Das Thema Nachhaltigkeit ist aktuell in aller Munde und spätestens seit der Leichtathletik-WM in Katar auch im Sportbereich angekommen. Denn in Doha wurde das Khalifa-Stadion bei 40°C Außentemperatur für die Dauer der Spiele auf angenehme 26°C herunter gekühlt, damit die Sportler die körperliche Belastung durchhalten. Auch wenn sich das Emirat (noch) nicht allzu viele Sorgen um seine natürlichen Ressourcen machen muss, so mutete die Situation schon surreal an. Nachhaltigkeit sieht anders aus!
Als langjährige Golfspielerin bin ich unlängst gefragt worden, wie sich denn der Golfsport mit Nachhaltigkeit verträgt. Spontan ging mir durch den Kopf: na, ganz wunderbar! Golf ist ein outdoor-Sport, Golfer sind Naturliebhaber, hier muss nix gekühlt oder erhitzt werden, unser „Rasen“ ist nach wie vor natürlich und nicht aus Kunstfaser wie bei den meisten neuen Fußballplätzen – was sollte davon bitteschön gegen die Umwelt sprechen?
Bei genauerem Hinsehen erkennt man allerdings, wie komplex das Thema tatsächlich ist
Vorweg sei gesagt, dass die aktuelle Ökobilanz der Mehrzahl der deutschen Golfanlagen laut DGV-Referent Marc Biber, entgegen hartnäckiger Vorurteile, durchweg positiv ist (pers. Anmerkung: Ich denke, dies trifft zweifelsohne dann zu, wenn das Areal zuvor einer landwirtschaftlichen Intensiv-nutzung unterzogen wurde oder die Alternative zum Golfplatzbau die Erschließung eines Gewerbe- oder Wohn-gebietes lautet). Denn im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft wird auf dem Golfplatz nur ein Bruchteil an Pflanzenschutzmitteln und Dünger eingesetzt. Die nachhaltige Pflege wird mittlerweile sehr ernst genommen und so bieten Golfplätze heutzutage nicht nur den Menschen einen idealen Ausgleichs- und Rückzugsort im Grünen, sondern haben sich im Idealfall zu wichtigen Ökosystemen und Landschaftsschutzgebieten entwickelt, in denen bedrohte Tier- und Pflanzenarten eine neue, ungestörte Heimat finden.
Um dies gewährleisten zu können, muss eine Golfanlage stets das Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und dem Anspruch seiner Mitglieder bzw. Gäste halten. Denn diese zahlen mitunter nennenswerte Beiträge und haben im Gegenzug dafür, zurecht, eine gewisse Erwartung. Ergo wird so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich in die Natur eingegriffen.
Umweltschützer argumentieren wiederum, dass die auf den Golfanlagen verwendeten Pestizide und Kunstdünger ins Grundwasser und über Insekten in die Nahrungskette gelangen. Das wird sicher in Teilen so sein, doch würde ein Golfclub zugunsten der Natur komplett auf jegliche Form von Unkrautbekämpfungsmittel verzichten, würde sich dies innerhalb kurzer Zeit auf den Zustand der Fairways und Grüns auswirken, da sich Klee, Moos & Co. naturgemäß seinen Weg suchen und ausbreiten. Hand auf’s Herz – keiner von uns Golfern möchte das! Die Frage ist, was verwendet wird und in welchem Maße, um einerseits den Platzzustand zu erhalten und andererseits dem natürlichen Kreislauf nicht zu schaden.
Aber fangen wir ganz vorne an…
In den meisten Industrienationen gelten strenge Auflagen für den Bau von Golfplätzen. So muss bspw. in Deutschland vor Baubeginn zunächst die hierfür benötigte Fläche bei der Bezirksregierung beantragt werden. Die Genehmigung erfolgt von der jeweiligen Kommune. Dies hat nicht zuletzt integrative Hintergründe, denn ein Golfclub soll die Menschen in der Region verbinden und nicht als isoliertes Kleinod agieren. Die Anforderungen an Standort, Bauweise, Vegetation, Wasserversorgung etc. sind genau festgelegt („Richtlinien für den Bau von Golfplätzen“, Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.). Moderne Golfanlagen unterliegen darüber hinaus auch umweltgerechten Vorgaben. Jegliche Nachhaltigkeits-Aspekte müssen seitens der Umweltbehörde ebenfalls zuvor genehmigt werden.
Auch für die Verwendung von Fungiziden/Pestiziden gibt es klare Vorgaben. In Deutschland ist über das Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) geregelt, welche Präparate zulässig sind. Und es wird kontrolliert.
In Deutschland prüft das Umweltamt regelmäßig. Rückstände aller verwendeten Mittel lassen sich noch bis 6 Jahre später im Boden nachweisen, dies ist also ähnlich einer Haarprobe beim Drogentest. Und auch in puncto Mengen hat in den letzten Jahren in den Clubs ein Prozess des Umdenkens stattgefunden. Wo in der Vergangenheit tatsächlich Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger quasi vorbeugend auf Golfplätzen verwendet wurden, werden besagte Mittel heute nur noch nach Bedarf eingesetzt und vorrangig auf den empfindlichen Grüns.
Golfplätze können sich zum Thema Nachhaltigkeit zertifizieren lassen
Der DGV hat bereits im Frühjahr 2005 ein umfangreiches Programm unter dem Namen „Golf und Natur“ aufgelegt. Das initiierte Konzept hat das Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung des Spiel- und Pflegebetriebes einer Golfanalage im optimalen Einklang mit der Umwelt. Seit März 2008 arbeiten der DGV und die DQS GmbH (Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Management-systemen) bei der Zertifizierung von Golfanlagen eng zusammen. Mittlerweile sind deutschlandweit bereits an die 175 Clubs im Rahmen dieses Programms ausgezeichnet worden. Bei aktuell 730 organisierten Golfanlagen ist das offen gestanden nicht viel, aber immerhin ein Anfang.
International wurde über ISO 14001 ein weltweit anerkannter Standard vereinbart, der jegliche Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem festlegt. Mithilfe dieser Norm können betreffende Organisationen nicht nur ihren CO2-Fußabdruck verkleinern, sondern sollen nach erfolgter Implementierung in der Lage sein, ihre Arbeitszeiten und Ressourcen effektiver zu nutzen, um somit die Effizienz des Unternehmens deutlich zu verbessern.
Darüber hinaus gibt es das GEO Foundation OnCourse®-Programm. Hier verpflichten sich die Teilnehmer ebenfalls dazu, ihre Maßnahmen in den wichtigsten Nachhaltigkeitsbereichen wie Natur, Wasser, Energie, Versorgungskette, Umweltschutz und sozialem Engagement kontinuierlich zu optimieren.
Aber wie seriös sind solche „Gütesiegel“?
Die Zertifizierungen erfolgen ausschließlich freiwillig. Und auch wenn sich die meisten Golfplätze in „unseren“ Zielgebieten wie Portugal und Spanien bereits dafür entschieden haben, stellt sich die Frage, wie und in welchem Umfang die Umweltmanagementpraktiken auch tatsächlich gelebt werden. Angeblich gibt es, wie so oft und überall, nach wie vor jede Menge schwarze Schafe, die sich weder an Gesetze noch Vereinbarungen halten. Frei nach dem Motto wo kein Kläger, da kein Richter…
Wasserkosten zählen zu den Hauptausgaben eines jeden Golfbetriebs
Einer der größten Knackpunkte im Rahmen des Golfsports ist das Thema Wasser. Um sich der Dimension bewusst zu werden, möchte ich folgende Zahlen aufführen: Weltweit gibt es 35.000 Golfplätze (Stand 2017; Quelle Golfsportmagazin). Europa verzeichnet davon immerhin 6.861 Golfanlagen. Die meisten Plätze verteilen sich logischerweise in den Regionen, wo der Sommer scheinbar ewig währt. Im Sonnenstaat Florida liegen alleine ca. 500 Golfplätze (was 34% aller Golfplätze der USA entspricht), die alle bewässert werden müssen. Innerhalb Europas ist Andalusien die Region mit der höchsten Dichte an Golfplätzen pro km². Zwei Drittel der über 100 Anlagen verteilen sich alleine entlang des Küstenstreifens der Costa del Sol. Bis auf die wenigen Clubs mit eigener Wasseraufbereitungsanlage wie bspw. Alcaidesa Golf (bei Gibraltar), müssen alle Einrichtungen extern versorgt werden.
Wie viel Liter pro Tag werden hierfür im Schnitt benötigt?
Der Wasserverbrauch für einen 18-Loch-Platz in Mitteleuropa, der während der Sommermonate gewässert werden muss, liegt typischerweise bei etwa 35.000 m3 pro Jahr (Quelle: wikipedia). Hier geht man von einem normalen Bewässerungszyklus aus (3x pro Woche), der sich vor allem auf die Grüns konzentriert. Fairways, Abschläge und ggf. sogar das Rough zu beregnen ist im Grunde reiner Luxus, der allerdings von Anlagen in südlichen Gefilden – um nicht zuletzt dem Anspruch der Spieler gerecht zu werden – in Kauf genommen wird. So kann der jährliche Wasserbedarf eines Golfplatzes in Südeuropa schnell auf das Zehnfache und mehr ansteigen.
Im Vergleich dazu: der durchschnittliche Wassersverbrauch pro Kopf und Tag liegt in Deutschland bei 127 Liter. Ein Swimmingpool verliert im Sommer alleine durch Verdunstung (abhängig von Wassertemperatur, Lufttemperatur, Wind, relative Luftfeuchte etc.) im schlechtesten Fall bis zu 12 Liter pro m² Wasseroberfläche und Tag. Das sind bei einem Freibadbecken (10x25m) 3.000 Liter täglich, also 90m³ im Monat. (Quelle: https://www.delfin-wellness.at/aktuell/blog/)
Alleine in Spanien gibt es weit über 300 Golfplätze. Wenn man also den jährlichen Wasserbedarf auf die Gesamtzahl dieser Plätze hochrechnet, kommt man in unüberschaubare Dimensionen, welche Mengen an Wasser einzig für den Betrieb dieser Golfanlagen benötigt werden. Moderne Anlagen mindern zwar den Verbrauch durch den Einsatz spezieller Sprinklerköpfe, die Anbindung an Wettersatelliten, unterirdische Drainagesysteme sowie moderne Computersteuerung, doch damit alleine ist es nicht getan – für die Versorgung durch Wasserunternehmen bedarf es jeder Menge Technik, Energie und Logistik. Eigene Wasseraufbereitungsanlagen bedeuten für die Clubs ebenfalls einen enormen Invest. Dass sich die Kosten, egal für welche Variante, wiederum auf die Greenfee-Preise auswirken, ist, wie ich meine, nachvollziehbar.
Doch auch wenn die meisten Clubs in Deutschland, da älteren Baujahrs, weder über eigene Fairway-Beregnungsanlagen, geschweige denn über die moderne wasserverbrauchsmindernde Technik verfügen, so wäre in unseren Breiten zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich das Wasser an sich noch gar nicht mal das Hauptproblem, sondern vielmehr die Stromkosten für die elektrischen Pumpen, die Tag und Nacht laufen!
Was bedeuten die Extremsommer für uns?
Spätestens seit den beiden Rekordsommern 2018+2019 stehen auch die Clubs in Deutschland vor einer riesigen Herausforderung. Denn plötzlich war auch hier eine tägliche Bewässerung der Anlagen notwendig. Hierfür wurden die vorhandenen Drainagebrunnen bzw. „Beregnungsteiche“ der Golfanlagen abgepumpt (Regen- und Sickerwasser). Laufen diese leer, muss mit Trink- bzw. Grundwasser nachgefüllt werden (pers. Anmerkung: die Nutzung von Trinkwasser für die Bewässerung von Golfplätzen ist bspw. in Südeuropa strengstens verboten!). Die Grundwasserentnahmemenge unterliegt allerdings der Genehmigung der örtlichen Behörde und ist reglementiert (dies scheint übrigens innerhalb der EU überall gleich zu sein). Der Verbrauch ist messbar, Schummeln ist hier also nicht möglich!
Ein zu hohes Abpumpen des Grundwasserspiegels trocknet die Landschaft aus und kann im schlimmsten Fall zum Absacken des Bodens führen, wodurch naheliegende Gebäude/Wohnhäuser einsturzgefährdet werden und die Gegend aus Sicherheitsgründen nicht mehr bewohnbar wäre.
In Regionen die nahe am Meer liegen birgt das zu hohe Absenken des Grundwasserspiegels ein weiteres Risiko. Denn durch den Rückzug des Grundwassers dringt vermehrt Salzwasser in den Untergrund ein und führt zu Brackwasser. Um dieses wiederum aufzubereiten bedarf es spezieller Meerwasserentsalzungsanlagen, die einerseits sehr teuer sind und darüber hinaus für einen massiven CO² Ausstoß sorgen.
Im Übrigen kann die Wasserbehörde die Grundwasserentnahme jeder Zeit untersagen – bspw. dann, wenn dieses für andere Zwecke dringender benötigt wird, wie zur Löschung eines Waldbrands. Und dies ist selbst in Deutschland leider keine Seltenheit mehr.
Normalerweise gleichen die natürlichen Herbst- und Winterniederschläge die vorangegangenen Grundwasserverluste wieder aus, doch ist der Bedarf im folgenden Sommer erneut höher als das, was im Winter nachgeflossen ist, dreht sich die Spirale jedes Jahr weiter nach unten...
Als ergänzende Methode solche Hitze- und Trockenperioden zu überstehen ist die Schnitthöhe der Mäh-Maschinen heraufzusetzen bzw. die Fläche des Rough zu erweitern, so dass durch die Bildung von Tau- und Kondenswasser an den Halmen der Platz auf natürliche Weise weniger austrocknet. Der höhere Schnitt bei den Greens korreliert natürlich mit einer geringeren Ball-Rollgeschwindigkeit und auch die hoch stehenden Roughs und engen Fairways treffen bekanntlich nicht bei allen Golfern auf Gefallen.
Mit der Wahl der richtigen Grassorte kann bis 50 % Wasser gespart werden
Eine weitere Maßnahme, wie sich Golfplätze den extremen klimatischen Bedingungen anpassen, ist die Wahl der Grassorten. Hier unterscheidet man zwischen „cool season grasses“ und „warm season grasses“, also Gräsern die mit kühleren bzw. heißen Temperaturen zurechtkommen. Einige dieser „warm season“ Gräser werden im Winter braun, was Golfspieler bisweilen zu der falschen Annahme gelangen lässt, das Gras wäre tot und der Golfplatz somit schlecht gepflegt. Tatsächlich sind aber die Spieleigenschaften dieser Gräser – unabhängig von ihrer Farbe – zu jeder Jahreszeit identisch.
Auch wenn es keinerlei Gesetzesvorgaben gibt, so ist es alleine schon im Sinne eines effektiven Course-Management sich für eine Sorte zu entscheiden, die langfristig weniger Wasser und Pflege bedarf.
Dazu muss man wissen, dass eine Rasenpflanze bis zu 90 % aus Wasser besteht. Die in unseren Breitengraden vermehrt eingesäten Sorten gehören zu den „cool season grasses“. Bei einer Temperatur von 20 Grad benötigt ein Quadratmeter Rasenfläche dieser Art täglich 2 Liter Wasser. Steigen die Temperaturen an die 30 Grad, werden bereits 5 Liter/Quadratmeter benötigt. Wind erhöht den Wasserbedarf zusätzlich. Lufttemperaturen von 40 Grad bzw. Bodentemperaturen um die 50 Grad bedeuten den Hitzetod der Rasenpflanze, da überlebenswichtige Proteine zerstört werden.
Trifft auf unsere Region nicht zu? Doch! Tatsächlich können auch hier an heißen Sommertagen Bodentemperaturen von 50 Grad und mehr schnell erreicht werden, alleine wenn die Flächen ganztägig der Sonne ausgesetzt sind und insbesondere in Hanglagen und mit Süd-Ausrichtung.
In besonders heißen Regionen wie den Emiraten ist man bereits einen Schritt weiter. Hier wurden inzwischen alle Fairways auf Paspalum-Gras umgestellt, eine äußerst robuste Grassorte, die in Mengen sogar Salzwasser verträgt. Darüber hinaus werden heutzutage in den Unterbau des Golfplatzes HighTech-Mineralarten wie bspw. Zeolite eingebaut. Diese Mineralien verhindern den zu schnellen Abfluss des Wassers und halten die Nähr- und Düngestoffe besser an den Wurzeln.
Eine herausragende Rolle wird nach Meinung vieler Experten die Verwendung von Klärwasser spielen. Da das Abwasser aus Industrie und Haushalten in Kläranlagen nur von den schädlichsten Stoffen gereinigt wird, hat es keine Trinkwasserqualität und wird am Ende in Flüsse oder andere Gewässer eingeleitet. Nutzt man dieses Wasser jedoch zur Bewässerung von Golfplätzen, so wird es beim Einsickern in die Böden durch die dichten Rasensorten und den qualitativ hochwertigen Untergrund gereinigt und kommt am Ende sogar dem Grundwasser zugute.
Auf Mallorca sind die Golfclubs bereits seit 20 Jahren per Gesetz dazu verpflichtet, ausschließlich Klärwasser für die Bewässerung ihrer Plätze zu nutzen. Allerdings stammen die meisten Kläranlagen aus den 60er Jahren und sind somit auf die heutzutage benötigten Wassermengen nicht ausgelegt. Dies hat wiederum zur Folge, dass das geklärte Wasser salzhaltig bleibt, was auch die Böden nicht herausfiltern können und sich letztendlich negativ auf das Grundwasser auswirkt. Finanziell besser gestellte Clubs wie Alcanada haben das Privileg einer eigenen Entsalzungsanlage, die zwischen-geschaltet wird. Eine weitere Herausforderung hiernach ist allerdings die Entsorgung des entstandenen Endproduktes Salz. Ob man dieses ohne weiteres zurück ins Meer führen kann und welche Auswirkungen das ggf. auf die Unterwasserwelt hat, bleibt zu klären.
Golfanlagen bieten Lebensraum für Flora und Fauna
Aber Golfplätze bieten weit mehr als nur gepflegte Fairways und akkurat geschnittene Grüns. In Schottland gehören sie praktisch zum natürlichen Erscheinungsbild der Landschaft. Nicht umsonst sind die heiligen Fairways des legendären Royal St. Andrews Old Course sonntags für jedermann begehbar – selbst mit Hund. Ein Paradies für Spaziergänger!
In Gebieten, wo sich der Golfplatz inmitten von zersiedelten Gebieten oder stark ausgeräumten landwirtschaftlichen Flächen befindet, stellt er sogar ein Rückzugsgebiet für Flora und Fauna dar. Und tatsächlich gibt es Fälle, wo der Bau eines Golfplatzes zu einer Art „Renaturierung“ der Region geführt hat, so z.B. wenn eine ehemals eingeebnete landwirtschaftliche Nutzfläche, Kiesgrube oder Mülldeponie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde (so geschehen mit GC Altenhof, GC Emstal, GC Urloffen). Denn Golfanlagen verfügen über eine weitaus größere Biodiversität als andere Nutzflächen.
Konkret bedeutet das: Eine 18-Loch-Anlage umfasst inklusive Infrastruktur (Clubhaus, Parkplatz etc.) etwa 50 bis 70 Hektar Land. In Deutschland muss ein Golfplatz prozentual zu seiner Fläche für eine ökologische Ausgleichsfläche sorgen. So besteht ungefähr die Hälfte der Gesamtfläche aus „Rough“ oder Waldsäumen, also komplett natürlich belassene Areale zwischen den einzelnen Spielbahnen. Darüber hinaus werden bei der Planung gerne weitere naturnahe Landschaftselemente wie Hecken, Teiche, Biotope, Streuobst- und Wildwiesen berücksichtigt. Hier kommen grundsätzlich überhaupt keine Pflanzenschutzmitteln oder Dünger zum Einsatz. Die Natur kann sich frei entfalten und jegliche Nutztiere, Federvieh oder Kleinwild finden einen ungestörten Rückzugsort. Als Ergänzung dazu haben viele Golfanlagen auf Ihren Arealen Bienenhäuser aufgestellt. Die nimmermüden Völkchen freuen sich über eine Vielfalt an Obstbäumen und Wildblumen – und die Clubmitglieder über schmackhaften Honig.
Aber auch im laufenden Betrieb wird sich zugunsten der Natur umgestellt
So haben bereits diverse Clubs auf ihrem Platz Wasserspender aufgestellt, um der irrsinnigen Flut an Plastikflaschen entgegen zu wirken. Durch Photovoltaik-Anlagen soll der eigene Strom-verbrauch ausgeglichen und auch die Buggys auf Ökostrom anstelle Benzin umgestellt werden. Naturgolfplätze in Irland und Australien sind schon lange dafür bekannt, dass Sie Schafe zum Mähvorgang nutzen. Andere Clubs stellen Ansitze für Greifvögel auf oder bieten Nisthilfen für Störche.
In Greeneagle (bei Hamburg) werden neben besagten Schafen neuerdings auch eigene Hühner auf der Anlage gehalten, die sich über einen Teil der Küchenabfälle aus der Clubgastronomie freuen („Zero Waste“) und wiederum die Bio-Speisekarte des Clubs bereichern. Der Stuttgarter GC Solitude hat in Zusammenarbeit mit der GreenCycle GmbH eine Lösung gefunden, wie aus dem Grünschnitt des Clubs Papier entstehen kann – aus dem so gewonnen Graspapier sollen künftig die clubeigenen Score-Karten und Speisekarten produziert werden. Die einzelnen Maßnahmen der jeweiligen Golfanlagen sind mannigfaltig.
Ein Fallbeispiel – Espiche Golf (Algarve)
Ein besonders positives Beispiel dafür wie sich Golf & Nachhaltigkeit aktiv miteinander verbinden lassen ist Espiche Golf an der Algarve. Der Platz wurde 2012 eröffnet und gehört somit zu den aktuell jüngsten Golfprojekten Portugals.
Der 18-Loch-Golfplatz aus der Feder des Südafrikaners Peter Sauermann liegt nur fünf Minuten außerhalb des quirligen Städtchens Lagos, inmitten eines Naturreservats. Der Par 72- Parklandcourse wurde scheinbar mühelos in die umliegende Landschaft integriert. Seine sanft ondulierten Bahnen führen vorbei an mehreren Seen und Bächen, umgeben von Weinbergen und stets mit Blick auf das majestätische Monchique-Gebirge.
Der Firmenphilosophie in Sachen Schutz und Erhaltung der Natur folgend, wurde bei der Planung und Realisierung des Platzes bewusst darauf geachtet, die heimische Flora und Fauna im Einklang mit dem Naturschutz zu bewahren. Durch das Pflanzen von neuen Baumgruppen und extra hitzetoleranten Gräsern in die bestehende Landschaft wurde nicht nur die biologische Vielfalt der Region bereichert, sondern ein ganzes Naturschutzgebiet geschaffen, das darüber hinaus hilft, die Umwelt vor weiterer Erosion zu schützen.
Portugal und die Algarve leiden seit nunmehr 5 aufeinander folgenden Jahren unter den Folgen einer schweren Dürre. Um den laufenden Wasserverbrauch der Anlage möglichst gering zu halten, wurden besonders hitzebeständige Grassorten wie Bermuda und Paspalum gewählt, wodurch der Wasserjahresverbrauch (aktuell zwischen 190.000 und 230.000 m³) im Vergleich zu anderen Plätzen in der Region bereits um bis zu 1/3 reduziert werden konnte. Künftiges Ziel ist die Einsparung von weiteren 25% des jährlichen Wasserverbrauchs.
Aber auch beim Bau des Clubhauses wurde sowohl auf die Auswahl der Baumaterialien als auch auf das Ressourcenmanagement Bezug genommen. So stammt jegliches im Bauwerk verbautes Holz aus nachhaltigen Quellen und wurde ausschließlich lokal verarbeitet. Wärmepumpen sorgen mit thermischer Energie für die Klimatisierung des Gebäudes. Nicht ohne Grunde wurde das Espiche Clubhouse (samt „Gecko Restaurant“, Bar, Restaurant und Pro Shop) bereits international sowohl für seine Architektur als auch für seine Umwelteffizienz ausgezeichnet.
Anfang 2020 wird Espiche Golf über eine eigene Photovoltaikanlage versorgt. Auf einem angrenzenden Grundstück werden hierfür insgesamt 80 Solarmodule installiert, so dass die Energieversorgung des Platzes und des Clubhauses sodann tagsüber passiv erfolgt. Als weitere Maßnahme werden in Kürze auf dem Parkplatz zwei Ladegeräte für Elektroautos installiert.
Eine weitere Richtlinie von Espiche Golf ist die Anstellung von ausschließlich lokalen Mitarbeitern, um gleichzeitig auch die Wirtschaft der Region zu fördern. Parallel dazu laufen Golf-Förderprogramme mit den örtlichen Schulen. Espiche Golf kann sich daher zu Recht als „Golf-Öko-Resort“ bezeichnen.
Kleinvieh macht auch Mist
Nach all den positiven Meldungen zum Thema Golf & Nachhaltigkeit möchte ich mit den kleinen Dingen des Sports schließen, die nur zu leicht übersehen werden. Unverzichtbar für das Spiel eines jeden Golfers sind seine Golfbälle und Tees.
Ein Golfball besteht aus einer harten Kunststoffschale mit unterschiedlichen Kernen. Neben Hartgummikernen werden zunehmend auch Mehrschichtkerne u.a. aus (Flüssig-)Metall genutzt. Alle verwendeten Materialien werden heutzutage synthetisch hergestellt. Holz, Naturkautschuk und Leder, wie es ganz früher der Fall war, werden schon lange nicht mehr verwendet, denn die Materialien und ihre Materialstärken beeinflussen die Spieleigenschaften wesentlich und so arbeiten die Hersteller fortlaufend an der Optimierung dieser kleinen weißen Kugel.
Bis ein solch hochentwickelter Ball aus dicht zusammengepressten Kunststoffen vollständig kompostiert, vergehen bis zu 1.000 Jahre. Und während dieses unvorstellbar langen Zersetzungsprozesses treten hochgiftige Stoffe aus dem Ball aus und in die Natur ein, wodurch die Pflanzen- und Tierwelt sowie unzählige Mikroorganismen, die es ja eigentlich zu schützen gilt, in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Problem wäre vielleicht weniger beachtenswert, wenn die Halbwertszeit eines Golfballs länger wäre. Doch tatsächlich schaffen es einige Bälle sogar nur wenige Sekunden über den Platz, bis sie sich unwiderruflich in den nächsten See oder Wald verabschieden.
Es heißt ein Golfball sollte nach 5 Runden ausgetauscht werden, da Kern und Schale durch die einwirkenden Schlagkräfte in Mitleidenschaft gezogen werden und die Qualität des Balles, ggf. durch zusätzliche Katschen an der Außenhülle, nachlässt. Natürlich empfindet das nicht jeder Hobbygolfer als so dramatisch und spielt den Ball so lange, bis er ihn verliert. Aber nehmen wir an, ein Golfer benötigt im Jahr 24 Golfbälle. Bei weltweit 60 Mio. registrierten Golfern (Stand 2017; Quelle Golfsportmagazin) sind das 1,4 Milliarden Bälle. Jedes Jahr. Natürlich werden viele davon wieder gefunden (auch die Wasserhindernisse auf den Golfanlagen werden regelmäßig von Bällen gereinigt), aufbereitet und als „Lake Balls“ oder „Bälle mit Flugerfahrung“ wieder verkauft. Nichts desto trotz verbleibt ein Großteil davon in der Natur, wird vielleicht beim nächsten Mähgang geschreddert und dringt früher oder später in das Bodenreich ein. Hinzu kommen die ca. 6.000 Range Bälle, die ein Club zu Trainingszwecken braucht und die ebenfalls alleine aus Verschleißgründen alle 2-3 Jahre ausgetauscht werden müssen.
Gleiches gilt für die Tees. Wurden diese früher ausschließlich aus Holz gefertigt, so hat auch hier schon lange der Kunststoff übernommen. Sicherlich kann man argumentieren, dass die Lebensdauer eines Plastiktees wesentlich länger ist als die eines Holztees, doch auch hiervon verbleiben wahnsinnig viele (in einem Stück oder zerschlagen) in der Natur und landen im schlimmsten Fall im Magen der auf dem Golfplatz lebenden Tiere. Und Bilder von an Plastik verendeten Lebewesen sind uns allen hinlänglich bekannt.
Was bedeutet das für uns Golfer?
Niemand kann oder möchte die Zeit zurück drehen und die damit einhergegangene industrielle Entwicklung rückgängig machen. Das Golfspiel ist unbestritten eine tolle Sportart. Doch vielleicht sollten wir alle bewusster damit umgehen und die Dinge nicht als selbstverständlich hinnehmen.
Amer Sports hatte unter seiner Marke Wilson bereits vor einigen Jahren einen „Eco Friendly“ Golfball auf den Markt gebracht. Die verwendeten Materialien inkl. der Verpackung waren ausschließlich aus recycelten Ressourcen hergestellt, doch leider wurde der Ball vom Endverbrauer nicht wie erhofft angenommen. Vielleicht war die Zeit hierfür noch nicht reif? Adidas hat unlängst erklärt, dass sie 11 Mio. Sportschuhe aus recycletem Material produzieren werden, um den kontinuierlichen Anstieg von Kunststoffabfällen in den Ozeanen einzudämmen. Bis 2024 will das Unternehmen in der Lage sein, ausschließlich 100% recyceltes Polyester für die Herstellung all seiner Bekleidung und Schuhe zu verwenden. So wurde darüber hinaus eine Charta für nachhaltige Mode zugunsten des Klimas unterzeichnet, worin sich adidas verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 30% zu reduzieren.
Was kann ich als einzelner schon ausrichten, denken sich 60 Mio. Golfer weltweit
Unabhängig von der Wahl von „Fair Trade“ Mode bzw. Sportbekleidung ist es sicherlich ein Leichtes, im Kleinen anzufangen. Vielleicht mache ich mir auch auf der nächsten Spaßrunde die Mühe und suche im Rough nach meinem Ball, anstelle einfach einen Neuen zu droppen – nicht nur der Kosten wegen, sondern der Natur zu Liebe. Vielleicht kaufe ich zwischendurch auch mal einen Beutel gebrauchte Bälle und verwende nur auf den Turnieren meine neuen Pro V1. Vielleicht achte ich auch bei der Auswahl der Accessoires mehr auf das Material. Muss es wirklich der günstige Ballmarker aus Plastik sein? Vielleicht sind meine nächsten Tees aus Bambus und meine nächste Pitchgabel aus lang haltbarem Metall. Vielleicht besorge ich mir eine Mehrweg-Sportflasche und befülle diese regelmäßig mit Wasser, anstelle jede Runde auf’s Neue mehrere Einmal-Plastikflaschen im Bag zu horten, die anschließend im Müll landen. Vielleicht hebe ich auch mal die Verpackung eines Müsliriegels vom Fairway auf und entsorge diese im nächsten Mülleimer, auch wenn sie nicht von mir ist. Vielleicht versuche ich ganz einfach, grundsätzlich so wenig Spuren auf dem Platz, respektive in der Natur, zu hinterlassen wie nur möglich.
Zur Autorin: Natalie Zahn arbeitet für OLIMAR Reisen (Köln) im Golfreisebereich.
OLIMAR hat sich bereits vor einigen Jahren von TourCert zertifizieren lassen. Wir haben im Büroalltag verschiedene Nachhaltigkeits-Maßnahmen umgesetzt, unterstützen atmosphair, verwenden für die Produktion unserer Kataloge Papier aus verantwortungsvollen Quellen und supporten diverse Projekte im Ausland, wie bspw. Beach Clean-Ups oder ein Wiederaufforstungsprogramm an der Algarve (Operação Montanha Verde). Auch bei der Wahl unserer give-aways achten wir auf Material und Herstellungsland, so stammen bspw. die Golf-Tees, die wir an unsere Golfgäste und Reisebüropartner verschenken, aus unbehandeltem Holz aus nachhaltiger Aufforstung. Und auch zahlreiche OLIMAR-Partnerhotels zeichnen sich durch eine Vielzahl von ökologisch verträglichen Maßnahmen aus, verhalten sich ressourcenschonend, umweltfreundlich und übernehmen soziale Verantwortung.