Ein Major, sechs weitere Siege, dabei ein paar Rekorde egalisiert, den Platz an der Sonne in der Weltrangliste zurückerobert und zu Recht beim Saisonfinale mit jeder Menge Silber bedacht: Das ist die unstreitig tolle sportliche Bilanz von Nelly Korda für 2024. „Es war ein verrücktes, lustiges, erstaunliches Jahr mit vielen Höhen und Tiefen, aber ich bin dankbar, dass ich tun kann, was ich liebe“, resümierte die 26-Jährige unlängst.
Freilich, ein anderes Highlight toppt alles. „Mein größtes Glück war, Tante von Greyson geworden zu sein“, sagt Korda. Der Sohn von Schwester Jessica und Ehemann Johnny DelPrete kam Anfang Februar zur Welt und hält seither den Korda-Clan auf Trab. Buchstäblich, denn das Kerlchen steht mittlerweile auf eigenen Beinen.
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In den Top-Ten der bestbezahlten Sportlerinnen
Da treten alle anderen Meriten in den Hintergrund: Der Player of the Year-Titel auf der LPGA Tour, die Auszeichnung mit dem Rolex Annika Major Award fürs Abschneiden bei den fünf Majors rund um den Gewinn der Chevron Championship, das Top-Ergebnis in der Saisonabschlusswertung Race to the CME Globe. Und sowieso die 4,4 Millionen Dollar Preisgeld, die Korda samt sonstiger Einnahmen von rund zehn Millionen Dollar in den Reigen der 2024 finanziell erfolgreichsten Sportlerinnen einziehen ließ.
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63,2 Prozent der Runden 2024 mit Scores in den 60-ern
Sie ist die bestplatzierte Golferin, nur „geschlagen“ von Tennis-Größen wie Coco Gauff und Iga Swiatek oder der Freestyle-Skikünstlerin Eileen Gu, rangiert aber noch vor Turn-Ikone Simone Biles. Zudem schaffte es die 26-Jährige als Dritte nach Annika Sörenstam und Nancy Lopez, fünf Erfolge in Serie einzuspielen. Und sie holte beim Heimspiel in Robert Trent Jones Golf Club in Virginia mit dem US-Team endlich den Solheim Cup zurück.
So ganz nebenbei absolvierte Korda übrigens in der abgelaufenen Spielzeit 63,2 Prozent ihrer Runden mit Scores in den 60-ern. Das ist ebenfalls ein Rekord, den bislang niemand erreicht hat, der in einem Jahr auf der LPGA Tour 50 oder mehr Runden bestritten hat. Daran änderte selbst die fatale Zehn auf der Par-3-Zwölf des Lancaster Country Club in der ersten Runde der US Women’s Open nichts, durch die Korda letztlich beim zweiten Damen-Major des Jahres den Cut verpasste
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Bei Olympia ohne Chance, aber immerhin den Crookie geholt
Eine andere Enttäuschung war unstreitig Olympia. Die Weltranglistenerste trat als Titelverteidigerin in Paris an, hatte auf Le Golf National aber keine Chance; Lydia Ko, Esther Henseleit und Lin Xiyu machten die Medaillen unter sich aus. Wenigstens hat es für den begehrten Crookie gereicht, jene Mischung aus Croissant und Cookie, deren Genuss die bekennende Süßigkeiten-Liebhaberin vor Beginn des Turniers als olympisches Sekundärziel notiert hatte.
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Primadonna der Szene – im besten Sinne des Worts
Natürlich wird Tante Nelly Korda nach diesem Jahr gern mit Scottie Scheffler gemessen, ihrem Pendant bei den Herren. Doch der Vergleich wird Kordas Wirkweise für den Golfsport nicht gerecht. Ja, Scheffler ist ebenfalls Weltranglistenerster und Spieler des Jahres – zum dritten Mal in Folge –, gewann siebenfach auf der PGA Tour und mit dem Masters ebenfalls ein Major, wurde zudem Vater und Olympiasieger, verteidigte unlängst den Titel bei Tiger Woods’ Hero World Challenge. Und der 28-Jährige ist gewiss ein netter Knopf.
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Aber Korda avancierte 2024 endgültig zur Primadonna – im besten Sinne des Wortes –, zur First Lady der Szene. Weil sie abseits der Fairways gleichermaßen Bella figura macht. Beispielsweise mit dem glamourösen Auftritt bei der Met Gala in einer Kreation des Modeschöpfers Oscar de la Renta.
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„Ich musste echt meine Komfortzone verlassen“
Oder mit dem Shooting für Sports Illustrated Swimsuit. Die längst legendäre jährliche Sonderausgabe des US-Sportmagazins ist beileibe nicht bloß ein buntes Blättchen voller Bikini-Fotos, die Berufung ist viel mehr eine Art Anerkennung für Charisma und Strahlkraft. Nun gehört Korda auch diesbezüglich zu einem illustren Kreis von Sportlerinnen wie Steffi Graf, Serena Williams oder Lindsey Vonn und Modells wie Heidi Klum, Naomi Campbell oder Cindy Crawford.
„Ich bin nicht gewöhnt, in Badesachen zu posieren, und musste echt meine Komfortzone verlassen“, erzählte Korda anschließend. „Es war also ein absolut neues und sehr aufregendes Erlebnis. Aber ich hatte dadurch Zugang zu einem Medienkanal mit großartiger Reichweite; und vielleicht kann ich damit zur öffentlichen Wahrnehmung des Golfsports beitragen.“
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Mehr Sichtbarkeit, mehr Zugänglichkeit – und hilfreiche Tipps
Wie auch immer: Auf diese Weise erfüllt sie jedenfalls, was Solheim-Cup-Kapitänin Stacy Lewis im Frühjahr mal reklamiert hat – mehr Sichtbarkeit, mehr Zugänglichkeit. „Sie muss den Medien jede Woche ein paar Stunden geben. Ich war auch mal Nummer eins, und es wird einem viel abverlangt“, forderte die gleichsam zweifache Majorsiegerin. Nelly Korda tut das in eigener Manier – und lässt sich auch gern mal nach einem Ratschlag für den Hobbyhacker bitten, den sie lächelnd erteilt:
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Finau wegen Knieverletzung raus, Berger springt ein
Summa summarum: Die Silly Season hat sie sich mehr als verdient, wenngleich Korda selbst hier nicht ohne Ehrgeiz an den Start gehen dürfte. Beim heute beginnenden Grant Thornton Invitational muss die Turnierbotschafterin allerdings auf ihren etatmäßigen Partner Tony Finau verzichten, mit dem sie vergangenes Jahr den geteilten vierten Platz belegte. Der 35-Jährige sagte wegen einer Knieverletzung ab, die schon den Start bei der Hero World Challenge verhindert hatte. Daniel Berger springt ein.
Bei der PNC Championship am Wochenende vor Weihnachten tritt Korda dann erneut mit Vater Petr an, dem einstigen Tennisstar und Australian-Open-Champion von 1998. Sie freut sich darauf: „Es gibt keinen besseren Weg, das Jahr zu beenden, als mit meinem Vater beim Familienturnier zu spielen.“
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