Auf dem 99. Verbandstag des Deutschen Golf Verbandes (DGV) am 21. April in Frankfurt zog Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes, ein weitgehend positives Fazit für 2017. Es sei "insgesamt ein gutes Jahr gewesen." Auch wenn die absoluten Top-Ergebnisse im Profisport gefehlt hätten, habe es doch einige Highlights gegeben, "denn man muss ja nicht zu den Profis gehen, um Spitzen-Golf zu sehen", wie Kobold formulierte. Für den DGV-Präsidenten seien vor allem die Leistungen Caro Massons und das Final Four der Deutschen Golf Liga in Köln besonders erwähnenswerte Leistungen des Deutschen Golfsports 2017 gewesen.
Auch für die ausgelaufene "Golf Glück"-Werbekampagne fiel das Urteil positiv aus. 250 Millionen Menschen habe der Mix aus Webauftritt sowie Fernseh- und Printwerbung in drei Jahren Laufzeit errreicht und somit "zur erheblichen Verbesserung des Image des Golfsports beigetragen", wie Kobold zusammenfasste. Einen Wehrmutstropfen hingegen sah der DGV-Präsident in den sinkenden Zahlen jugendlicher Golfer: "Damit sind wir nicht zufrieden." Daran habe auch das verstärkte Engagement mit dem Projekt Abschlag Schule, das 2017 laut Präsidiumsmitgliedern 13.000 Schülerinnen und Schüler mit dem Golfsport in Kontakt gebracht habe, nichts ändern können. Der DGV würde das Projekt gerne auf Kitas und Unis ausweiten, doch die Finanzierung für die Fortführung sei "unsicher", da es vorallem an Drittmitteln aus den Kassen der Vereinigung clubfreier Golfer fehle, erklärte Kobold.
Deutscher Golf Verband fordert Beitragserhöhung
Achim Battermann, Schatzmeister und Vorstandsmitglied des Deutschen Golf Verbandes, beklagte ebenfalls sinkende Einnahmen, obgleich man sparsam gearbeitet habe und "bei 52 von 104 Positionen im Finanzbericht 2017 unter dem Budget" geblieben sei. "Besser werden kann man immer, aber ganz schlecht waren wir die letzten Jahre nicht", so Battermann. Verschiedene Faktoren hätten aber dazu geführt, dass beispielsweise die Deutsche Golf Sport, die Martketing-Tochter des DGV, welche unter anderem die Rechte an der Deutschen Golf Liga vermarktet, 2017 nur noch rund 230.000 Euro Überschuss erwirtschaftete. Für 2018 sei "nur circa die Hälfte dessen zu erwarten" so Battermann. Dazu, das betonte Sportvorstand Marcus Neumann, sei der DGV der einzige Verband im Deutschen Olympischen Sportbund, der nicht die Förderkriterien des Bundes erfülle, und somit bei der staatlichen Unterstützung hinten anstehe.
Nicht zuletzt deswegen bat der Deutsche Golf Verband seine Mitglieder, die Betreiber der Golfanlagen in Deutschland, um eine Beitragserhöhung. Die Anlagen zahlen seit über zehn Jahren pro Clubmitglied 15,50 Euro an den DGV, das Präsidium hätte den Betrag gern um 2,50 Euro auf 18 Euro erhöht, "und das aus zwei Gründen", erklärte Schatzmeister Battermann. "Wir müssen in den wichtigen Themen zukunftsfähig bleiben." Hier sah Battermann vor allem die Themen Golf und Gesundheit sowie die Digitalisierung des Verbandes und seiner Angebote im Vordergrund. Außerdem hätten "Premiumpartner auf die Bremse getreten, weil unsere Produkte und Dienstleistungen nicht mehr so optimal gepasst haben, wie in den letzten fünf Jahren. Die Ansprüche unserer Partner haben sich geändert", so Battermann weiter.
DGV-Mitglieder nicht überzeugt von Argumenten
Das Plenum der deutschen Golfanlagenbetreiber überzeugte das nach langem Für und Wider nicht. Mehr als 60 Prozent der Anwesenden der gut 700 Verbandsmitglieder stimmten gegen die Beitragserhöhung. Für den Verband ist es eine empfindliche Niederlage, die ihn zwar nicht in seiner Existenz bedroht, ihm aber gewisse Handlungsspielräume nehmen dürfte. Der Etat des laufenden Jahres beruht auf einer Beitragshöhe von 15,50 Euro und ist somit nicht betroffen. Ab 2019 hatte der Deutsche Golf Verband allerdings auf ein höheres Budget gehofft. Vorerst wird aber alles beim Alten bleiben.
Weitere Meldungen vom 99. Verbandstag
- Satzungsänderung: Mit knapp 81 Prozent nahm der Verbandstag des Deutschen Golf Verbandes eine vom Präsidium beantragte Satzungsänderung an. Demnach wird es auf dem 100. Treffen der Golfanlagenbetreiber erstmals ein "Good-Governance-Beauftragter" gewählt werden, der "präventiv beratende Funktion" hat sowie die verantwortungsvolle Aufgabe trägt "mögliche Verstöße gegen Regelungen des Verbandes zur guten Verbandsführung zu prüfen sowie erkannte Verstöße zu bewerten", wie es im Antrag heißt. "Wir werden dadurch moderner", kommentierte Präsident Kobold, "ob es dadurch einfacher wird, sei dahingestellt."
- Personalwechsel:Für das scheidende Präsidiumsmitglied Norbert Löhlein rückt Otto Leibfritz nach. Löhlein wird aus Altersgründen nicht mehr Teil des Gremiums sein. Der langjährige Präsident des Bayerischen Golfverbandes war kürzlich auch von seinem Landesvorsitz abgetreten. Leibfritz ist Präsident des Baden-Württembergischen Golfverbandes.
- Neuwahlen: Auf dem 100. Verbandstag des Deutschen Golf Verbandes wird neben zahlreichen Gremienwahlen auch der DGV-Präsiden neu gewählt werden. Claus Kobold wird sich nach eigener Aussage "nach derzeitigem Stand" zur Wiederwahl stellen. Der 100. Verbandstag wird am 6. April 2019 stattfinden.
„Good Governance wurde in den 1980er Jahren von internationalen Finanz- und Entwicklungshilfeorganisationen entworfen. Man stellte fest, dass das Fehlen von Governance Prinzipien, Strukturen und Institutionen in einem politisch-öffentlichen System Ineffizienz und Korruption fördert. Daher wurden Standards für Good Governance festgelegt, die Begriffe wie Transparenz, Effizienz, Partizipation, Verantwortlichkeit, Marktwirtschaft, Rechtsstaat, Demokratie und Gerechtigkeit enthalten“. aus: (www.partizipation.at)
Transparenz, Effizienz, Partizipation, Verantwortlichkeit – kann dem Verband doch nicht schaden. Beteiligung junger Golfer*innen an der Planung von Projekten, Frauen in den Vorstand, die Mitglieder fragen, was ihnen fehlt, um sich wohlzufühlen in einem Club, neue lebensnahe Modelle der Mitgliedschaft für alle. Einbeziehung der Greenkeeper in jedem Club, Einbeziehung von Stadtplanung (Kurzplätze schaffen) – es gibt unglaublich vieles, was der Verband liegengelassen hat oder was er als nicht relevant ansieht. Es ist zu hoffen, dass die neue Position nicht nur eine Feigenblattfunktion hat, d.h. nicht von einem der gutsituierten älteren Verbandsmitglieder besetzt wird.
„Dazu, das betonte Sportvorstand Marcus Neumann, sei der DGV der einzige Verband im Deutschen Olympischen Sportbund, der nicht die Förderkriterien des Bundes erfülle, und somit bei der staatlichen Unterstützung hinten anstehe.“
Warum eigentlich nicht? Ist Golf in den Augen des Bundesinnenministeriums kein förderungswürdiger Spitzensport? Oder hat es der DGV bisher nicht verstanden, ein mit dem DOSB abgestimmtes überzeugendes Leistungssport-Lonzept abzugeben?
Der Deutsche Tennis Bund hat jahrelang auch nur wenig Geld aus Berlin bekommen. Dann hat der DTB ein gutes Konzept vorgelegt. Und nun fließt das Geld aus Berlin. Warum nicht nach Wiesbaden?
Hat der Bund „falsche“ Kriterien für die Sportförderung? Oder hat der DGV das falsche Konzept für die Leistungssport-Förderung im Golf? Oder was sind die Gründe?