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Ryder Cup

Das Momentum, dieses flatterhafte Ding

01. Okt. 2012 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

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Martin Kaymer for Team Europe: Wenn das kein launisches Momentum war.  (Foto: Getty)

Wer oder was so alles mitspielt bei einem Ryder Cup: Die heimischen Fans als 13. Mann, ein allseits im Sport bekannter Umstand; der Head-Greenkeeper, weil er den Platz nach Maßgabe des gastgebenden Kapitäns manikürt – macht 14. Und dann ist da noch dieses ominöse 'Momentum', das in den Tagen von Medinah inflationär oft erwähnt wurde, bei dem aber nicht wirklich feststeht, auf wessen Seite es wann und wie lange steht.

Jener unmerkliche Augenblick, der beflügelt

Kümmern wir uns also, Achtung Kalauer, einen Moment um: das Momentum. In der Physik sagt Momentum etwas über die Antriebskraft oder das Drehmoment; Psychologen definieren damit die kleinste wahrnehmbare Zeiteinheit, für Menschen rund eine Achtzehntelsekunde. Im Sport ist Momentum jener oft unmerkliche Augenblick, wo man wieder an sich glaubt, ab dem alles auf einmal wie geschmiert läuft.

Obwohl es an den ersten beiden Tagen so gut lief: Bubba Watson und das US-Team müssen am Sonntagabend getröstet werden. (Foto: Getty)

Vom Wortstamm her neutral, ist dieses Phänomen freilich alles andere als die Schweiz der Sport-Psychologie. Eher so was wie eine CD mit Steuersünder-Daten, also käuflich. Das Momentum lässt sich nämlich ködern. Es reagiert auf Hingabe, auf Leistung. Es gesellt sich gerne denen zu, die es mit Großtaten einladen: Mit einem grandios versenkten Putt wie dem von Rory McIlroy auf Loch 13 der Samstags-Fourballs beispielsweise. Dann verschenkt das Momentum seine Gunst sogar solidarisch: Immerhin befeuerte es – vermutlich nach der Devise „Wenn ich schon mal hier bin…“ – den Partner Ian Poulter gleich zu fünf Birdies in Folge.

Unsicherer Kantonist, der gern die Seite wechselt

Das Momentum ist allerdings ein ziemlicher Opportunist, will gehegt und gepflegt werden, bevorzugt mit weiteren Erfolgen. Gleichwohl ist es wankelmütig und unbeständig, lässt sich ablenken und wechselt gern die Seite, wenn es woanders was besseres zu feiern gibt. Kurz: ein unsicherer Kantonist, um bei der eidgenössischen Metapher zu bleiben.

Gestern flanierte das launische, flatterhafte Ding wieder über die Fairways im Medinah Country Club und schaute hier und da bei einem der finalen Matches rein. Diesmal endlich bei den Europäern öfter als bei Team USA – ein Hoch auf das Momentum!

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