Simples Rezept: Alle Golfwelt rätselt vor dem 43. Ryder Cup, wie die Streithähne Bryson DeChambeau und Brooks Koepka in Whistling Straits miteinander umgehen, nachdem sie sich den ganzen Sommer über gezofft haben wie die Kesselflicker. Steve Stricker, der Skipper des US-Teams, hofft darauf, dass die beiden Alpha-Egos das ihm gegebene Wort halten und ihren Zwist zum Wohle des Teams hintanstellen. Doch Trainerlegende Butch Harmon bezweifelt das. Getreu des geflügelten Goethe-Worts „Die Worte hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ aus dem „Faust“ schlägt der 78-jährige Coach eine eher brachiale Lösung vor. „Donnerwetter noch mal, ,Strick’ sollte die beiden einfach am Freitag im ersten Match gemeinsam auf den Platz schicken. Und vorher würde ich ihnen eine Standpauke halten: Kriegt Eure Ärsche hoch, reißt Euch zusammen, geht spielen und holt verdammt noch mal einen Punkt!“, wetterte Harmon im Podcast seines Sohns Claude Harmon. Und: „Euren Krieg könnt Ihr nächste Woche fortsetzen. Jetzt geht es nicht um Euch, sondern um den Ryder Cup, ums Team, um Rot, Weiß und Blau, um die USA.“ So einfach könnte es sein, und Butch Harmon fände es „cool“. Bleibt die Frage, ob „Nice Guy“ Stricker selbst den A… für so eine Ansage hat.
Sonder-Einreiseerlaubnis für Spielerfrauen
Familienzusammenführung: Die Ehefrauen oder Lebenspartnerinnen der europäischen Ryder-Cup-Teammitglieder müssen das Duell in Whistling Straits nicht vor dem Fernseher verfolgen, sondern können live dabei sein. Nach Verhandlungen zwischen US-Botschaft, European und PGA Tour dürfen die Damen – so sie denn nicht ohnehin in den USA leben – trotz des noch geltenden Corona bedingten Einreiseverbots für Europäer in die Staaten fliegen. Der Sonder-„Sammelflug“ für 200 Passagiere ist heute morgen im englischen Heathrow gestartet. An Bord neben den Damen auch die nach der BMW PGA Championship in Europa verbliebenen Protagonisten des Titelverteidigers: Teamchef Padraig Harrington, Lee Westwood, Tyrrell Hatton, Tommy Fleetwood, Bernd Wiesberger, Shane Lowry, ihre Caddies sowie die Vize-Kapitäne um Martin Kaymer – und nicht zuletzt der Ryder Cup.
Koepka auf der Jagd nach Woods und Nicklaus
Großes Vorhaben: Das Handgelenk ist wieder in Ordnung, und Brooks Koepka hat große Ziele. Zum Ryder Cup hat er sich hinlänglich geäußert, zum Zoff mit Bryson DeChambeau auch – für den Hünen aus Florida gibt es ohnehin wichtigeres: Majors, eh die einzigen Turniere, die ihn wirklich interessieren. Tiger Woods wolle er definitiv einholen, sagte Koepka dieser Tage. „Ich glaube fest daran und wüsste nicht, was mich aufhalten sollte.“ Sowieso: „Ich bin 31 Jahre alt, vier Majors habe ich schon. Wenn ich in den nächsten 14 Jahren jährlich eins gewinne, dann schaffe ich sogar den Rekord von Jack Nicklaus.“ Das klinge vielleicht großspurig, „doch so denke ich nun mal. Wenn du nicht daran glaubst, dass du gewinnen kannst, solltest du gar nicht erst an den Start gehen. Manche Leute mögen damit zufrieden sein, Zweiter zu werden: Aber im Sport gibt es entweder Sieger oder Verlierer. Du bist der eine oder zählst zu den anderen.“
Mickelson und sein „schlimmer, schlimmer“ Ball
Fundsache: „Was für ein schönes Souvenir!“, mag sich einen freiwillige Helferin bei der Fortinet Championship gedacht haben, als sie in der Lücke zwischen zwei Zuschauerzelten am 18. Fairway einen vermeintlich verwaisten Golfball fand. Freilich, dabei handelte es sich um die Murmel von Phil Mickelson, der seinen Abschlag mächtig verzogen hatte. Und so stand sie nun da, als „Lefty“die Szenerie betrat, hatte den Ball in der Hand, lachte verlegen und murmelte „schlimm, schlimm“. Mickelson indes bewahrte die Fassung, unterbrach den Monolog, ließ sich die ungefähre Stelle des Ballfunds zeigen, droppte einen neuen und ließ die Helferin den ursprünglichen behalten: „Schönen Tag noch.“
Zahlenspiele zur Performance der Teams
Papierform: Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache – Team USA ist der überwältigende Favorit für den 43. Ryder Cup. Ein paar Rechenspiele gefällig? Auf den 6.757 Metern am Lake Michigan (Par 71) braucht es Länge, und davon haben die Amerikaner reichlich. Steve Strickers Dutzend bringt es in der Durchschnitts-Drive-Distanz auf 305,2 Yards (279,1 Meter); dabei ist – natürlich – Bryson DeChambeau mit durchschnittlich 295,9 Metern vom Tee der Längste und Collin Morikawa mit 269,9 Metern der Kürzeste. Demgegenüber bringen es die Europäer auf einen Gesamtdurchschnitt von 275,2 Metern – das mögen nur knapp vier Meter weniger sein, aber jeder Zentimeter zählt. Rory McIlroy führt das Weiten-Ranking mit 291,6 Metern an, Schlusslicht ist Ian Poulter mit 260,7 Metern.
Interessant ist auch die Addition der Weltranglisten-Plätze: Die Gastgeber, die mit acht Aktiven aus den Top-Ten antreten und deren „Schlechtester“ Scottie Scheffler mit Rang 21 ist, bringen es auf die Zahl 108. Die Europäer, die nur den Weltranglisten-Ersten Jon Rahm ganz vorn dabei, andererseits mit Bernd Wiesberger den 61. im Team haben, kommen in Summe auf 361. Aber wie heißt es so schön: Die Wahrheit liegt auf dem Platz.
Kinofilm über das „The Phantom of The Open“
Spoiler-Alarm: Erinnern Sie sich an „Eddie the Eagle“, den legendären englischen Skispringer? Sogar ein Kinofilm wurde dem Rotschopf mit den balkendicken Brillengläsern gewidmet. Im November flimmert die nächste schräge Type über die große Leinwand: Maurice Flitcroft, den sie in den 1970er-Jahren als „weltschlechtesten Golfer“ bezeichneten – unter anderem, weil er sich zum Professional erklärte, ohne jemals einen Schläger in der Hand gehabt zu haben. Der Engländer war Kranführer und Kettenraucher und nahm 1976 tatsächlich an der Open Championship in Royal Birkdale teil. Seinetwegen wurden anschließend die Teilnahmekriterien geregelt, worauf es Flitcroft fürderhin unter falschen Namen versuchte – Gene Paycheki, Gerald Hoppy, James Beau Jolley. Für solche skurrilen Storys haben die Briten ein Faible, und deswegen wurde Flitcrofts Autobiographie „The Phantom of The Open“ jetzt verfilmt, die Hauptrolle spielt Charakterdarsteller und Oscar-Preisträger Mark Rylance.
Schlaglängen: „Wir“ gegen Dustin Johnson
Netzfund: Der Countdown läuft, in Whistling Straits geht’s bald zur Sache – da kommt dieser lustige Schlaglängenvergleich genau richtig. Maßstab auf der Profiseite ist Dustin Johnson, der seinen fünften Ryder Cup bestreitet; dem gegenüber steht „Unsereins“, dessen Distanzen von allerlei Unbilden beeinträchtig werden – siehe die wirklich witzigen Anmerkungen. Bloß das Siebener-Eisen funktioniert einigermaßen zuverlässig – wer kennt das nicht …
Steve Stricker voll des Lobs für Bernhard Langer
Strahlkraft: Er ist nicht dabei, drückt aber sogar diesem 43. Ryder Cup auf gewisse Weise einen Stempel auf – Deutschlands scheinbar altersloser Altmeister Bernhard Langer, der bei den PGA Tour Champions trotz seiner 64 Jahre nach wie vor ganz vorn mitschwingt und nicht nur auf dem Ü50-Circuit manch deutlich Jüngeren alt aussehen lässt. Damit beeindruckt „Mr. Consistency“ sogar den US-Teamchef Steve Stricker. „Als Jugendlicher wollte ich immer werden wie er“, sagt der 54-Jährige über das Vorbild Langer. „Und heute schauen wir voller Staunen zu, was er immer noch zu leisten in der Lage ist.“
Auflockerung für Couch Potatoes
Zum Schluss: Es ist Ryder-Cup-Woche, und spätestens am Freitag hängt jeder Golfer vor dem Fernseher, der was auf sich hält, um das Geschehen in Whistling Straits zu verfolgen. Wie wär’s dann zur Abwechslung mal mit diesem auflockernden Intermezzo, das sich „Coach Rusty“ für Couch Potatoes im „Binge Watching“-Modus ausgedacht hat?