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Golf Post Premium Panorama

Corona und die wirtschaftlichen Folgen: Bei Edelmetall fällt der letzte Putt

28. Okt. 2021 von Michael F. Basche in Hamburg, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Jan Josef Liefers vertraut auch auf Edelemtall-Schläger. (Foto: Getty)

Jan Josef Liefers vertraut auch auf Edelemtall-Schläger. (Foto: Getty)

Inflation, Rohstoffmangel, Lieferengpässe: Die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Pandemie im Verein mit singulären Ereignissen wie der immer noch anhaltenden Stau vor dem Suez-Kanal nach der „Verstopfung“ durch den Container-Riesen „Ever Given“ verschonen auch den Golfsport nicht. Es fehlt allerorten an Materialien, Sand zählt längst zu den seltenen Erden – und der Preis für einen Meter Beregnungsrohr beispielsweise ist um 130 Prozent gestiegen, wie dieser Tage ein Golfanlagen-Betreiber erzählte.

„In Hamburg sagt man Tschüss“

Die Branche, der das Virus so viel Interesse und Resonanz beschert hat, ächzt unter ungewohnten Mangelerscheinungen im Hardware-Bereich: Wann hat Golf zuletzt erlebt, dass die Nachfrage höher war als das Angebot? Und wie so oft erwischt es zuerst die kleinen, die feinen, die in der Nische. „EDELMETALL“ ist so ein Unternehmen. Die Schlägermanufaktur schließt zum Ende des Jahres, „danach fällt für Edelmetall der letzte Putt“, heißt es in einem Rundschreiben der Crew um Geschäftsführer Philipp Hüllinghorst: „In Hamburg sagt man Tschüss beim Auseinandergehen!“


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Präzisionsinstrumente nach individuellem Bauplan

Damit endet nach fast 20 Jahren ein exquisites Kapitel des Golfschlägerbaus, getragen von Handwerkskunst in Reinkultur, weit jenseits industrieller Fertigung. Edelmetall-Schläger sind Präzisionsinstrumente, hergestellt in der gläsernen Manufaktur auf dem Gelände der Golf Lounge im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort. Wo die Bälle im Sekundentakt raus auf die Range fliegen, verließen nebenan maximal 20 Eisen am Tag die Werkbank, gefertigt nach einem individuellen Bauplan, exakt auf den späteren Nutzer zugeschnitten. Was TaylorMade im Namen hat, gab Edelmetall seinen Kunden in die Hand: Maßarbeit.

Analyse, Magnete, Material und Craftmanship

Wesentliche Bausteine des Erfolgsrezepts waren neben der Craftmanship und dem hochwertigen Material die spezielle Edelmetall-„Bewegungs- und Schwunganalyse“ sowie winzige Magnete. Erst wurden wurden Physis sowie Hebel- und Muskelapparat des Kunden definiert, die Biomechanik des Schwungs und seine golferischen Fertigkeiten ermittelt. Aus den Erkenntnissen entstanden dann individuell zusammengestellte Testschläger für die praktische Erprobung auf der Range; theoretisch hätte das Edelmetall-Depot rund 1.200 Kombinationen von Schäften und Köpfen ergeben können.

Feintuning mit null Toleranz

Anschließend erfolgte das Feintuning des Schwunggewichts mit 1,5-Gramm-Magneten, die auf der Rückseite des Schlägerkopfs angebracht wurden. So entstand eine Art Bauplan, der von Künstlern wie dem Master-Clubmaker Paul Robeson in der gläsernen Manufaktur umgesetzt wurde. Bei null Toleranz: Wo industrielle Massenware schon mal mit plus-minus 2,5 Gramm Fertigungsspielraum daher kommen, ließ Edelmetall allenfalls 0,1 Gramm gelten.

Das Basismaterial der in etlichen Modell- und unzähligen Gewichtsvarianten verfügbaren Köpfe war Wolfram – der „tung sten“, der schwere Stein, so die aus dem Schwedischen abgeleitete Bezeichnung, ist bekannt für besondere Stabilität und Dichte.

Kontinuierlich auf der Bahn bleiben

Edelmetall ließ die Köpfe in Spezialbetrieben in Japan und in China produzieren, an der Elbe wurden sie handverlesen und in punkto Gewicht akribisch auf den Bedarf zugeschnitten. Zudem wurde der passende Schaft aussortiert, damit später nichts die angepeilte Balance stört. „Unser Ziel ist nicht, den Ball zehn Meter weiter fliegen zu lassen. Das ist allenfalls ein netter Nebeneffekt“, hat Geschäftsführer Hüllinghorst mal verdeutlicht. „Wir möchten dabei helfen, dass der Spieler kontinuierlich nicht die Bahn verlässt und sich dadurch den Spaß am Sport bewahrt.“


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„Preiskampf auf dem Markt der Golfschläger“

Nun ist das alles bald Vergangenheit. „Corona und die aktuellen Entwicklungen auf dem Weltmarkt, mit deutlich verlängerten Lieferzyklen sowie explodierenden Einkaufspreisen, haben uns hart zugesetzt und führen zu einem unkalkulierbaren Risiko“, heißt es beim Unternehmen. „Hinzu kommt ein Preiskampf auf dem Markt der Golfschläger, den wir nicht mitgehen wollen.“

Und womöglich spielt das Standortproblem ebenfalls eine gewisse Rolle. Das Areal in Rothenburgsort, wo noch Gewerbe und Industrie das Bild bestimmen, ist Teil größerer städtischer Sanierungs- und Umwandlungspläne; überdies läuft der Pachtvertrag von Hauptmieter Golf Lounge aus, die nach Moorfleet umzieht.

Info: Bis zum 15. November können Fitting-Gutscheine, Wertgutscheine und Turnierpreise noch eingelöst werden; es wird um kurzfristige Terminvereinbarung gebeten. Nachbestellungen und Reparaturen sind ebenfalls bis 15. November möglich. Der Online-Shop bleibt bis Jahresende geöffnet.

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