaufen zu sein.
Am 11. Juni 1983 beantwortet Bernhard Langer im aktuellen ZDF Sportstudio die Frage, ob Golf in Deutschland Volkssport wird mit: "Ich weiß nicht, ob wir es noch erleben. Ich hoffe und es ist wirklich ein sehr schöner Sport und die Vorurteile sind verbreitet, dass Golf ein Alt-Herrensport ist. Und ich glaube Sie können sehen, dass ich noch nicht so alt bin und relativ sportlich. Also ich hoffe, dass Golf verbreitet wird in Deutschland."
Am 23.7.2011 ist Martin Kaymer als Gast beim aktuellen ZDF Sportstudio und bemerkt optimistisch, dass nach seinem Gefühl Golf eine aufstrebende Sportart sei und dass er hoffe, mit seinen Erfolgen Leute zu inspirieren.
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Gegenüber der "Welt Online" sprach Marcel Siem über den Status der Sportart Golf in Deutschland. Das Interview wurde nach der BMW International Open 2012 am 25.6.2012 veröffentlicht:
Welt Online: Ordnen Sie doch bitte Golf made in Germany mit Ihrer internationalen Erfahrung ein. Was fehlt, damit Golf auf breiteres Interesse fällt?
Siem: Oh je, da sind wir leider immer noch Entwicklungsland. Definitiv. Wir haben zwar viele Firmen als Sponsoren, die anderen Profis lieben alles Deutsche, aber mit den BMW International Open haben wir nur ein großes Turnier, viel zu wenig Interesse der öffentlich rechtlichen Fernsehsender – auch von RTL – und dadurch wissen die Menschen von uns und dem tollen Sport Golf viel zu wenig. Martin muss schon ein Majorturnier gewinnen, damit auf den Sendern überhaupt etwas vom Golf gebracht wird und es auch die Mehrheit der Deutschen mitbekommt. Das ist doch schade und stimmt mich etwas traurig. Was Turnierdirektor Marco Kaussler, der auch viel international unterwegs ist, mit seiner Agentur und dem gesamten Organisationsteam der BMW International Open als einzigen großen Turnier in Deutschland aufgestellt hat, ist bewundernswert.
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Der KPMG "Country Snapshot: GERMANY" aus dem Jahr 2010 sieht Chancen für den Golfmarkt in Deutschland. Deutschland wird hier als "schlafender Riese" bezeichnet, die Beteiligungsrate (< 0,7 % der Bevölkerung) ist im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich. Hier sieht der "Snapshot Germany" Wachstumspotentiale für die Sportart Golf in Deutschland.
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Eine Auftragsstudie von Deloitte mit dem Titel "Marktreif? – Herausforderungen für den Golfsport in Deutschland" wurde 2009 veröffentlicht. In der Studie kommen die Verfasser zu der Erkenntnis, dass Golf einer der am schnellsten wachsenden Sportarten in Deutschland ist, die Wachstumsraten allerdings rückläufig sind. Dem Golfsport ist es bisher, nach Meinung der Verfasser, nicht gelungen eine breite Masse anzusprechen. Weiter heißt es, dass die zukünftigen Wachstumschancen in den Händen der Clubs und Betreiber und ebenso des Golfverbandes liegt. Laut Deloitte habe der Golfsport in Deutschland eine hohes Aufholpotential, das zeige der europäische und internationale Vergleich.
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Alexander Steinbrück kommt in seiner Dissertation von 2004 mit dem Titel "Strukturen des Golfmarktes in Deutschland - Potentiale, Einflussfaktoren und internationaler Vergleich" zu dem Schluss, dass:
- Der Golfmarkt (Angebot und Nachfrage) in Deutschland ein großes Wachstumspotential besitzt, vor allen Dingen im clubfreien/öffentlichen Bereich.
- Die (Image-)Barrieren gegen den Sport wie z.B. die finanzielle Hürde letztlich auf einem Informationsdefizit beruhen.
Seine Empfehlung lautet: Durchführung von Marketing-Maßnahmen sowohl auf Club- als auch Verbandsebene. Er beschreibt die Kampagnen "Play golf – start living" oder die Unterstützung von "Pay&Play" Plätzen vom Deutschen Golf Verband, als sehr gut geeignet. Die Kampagnen zeigen seiner Meinung nach eine breitenwirksame Effizienz, die besonders in der Entwicklung von öffentlichem Golf deutlich wird.
Also ich verstehe es nicht, dass man diesen interessanten Sport nicht etwas mehr ins Rampenlicht bringt. Warum da nicht mehr in den Medien berichtet wird, dass verstehe ich nicht. Ich bringe zumindestens mit meinem Blog WallGang.de den Sport einer „breiten“ Öffentlichkeit näher! Und das Feedback ist positiv – nicht nur unter Golfer!
Gruß Stephan
Hallo Matthias,
also wenn ich diverse Foren posts zu diesem Thema in Golfforen lese – dann ist nicht nur die Verbandspolitik sondern auch eine recht große Anzahl sich dort äußernder Golfer dafür, das Golf nicht Massentauglich wird. O-Ton eines Golfers: „Lieber zahle ich die doppelte Mitgliedschaftsgebühr als mit jedem auf dem Platz zu müssen.“
Kurioser Weise funktioniert es aber in UK und anscheinend auch anderswo recht gut, das Jeder spielen kann. In Schottland habe ich schon Bauarbeiter in Arbeitskluft mit Warnweste und Stiefel auf dem Golfplatz getroffen – in Deutschland sicher undenkbar. Warum eigentlich?
bis denne
rebel
Die Frage ist, ob man wirklich Golf als Volkssport will oder doch lieber „unter sich“ bleibt. Die Strukturen für einen Breitensport kann man schaffen, das ist kein Ding der Unmöglichkeit. Grundsätzlich glaube ich aber schon, dass sich da viel getan hat in den letzten Jahren. Klar reicht das noch nicht für breitensportähnliche Tendenzen.
Viele Grüße
Hallo,
so ähnlich habe ich das bei mir im BLOG schon mal behandelt.
Im Grunde genommen ist die Wahrnehmung bei den Entscheidungsträgern/Verband im Golf doch für das wahre Leben schon lange abhanden gekommen. Da steht als erstes die Vertreibung von Golf-Spielwilligen ganz vorn an erster Stelle, die Preispolitik kommt gleich danach.
Zu lesen ist das hier: http://golfnachrichten.blog.de/2012/01/21/dgv-deutschland-festigt-fuehrungsrolle-haeaeae-12497205/
bis denne
rebel