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Golf-Equipment

Der Smash Factor – Die Vision von 1,5

12. Okt. 2023 von Elena Reiter in Köln, Deutschland

Auf der Suche nach mehr Länge eine entscheidende Variable: Der Smash Faktor. (Foto: Getty)

Auf der Suche nach mehr Länge eine entscheidende Variable: Der Smash Faktor. (Foto: Getty)


Golf-Profis, Fitting-Studios und immer mehr Golftrainerinnen und -trainer verwenden Launch-Monitore zur Datengewinnung. Gemessen werden mit Hilfe dieser High-Tech-Messgeräte Daten zum Treffmoment. Dabei werden etliche, für das menschliche Auge unsichtbare Werte von Schlägerkopf und Ball gemessen. Einer dieser Messwerte ist der Smash Faktor.

Der Smash Factor - So simpel wie komplex

Der Smash Faktor stellt die Effizienz der Energieübertragung vom Schlägerkopf auf den Ball dar oder einfach ausgedrückt: Wie viel der Energie, die in den Schlag gesteckt wird, am Ende auch beim Ball ankommt. Er ist dabei für Golfer und Golferinnen ein spannender Wert, denn er stellt eine Relation der Geschwindigkeiten von Schlägerkopf und Ball dar.
Smash Faktor = Ballgeschwindigkeit : Schlägerkopfgeschwindigkeit
Das heißt, jeder Golfer und jede Golferin kann denselben Wert erzielen. Egal wie gut oder schnell jemand schwingen kann. Man kann daher mit der individuellen Schwunggeschwindigkeit die Schlagweite erhöhen, indem man den Smash-Faktor erhöht.
Ein Beispiel unserer Experten von HIO Fitting: Ein Spieler schwingt seinen Driver bei zwei Schlägen auf der Driving Range mit 100 mph. Den ersten Schlag trifft er nicht so gut und sein Ball fliegt mit einer Geschwindigkeit von 140 mph ab, also hat er einen Smash Faktor von 1,4. Den zweiten Schlag trifft er deutlich besser und er schickt seinen Ball mit 150 mph auf die Reise und hat daher einen Smash Faktor von 1,5.

Wieso spielen wir kein Equipment, welches auch einen Smash-Faktor über 1,5 möglich macht?

Der COR (Faktor der Wiederherstellung) eines Objekts A (=Golfschläger) beschreibt seine Fähigkeit, Energie an ein Objekt B (=Golfball) zu übertragen, wenn A und B aufeinanderprallen. Der COR wird in einem Wertebereich zwischen 0 und 1 ausgedrückt. Dabei bedeutet ein Wert von 0 einen Verlust der gesamten Energie beim Aufprall. (Ball würde nicht vom Golfschläger wegfliegen). Ein Wert von 1 drückt einen perfekt elastischen Stoß aus, bei dem die gesamte Energie auf den Golfball übertragen wird. Je weniger Energie im Treffmoment des Golfballs verloren geht, desto schneller und weiter kann der Ball fliegen. Der COR kann für alle Golfschläger gemessen werden, jedoch verbindet man ihn hauptsächlich mit dem Driver & Hölzern.

Wieso muss mich der COR-Wert als normaler Golfer interessieren?

In den 1990er und frühen 2000er-Jahren gab es durch neuartige Materialien und den immer größer werdenden Schlagflächen Jahr für Jahr einen enormen Distanzgewinn. Dem hat die USGA – als Regelhüterin des Golfsports – im Jahr 2003 einen Riegel vorgeschoben. Ein maximal zulässiger COR-Wert von bis zu 0,83 wurde als Obergrenze festgelegt. Dieser gilt bis heute auch für Amateure im Wettspiel und schiebt so der Materialentwicklung einen Riegel vor. Die Limitierung von 0,83 ist dabei exakt DER Wert der dafür zuständig ist, dass der Smash Faktor auf 1,5 limitiert ist.

Wie kann ich den Smash Faktor erhöhen?

Bei Eisen, Wedges oder Putter geht es hauptsächlich darum den Ball ganz genau in der Mitte zu treffen. Treffe ich den Ball eine Daumenbreite außerhalb der Mitte verliere ich bereits zehn Prozent der Energie.
Driver (und auch moderne Hölzer) sind wegen der besonders großen Schlagfläche und einem über die Schlagfläche optimierten Trampolineffekt anders zu betrachten. Die Reglementierung des Trampolineffekts hat dazu geführt, dass die Schlägerkopfhersteller moderne Schlagflächen so konzipieren, dass sie in der Mitte nicht das größte-mögliche, aber das gerade so erlaubte Limit von 1,5 liefern. Treffer von ein bis zwei Zentimetern neben der Mitte liefern trotzdem noch Idealwerte in puncto Ballgeschwindigkeit.

Ein Beispiel für eine moderne Technologie ist die VFT (=Variable Face Thickness). Dabei ist die Schlagfläche ganz in der Mitte minimal dicker und bremst das eigentlich „illegale Trampolin“ etwas. Dadurch wird exakt der erlaubte Smash-Faktor erzielt. Die dünnere Schlagfläche „um die Mitte herum“ liefert dank eines besseren Trampolineffekts immer noch Idealwerte.

Der optimale Smash Faktor beim Driver

Theoretisch liefern Treffer an der Spitze der Driver etwas höhere Ballgeschwindigkeiten (siehe Grafik unten). Das liegt an der größeren Distanz, die die Spitze des Schlägerkopfes zum Schaft hat, und an der Rotationsgeschwindigkeit. Die durchschnittliche Differenz von der Spitze des Schlägers zur Ferse beträgt 14 Prozent. Von einem höheren Smash Faktor zu sprechen wäre aber falsch, denn letztendlich ist dort lediglich die Geschwindigkeit des Schlägerkopfes größer. (Merke: TrackMan misst die Schlägerkopfgeschwindigkeit in der Mitte)
Unterschiedliche Geschwindigkeiten des Schlägerkopfes auf der Schlagfläche. (Foto: Trackman) Unterschiedliche Geschwindigkeiten des Schlägerkopfes auf der Schlagfläche. (Foto: Trackman)

Dynamischer Loft und Back-Spin – „effizienter schwingen“

Laut HIO Fitting unterschätzen die viele Golferinnen und Golfer diesen Effekt. Schnell schwingen und mittig treffen ist doch eigentlich alles, oder? Leider komplett falsch.
Zwei Schläge die mit der gleichen Schlägerkopfgeschwindigkeit und mittig getroffen wurden haben, nicht automatisch die gleiche Ballabfluggeschwindigkeit. Es geht viel mehr um die Effizienz. Die Energie des Schlägerkopfes (=kinetische Energie) überträgt zwei Energieformen auf den Golfball. Wie schon erwähnt ist eine der beiden Energieformen die kinetische Energie in Form von Geschwindigkeit. Während sich der Ball im Treffmoment auf der Schlagfläche deformiert und für mehrere Bruchteile einer Sekunde über die Schlagfläche rutscht bekommt er eine zweite Form von Energie: Spin (Drall) gemessen in „RPM“ (=Umdrehungen pro Minute).

Während bei einem Slice (Rechtskurve) der Ball nach oben über die Schlagfläche rutscht, bekommt er deutlich mehr Drall als bei einem geraden Schlag. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Schlagfläche „offen“ ist und dadurch der Schläger einen höheren Loft hat als beispielsweise bei einem Hook (Linkskurve).

Der dynamische Loft (Loftwinkel im Treffmoment) ist von vielen anderen Faktoren des Golfschwungs abhängig. Über ihn können in einer Fitting-Analyse die Idealwerte für Backspin, Ballspeed und Abflugwinkel in einer Fittinganalyse definiert werden, damit Golfschwung und Golfschläger die perfekte Symbiose für die maximale Schlagweite darstellen.

Nicht zu empfehlen: Weniger Loft und schwerer Driverkopf

Wie oben erwähnt spielt der dynamische Loft eine große Rolle dabei wie viel Energie an „Spin“ zu Lasten von „Speed“ auf den Ball übertragen wird. Da liegt es nahe auf einen Driver mit wenig Loft (statischem Loft) zu wechseln. In der Tat findet man in der Long-Drive-Szene oft Driver im Bereich von unter 6 Grad Loft. Diese Golfer haben jedoch eine Schlägerkopfgeschwindigkeit von über 140mph und in der Regel mehrere Versuche den Ball in einen sehr großen Zielkorridor zu bugsieren. Die Experten von HIO Fitting raten davon ab mit wenig Loft den Smash-Faktor zu maximieren, denn die Streuung wird enorm zunehmen und eine optimale Flugbahn kann damit von den meisten Golfern und Golferinnen nicht erreicht werden. Mit hohem Smash-Faktor flach ins Rough slicen ist also nicht sinnvoll.

Mehr Gewicht im Driverkopf ist eine zweite Möglichkeit die nur sportlichen Spielern und Spielerinnen zu empfehlen ist. Der Smash Faktor hängt auch vom Verhältnis der Gewichte von Schlägerkopf und Ball ab. Mit einem schwereren Schlägerkopf kann ich den Ball weiter schlagen. Jedoch werden die wenigsten Golfer und Golferinnen den Kopf am Ende noch auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigen können. Für schnelle Golfschwünge (über 100mph Schlägerkopfgeschwindigkeit) hat es sich bei HIO Fitting jedoch als ernsthafte Alternative erwiesen den Driver etwas kürzer zu bauen und den Kopf etwas schwerer zu machen. Durch den kürzeren Schaft wirkt sich das „Zusatzgewicht“ im Kopf nicht so extrem aus und der Ball kann kontrollierter in der Mitte getroffen werden. Auch auf der Tour sieht man kürzere Driver mit schweren Köpfen immer häufiger.

Der Smash Faktor bei anderen Golfschlägern

Wie oben besprochen hängt der Smash-Faktor sehr stark vom Loft-Winkel im Treffmoment ab. Daher sind auch nur mit dem Driver Werte von 1,5 erreichbar. Exemplarisch sind diese Werte mit den jeweiligen Schlägern und den dahinterstehenden Lofts möglich.

Schläger Driver Driver 2 Holz 3 Eisen 5 Eisen 8 Pitching Wedge
Loft 7 Grad 11 Grad 15 Grad 26 Grad 37 Grad 46 Grad
max. Smash Faktor 1,49 1,47 1,43 1,35 1,21 1,07

Für Golferinnen und Golfer, welche die Möglichkeit an Simulatoren oder Driving Ranges mit Launch-Monitoren zu trainieren, können „Smash“ (oder „Efficiency“) als Kriterium nutzen um sich persönlich zu verbessern und an den obigen Beispielen orientieren.
Smash-Faktor-Messungen
Letztendlich muss jedoch ein wichtiger Faktor klargestellt werden: Messwerte sind auch bei den teuersten Messgeräten nicht immer zu 100 Prozent valide.
Beispielsweise kann ein Foresight-Launch-Monitor je nach Konfiguration den Schlägerkopf an der Spitze oder in der Mitte messen und somit bei einem Schlag bereits Abweichungen von einigen Prozent haben.

Smash Faktor - Das Maß aller Dinge oder nur eine Orientierungshilfe?

Der Smash Factor ist also ein Wert, der sich aus verschiedenen Variablen zusammensetzt, aber einen entscheidenden Einfluss auf die Schlagdistanz hat. Neben dem individuell optimalen Equipment ist vor allem der optimale Treffpunkt ausschlaggebend. Spieler mit einer geringeren Schlägerkopfgeschwindigkeit können gleiche oder größere Weiten erreichen als Spieler mit einer höheren Schwunggeschwindigkeit, wenn sie über einen besseren Smash Factor verfügen. Oder um es mit Jack Nicklaus' Worten zu sagen: "Golf sollte vielmehr ein Spiel der Präzision als der Kraft sein."

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