Sergio García Fernández gilt als internationaler Top-Star und wird von den Fans geliebt. Er gilt aber auch als „der Unvollendete“. Bisher konnte "El Niño", wie er in Spanien in Anlehnung an sein junges Alter und seine freche Art genannt wird, noch kein Major gewinnen. Er hat den Golfthron also noch nicht ganz erklommen, obwohl er eigentlich alles dafür mitbringt.
Mit 3 Jahren den Schläger in der Hand
Bereits Sergios Eltern, Vater Victor und Mutter Consuela, waren dem Golfsport verfallen. Victor García begann als Caddie im Club de Campo in Madrid. Nach einer kurzen Karriere als Golf-Profi arbeitete er als Trainer im Club de Campo Mediterráneo. Consuela betrieb den ansässigen Golf Shop. Hier bekam der kleine Sergio im Alter von drei Jahren zum ersten Mal die Schläger in die Finger. Es sollte der Beginn einer großen Karriere werden.
Spanien hat wieder einen Top-Star
Nachdem er im Jugendbereich Spaniens alles abräumte, sorgte er 1995 für die Sensation. Mit nur 16 Jahren ging García in die Geschichte ein, als er als jüngster Spieler aller Zeiten den Cut auf der European Tour beim Torneo Turespaña schaffte. Ein Jahr später qualifizierte er sich bereits für die British Open in Royal Lytham & St. Annes.
Schnell sah auch die spanische Presse in Sergio den legitimen Nachfolger für die iberischen Golf-Legenden Severiano Ballesteros (91 Turniersiege, davon 5 Majors) und José María Olazábal (29 Turniersiege, davon 2 Majors). Nachdem Sergio mit gerade einmal 19 Jahren Golf-Legende Tiger Woods beim PGA Championship die Stirn bot und sensationell den 2. Platz erreichte, schienen auch die letzten Zweifler von „El Niños“ Extraklasse überzeugt.
Abschalten mit Fußball
Um vom Golf abzuschalten, schottet sich García nach eigenen Angaben am liebsten mit Freunden und der Familie ab. Oder aber er widmet sich seiner größten Leidenschaft: König Fußball. Sergio García ist Anhänger und Mitglied des spanischen Top-Clubs Real Madrid. Die Liebe zu den „Königlichen“ demonstriert er gerne auch auf der Tour und schützt seine Schläger mit einem Real Madrid Cover oder steckt sie gleich in das offizielle Golfbag des Clubs. Als schönste Momente neben dem Golf-Platz gelten für den kickenden Golfer vor allem die Champions League Siege von Real Madrid.
Zudem ist er Präsident seines Heimatclubs CF Borriol, der in der dritten spanischen Liga, der Tercera División Española, spielt. Im September 2010 debütierte er erstmals als Spieler des Clubs im Spiel gegen Ribarroja CF. Knapp ein Jahr später machte er sein erstes Spiel von Beginn an, verlor mit seinem Team aber zuhause gegen Torrevieja mit 0-3.
El Niños einziger Makel
Erst im April 2013 nach dem Masters in Augusta sprach er resigniert in die Kameras des spanischen Pay TV Senders Canal Plus, dass er „einfach nicht für einen Sieg bei den großen Turnieren tauge“ und sich damit abgefunden hat. "Ein zweiter oder dritter Platz sind auch nicht schlecht, das ist nun das Ziel für die Zukunft", sagte er frustriert, nachdem er mal wieder in aussichtsreicher Position liegend, am Finaltag mit einer durchwachsenen Leistung selbst verbockt hat.
Zu präsent sind wohl noch seine Erinnerungen an seinen schlechten Putt bei den British Open 2007 und an das Duell gegen Padraig Harrington bei den British Open im selben Jahr, als er als Führender gestartet, am letzten Tag innerhalb von 4 Löchern alle Möglichkeiten auf den Sieg verspielte.
"Nach 13 Jahren gehen mir die Optionen aus, ich habe alles probiert" resignierte er nach Augusta und fügt an "Es ist offensichtlich eine Kopfsache. Wenn du die Schläge nicht triffst, dann triffst du sie halt nicht. Es bringt dann auch nichts, noch mehr Runden zu drehen. Die Lösung ist einfacher, als sie aussieht"
Wird er "unvollendet" bleiben?
Sergio García ist ein genialer Golfer, er hat ein riesiges Talent und bewies bisher auch immer eine große Willensstärke. Mit nun 32 Jahren gehört er zu den etablierten Top Golfern der Welt. Allerdings wird er immer mit dem Makel behaftet sein, noch kein Major gewonnen zu haben.
Kein Major im Trophäenschrank? Ein Schicksal, das er im Übrigen mit Colin Montgomerie teilt. Der ebenfalls hochveranlagte Schotte ist aber 17 Jahre älter als García. Zeit genug also für Sergio, das einzige Makel seiner Karriere zu beseitigen. Und wer zweifelt wirklich daran, dass er eines Tages einmal das grüne Jacket überstreifen wird?
Zudem antwortete Sergio nach den resignierenden Aussagen in Augusta auf die Frage, ob er mit ein bisschen Abstand anders über die Situation denken wird, augenzwinkernd mit einem Lächeln: "Möglicherweise".