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Profisport Herren

Damoklesschwert oder Dauerbrenner: LIV-Liga geht in ihr bedeutsamstes Jahr

02. Feb. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

Beruhigende Worte von Greg Norman zum Auftakt in Mayakoba: Die LIV Golf League startet heute in ihre dritte Saison. (Foto: Getty)

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Ok, es waren also nicht bloß Garantiegagen und Work-Life-Balance, die Jon Rahm und Tyrrell Hatton zu LIV’lern haben werden lassen. Gestern erfuhren die beiden Heißblüter überdies, dass Fluchen auf dem Platz beim Konkurrenz-Circuit als straflose Erleichterung gilt und im Gegensatz zur PGA Tour nicht womöglich mit Bußgeld geahndet wird. Der temperamentvolle Baske und der englische Wutnickel hatten sichtlich ihren Spaß mit diesem Erkenntnisgewinn.

 

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Na, dann kann es ja losgehen im mexikanischen Mayakoba mit der dritten Saison der LIV Golf League. Wie zu hören war, lag Hattons Last-Minute-Wechsel nicht zuletzt daran, dass der 32-Jährige vor dem endgültigen Überlaufen bei der European Tour Group und ihrem scheidenden Chef Keith Pelley seine weitere Ryder-Cup-Karriere absichern wollte. Ein Ergebnis ist nicht bekannt, aber für die Nummer zwei im kongenialen Duo mit Jon Rahm dürfte ebenso gelten, was Rory McIlroy schon beim Abgang des Spaniers gefordert hatte: „Man wird dann wohl die Regeln für die Teilnahme am Kontinentalwettbewerb neu schreiben müssen.“

Kooperationen mit Movistar und Google Cloud

Rahm wiederum muss beweisen, dass die 600 oder wieviel Millionen Dollar für seine Verpflichtung nicht bloß ausgegeben wurden, um der PGA Tour während der Verhandlungen mit der Strategic Sports Group eins auszuwischen. Ihm selbst wird es herzlich egal sein, ob seinetwegen mehr Fans an die Fairways kommen oder seine Auftritte mehr öffentlichen Fokus auf das Geschehen lenken. Aber immerhin hat schon mal der spanische Fernsehsender Movistar auf den Wechsel des iberischen Aushängeschilds reagiert und sich als weiterer TV-Partner ins diesbezüglich sehr dünnen Line-up eingereiht. Angesichts der starken Konzentration spanischer und lateinamerikanischer Akteure macht das sicherlich Sinn.

Außerdem kooperiert LIV Golf mit Google und integriert ab dem Sommer ein „Any Shot, Any Time“-Feature in seine App. Die Fans können auswählen, welche Golfer, Teams oder Flights sie zu einem bestimmten Zeitpunkt sehen möchten. Die neuen Streaming-Funktionen basieren auf KI-Plattform von Google Cloud, mit der entsprechenden Vereinbarung wollen beide Seiten „Fan-Erlebnisse durch generative KI zu verändern“.

 

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Und noch ein Rahm’scher Parameter hängt über LIV, der zum finsteren Blick passt, mit dem die Liga unlängst ihren lange per Maulkorberlass zum Schweigen verdonnerten prominentesten Neuzugang und sein Team promotet hat: die Kritik an den Dreitages-Events mit Kanonenstart und ohne Cut. Nicht zuletzt damit hatte der zweifache Majorsieger stets seine Ablehnung begründet („Das sind für mich keine Golfturniere“), bevor er sich als Wendehals erwiesen hat – mal abgesehen von seinen Lippenbekenntnissen in Sachen genug Geld und Lebensstil etc. pp.

Mehr Wettbewerb durch Formatänderung?

Jedenfalls schwebt seither die Causa Thema Formatänderung über dem Circuit; und immer wieder wird kolportiert, dass Kapellmeister Greg Norman durchaus nicht abgeneigt ist, mehr Wettbewerb und Konkurrenz zu integrieren und es damit seinem besten Pferd im Stall noch rechter zu machen. Rahm hat seinen Wechsel definitiv mit entsprechenden Anmerkungen verbunden und es wäre gleichermaßen dem Wunsch nach Weltranglistenpunkten förderlich. „Ich hoffe, dass die Verantwortlichen von LIV Golf einige meiner Ratschläge beherzigen und einige Änderungen zum Wohle des Spiels vornehmen werden“, sagt der 29-Jährige zu dem Thema.

Bei den Spielern ist man gespalten. „Es gibt beide Seiten – Leute, die eine Erweiterung auf 72 Loch begrüßen würden, und solche, die dagegen sind“, sagt Talor Gooch, der Einzelgesamtsieger des vergangenen Jahres. „Ich selbst tendiere dazu, es bei 54 Löchern zu belassen. LIV Golf soll etwas anderes sein, keine Kopie des sonstigen professionellen Golfsports. Und bis auf wenige Ausnahmen im Jahr sind die Donnerstage auf der PGA Tour aus Sicht der Fans einfach irrelevant.“

 

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Mal abwarten, was sich im Lauf der 14 Events noch ergibt, deren erstes für die nunmehr 13 LIV-Teams, Pardon, zwölf LIV-Teams und eine LIV-„Legion XIII“ sowie insgesamt 54 Akteure heute auf dem El Camaleón-Kurs beginnt.

Es wird, das kann man getrost ohne Übertreibung sagen, fraglos die bedeutsamste Spielzeit der noch jungen LIV-Geschichte. Nicht nur, weil der Circuit die vornehme Zurückhaltung der vergangenen beiden Jahre aufgegeben hat, als „Golf. But Louder“ in der Nische unbedeutender PGA-Tour-Events inszeniert worden ist. Heuer wagt man den direkten Vergleich mit den Top-Turnieren der Tour, fährt schon die Auftaktveranstaltung bewusst parallel zum traditionsreichen Pebble Beach Pro-Am, das diesmal sogar Signature Event ist, und kontert auch Klassiker wie die Phoenix Open, das Arnold Palmer Invitational, Jack Nicklaus’ Memorial oder die Scottish Open.

LIV als möglicher Vermögenswert der PGA Tour Enterprises

Vor allem aber steht das Jahr unter dem Motto „Damoklesschwert oder Dauerbrenner“. Will heißen: Die Zukunft der LIV Golf League und ihrer Bedeutung im Profigolf der Herren steht und fällt mit dem Ausgang der Verhandlungen zwischen saudi-arabischem Staatsfonds PIF und PGA Tour in Sachen PGA Tour Enterprises. Ursprünglich wollten die Saudis 2025 Kassensturz machen und schauen, ob ihr Homunkulus mit dem Franchise-Teamkonzept auf eigenen Beinen stehen kann, was derzeit definitiv nicht der Fall ist. Dann kam die Verkündung des Waffenstillstands vom 6. Juni 2023 samt Absichtserklärung von PIF und PGA Tour, auf Basis eines Rahmenabkommens über gemeinsame Sache in einer neuen Company zu verhandeln und die LIV-Liga als möglichen Vermögenswert unter die Lupe zu nehmen.

Beziehungen auf Vor-Waffenstillstands-Niveau abgekühlt

Nach dem Deal zwischen PGA Tour und SSG, der de facto einem Startschuss für die PGA Tour Enterprises gleichkommt, scheint man davon weiter entfernt denn je. Insider wollen wissen, dass die Beziehungen wieder auf das Niveau der Hochzeiten des Tauziehens zwischen den Touren abgekühlt sind. Das Establishment schmollt wegen des unmoralischen Angebots an Jon Rahm, die Saudis sind sauer, weil ihre designierte Braut mit dem SSG-Konsortium fremd gegangen ist.

Nun hat sich PIF-Boss Yasir Al-Rumayyan zwar ganz aktuell mit warmen Worten per Brief bei den LIV’lern gemeldet, wirklich substanziell sind seine Zeilen gleichwohl nicht. „Die gestrige Ankündigung der Gründung von PGA Tour Enterprises steht im Einklang mit der Passion des PIF, den Golfsport zu fördern“, schrieb der Chairman von LIF Golf. „Wir diskutieren weiterhin die Möglichkeit von Investitionen, die dem Golfsport insgesamt zugute kommen, und stehen zu unserer Unterstützung für LIV und das Teamgolf-Format … Ich sehe Sie alle bald auf der Range.“

Klage gegen PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan

Eine Eigenständigkeitsgarantie für die LIV Golf League ist diesen Zeilen nicht zu entnehmen, und Al-Rumayyan ist auch nicht in Mayakoba. Er hat gerade ganz andere Problem. Nicht nur wegen der Verhandlungen mit der PGA Tour. Wahrscheinlich muss sich der Saudi-Arabiens Wirtschaftslenker demnächst in Kanada gerichtlich verantworten, nachdem der Ex-Chef des Saudi-Geheimdiensts Klage gegen ihn eingereicht hat und 47 Millionen Dollar Schadenersatz verlangt. Dr. Saad Aljabri war ein hochrangiger Berater des ehemaligen Saudi-Prinzen Mohammed bin Nayef, der 2017 seines Amtes enthoben worden und seit 2020 in Haft ist. Folglich fiel Aljabri ebenfalls in Ungnade, musste das Land verlassen und flüchtete über die Türkei nach Kanada.

Nun bezichtigt er Al-Rumayyan, als Handlanger des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman Anweisungen erteilt zu haben, die Familie Aljabri „zu schädigen, zum Schweigen zu bringen und letztendlich zu zerstören“. Tatsächlich wurde Aljabri vor drei Jahren von diversen unter Al-Rumayyans Regie stehenden Saudi-Firmen der Veruntreuung von Staatsgeldern in dreistelliger Millionenhöhe bezichtigt.

Beruhigungsbulletin von Greg Norman

In Summe eine Menge Unruhe, für die LIV doch gern bei anderen sorgt. Beispielsweise, wenn kurz vor Saisonbeginn noch mal hastig alle durchdekliniert und mit LIV in Verbindung gebracht werden, die Norman tatsächlich gern abwerben würde – von Viktor Hovland bis Xander Schauffele –, und sei es nur durch geschickt lancierte Gerüchte bei den willigen Social-Media-Erfüllungsgehilfen. Wie auch immer. Jedenfalls sah sich der Impresario gestern veranlasst, angesichts all der Nachrichten ein Beruhigungsbulletin an seine Belegschaft herauszugeben.

 

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„Lassen Sie mich eines klarstellen: Nichts, was von anderen Touren oder Investmentgruppen angekündigt wird, ändert etwas an der positiven Entwicklung oder an den Plänen von LIV Golf“, versicherte der Australier den Seinen. „Golf wird mittlerweile als Wertanlage betrachtet. Wir haben bewiesen, dass es möglich ist […] Dieses breitere Interesse und Engagement für das Spiel und die Investition in dessen Zukunft wäre ohne das Auftauchen von LIV Golf als innovative Kraft im Golf-Ökosystem nicht möglich gewesen.“ Und so weiter.

Phantom Kim feiert wohl Anfang März sein Comeback

Was noch? Ach so: Anthony Kim, das einstige Phantom des Männer-Profigolf, steht unmittelbar vor der Rückkehr auf die Turnierbühne und soll spätestens beim Heimspiel Anfang März in Dschidda sein LIV-Debüt geben. Während bei der LIV-Leitung wohl anfänglich eher Desinteresse am dreifachen PGA-Tour-Sieger und Ryder Cupper von 2008 vorherrschte, haben sich angeblich einflussreiche Spieler wie Dustin Johnson für Kim ausgesprochen und auf dessen potenziellen PR-Wert hingewiesen. Worauf Greg Norman zum Telefon gegriffen und mit dem 38-Jährigen einen Einjahresvertrag ausgehandelt haben, dessen Höhe die Rückzahlung seiner Sportinvaliditätsversicherung abdeckt. Kim startet als Einzelspieler mit Wildcard und könnte sich im Erfolgsfall 2025 einem Team anschließen oder ein eigenes begründen.

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