Mit der steigenden Anzahl der Corona-Infektionen wird auch die Nachverfolgung der Infektionsketten schwerer. Ein Golfclub in der Eifel demonstrierte vor dem zweiten Lockdown eindrucksvoll, wie geeignet die von Golfanlagen seit Jahren genutzten Systeme zur Rückverfolgung von Kontakten im Falle einer Corona-Ansteckung sind und verblüffte damit sogar die zuständige Behörden.
Rückverfolgbarkeit in Golfclubs: "Das kann keine Gaststätte leisten."
Desinfektionsmittelspender, Maskenpflicht, Hinweisschilder, die das Abstand halten gebieten - das alles findet man, wie in den meisten Golfanlagen Deutschlands heutzutage, zuhauf in der schönen Golfanlage Lietzenhof in der deutsch-belgischen Grenzregion. Das Hygienekonzept des Clubs wurde just auf den Prüfstand gestellt, als es bei einem Mitglied einen positiven Corona-Test gab. Wie der Club sich für diesen Fall gerüstet hatte, erklärt Inhaber Josef Kinnen gegenüber Golf Post.
"Durch die Meldesysteme, die es in den Golfclubs sowieso gibt, wie Startzeitenreservierung durch Albatros oder Turnierlisten, sind wir zusammen mit den Hygiene-Maßnahmen durch die Corona-Verordnungen super aufgestellt, um Rückverfolgbarkeit sicher zu stellen", sagt Kinnen. "Das kann keine Gaststätte leisten."
Bei der Geschwindigkeit und Vollständigkeit, mit der der Golfclub die Angaben präsentieren konnte, sei sogar die zuständige Kreisverwaltung ganz perplex gewesen. "Blitzschnell wussten wir, wann er seine Startzeit gebucht hatte, mit wem er in einem Flight spielte, sogar, dass er mit einem Flightpartner zusammen im Auto gekommen war", führt Kinnen an. "Wir wussten genau, wann er mit wem im Restaurant an welchem Tisch saß." Der Dreierflight habe gemeinsam mit einem weiteren Flight im Restaurant gesessen. Die insgesamt sieben Personen konnten alle angerufen und informiert werden. Doch damit war das Problem noch nicht ganz erledigt.
Corona: Hygienekonzept besteht Härtetest
"Diese sieben Leute spielten ein paar Tage später bei einem Turnier in sieben unterschiedlichen Flights", so Kinnen weiter. "Die insgesamt 21 Personen konnten alle innerhalb einer Stunde ermittelt und informiert werden. 18 oder 19 haben sich freiwillig testen lassen. Wir hatten ein riesiges Glück: Bis auf den ursprünglichen Fall hat sich niemand angesteckt."
Die Feuertaufe hat das Konzept des Clubs also bestanden. Das Hygienesystem war "ein Klacks", so Inhaber Josef Kinnen, der vor seiner Rente in der Fleischbranche arbeitete und dem dadurch Hygiene- und Rückverfolgunskonzepte nicht fremd waren. So habe der Golfclub, neben den selbstverständlichen Abstandsgeboten, Maskenpflicht und Desinfektionsmittelspendern, beispielsweise die Speisekarte im Restaurant durch Einmal-Bestellzettel ersetzt. Auf diesem kreuzt der Gast nicht nur seinen Essenswunsch an, sondern trägt nach den Corona-Vorgaben für die Gastronomie auch Tischnummer, Uhrzeit und seine persönlichen Daten ein.
So werde zum einen vermieden, dass eine feste, einlaminierte Speisekarte nach jedem Gast desinfiziert werden muss und habe den zusätzlichen Vorteil, das Verständnisprobleme zwischen Gast und Bedienung reduziert werden, die durch das Tragen von Masken entstehen. Zusätzlich registriert der Gast durch einen QR-Code seine Anwesenheit im Restaurant in einer App. Startlisten und Tee-Time-Buchung inklusive ausführlicher Angaben von Greenfeespielern sichern den Betrieb auf dem Golfplatz ab.
"Mit ein bisschen Fantasie kann man den Golfbetrieb aufrecht erhalten"
Dann sei es nur noch notwendig, die ganzen Infos nebeneinander zu setzen und die Mitarbeiter entsprechend zu schulen, damit die Maßnahmen auch durchgezogen würden, so Kinnen. Es müsse darauf geachtet werden, dass die Zettel vollständig ausgefüllt werden und manchmal bräuchten die Gäste eine Erinnerung an den Abstand. "Dann muss man ihnen höflich erklären: 'Es geht um unsere Gesundheit, aber es geht auch um eure, damit ihr hier sicher etwas essen und trinken könnt.'", betont Kinnen.
"Wir hatten richtig Angst, dass etwas passiert und dass die uns die Kneipe und dann den Golfplatz wider zumachen", weshalb Kinnen streng auf die Einhaltung des Hygienekonzeptes pocht. "Dann funktioniert das und mit ein bisschen Fantasie kann man den Golfbetrieb aufrecht erhalten", lautet sein Fazit. "Wir können mit Glück sagen: Corona war hier, aber es hat niemanden mitgenommen."
In einer früheren Version des Textes hieß es, die Golfanlage Lietzenhof würde PC Caddie nutzen. Diese Angabe war falsch. Die Golfanlage Lietzenhof nutzt die Software der Firma Albatros. Wir haben die entsprechenden Stellen angepasst und bitten um Entschuldigung.