Am Rande der Jahrespressekonferenz des Deutschen Golf Verbandes (DGV) in Stuttgart, bei dem der Vorstand die jährlichen Zahlen vorstellt, traf sich Golf Post mit Claus Kobold, um mit ihm über die aktuellen Zahlen rund um die Entwicklung des deutschen Golfsports zu sprechen und einen Blick in die Zukunft zu wagen.
Golf Post: Sie haben soeben die Mitgliederzahlen präsentiert, es gab einen kleinen Rückgang im vergangenen Jahr. Wie viel Einfluss haben Sie und ihr Präsidium auf den freien Golf-Markt?
Claus Kobold (Präsident DGV): Wir können nur bestimmte Rahmenbedingungen schaffen. Wir versuchen beispielsweise mit dem Thema "Gemeinsam Golfen" oder mit dem "Golfhelden-Jugendprojekt" Möglichkeiten an die Hand zu geben. Wir haben mit "Gemeinsam Golfen" für Erwachsene in den letzten zwei Jahren viel geschafft – die Clubs waren begeistert. Jetzt versuchen wir bei unserem großen Problempunkt Kinder und Jugendliche das Thema auch anzugehen. Ich denke, dass wir im nächsten Jahr bessere Zahlen haben.
Golf Post: Wie brauchbar und belastbar sind die Zahlen, auf die Sie sich stützen?
Claus Kobold (Präsident DGV): Die Zahlen sind absolut belastbar nach unten hin, sie sind nicht belastbar nach oben hin. Es wird mehr Golfer geben, als registriert sind. Ich gehe davon aus, dass wir zwischen 100.000 und 150.000 Golfer mehr in den Clubs haben. Es gibt Clubs oder Betreiber, die sagen: „Auf meiner 9-Loch-Anlage sind 200 Leute. Die wollen von mir keinen Ausweis haben. Die brauche ich dem DGV auch nicht weitergeben“. Da werden wir sicherlich genau draufschauen.
Golf Post: Welche Relevanz haben die Zahlen?
Claus Kobold (Präsident DGV): Es ist eine Tendenz, die sich ablesen lässt. Entwickelt sich Golf positiv oder nicht, stagniert es? Das Problem ist, dass wir schauen müssen, dass wir auch den kleinen Anlagen Möglichkeiten geben, in der Umgebung aktiv zu werden. Es gibt Tools, die dabei helfen können.
Golf Post: Sie stellen sich zur Wiederwahl beim nächsten DGV-Verbandstag. Erwarten Sie einen Triumphmarsch?
Claus Kobold (Präsident DGV): Nein, das erwarte ich nicht. Ich erwarte, dass möglicherweise jemand kommt, der sagt, dass er es besser könne als der Kobold. Die letzten vier Jahre haben gezeigt, dass wir alles das, was ich versprochen habe, umgesetzt haben. Die Stimmung im Verband ist sehr gut. Den Mitgliedern ist klar geworden, wofür wir stehen und sie können sich auf das verlassen, was wir den Mitgliedern ankündigen.
Golf Post: Wissen Sie von einem Gegenkandidaten?
Claus Kobold (Präsident DGV): Nein, definitiv nicht.
Golf Post: Wie sieht das Programm für die nächsten vier Jahre aus?
Claus Kobold (Präsident DGV): Wir wollen Golfentwicklung vorantreiben. Wir wollen eine solide Verbandsfinanzierung weiter fortführen, die auch mittelfristig vorgelegt werden kann. Wir haben den Bereich Mitgliederkommunikation und gehen auf die Mitglieder zu.
Golf Post: Schauen wir auf die letzten vier Jahre. Was waren die Highlights?
Claus Kobold (Präsident DGV): Wir haben insbesondere im Bereich Regularien und Vereinfachung von Golf sehr viel geleistet. Wir haben die Geschäftstelle in Schwung gebracht. Wir haben stabile Mitgliederzahlen und im sportlichen Bereich Erfolge erzielt.
Golf Post: Der Rückgang der „Baby-Boomer“ ist absehbar. Gibt es da mittelfristig für die kommenden 10 bis 15 Jahre Konzepte oder Ideen? Muss man überhaupt reagieren?
Claus Kobold (Präsident DGV): Grundsätzlich sehen wir uns da gut aufgestellt und die Entwicklung in 10-15 Jahren muss man bedenken, aber wir können da jetzt noch keine Maßnahmen ergreifen. Das Problem ist, dass wir heute keine Idee davon haben, was uns im Digitalbereich erwartet. Der Bereich E-Sports zum Beispiel, das werden wir im Fokus haben. Die Entwicklung in 10-15 Jahren heute, entspricht einer Entwicklung von 20-25 Jahren vor 10 Jahren. Da wird sich viel tun. Auch im Bereich der Klimaveränderung in 15 Jahren. Wem dieser Sommer letztes Jahr kein Warnzeichen ist, dass wir aufpassen müssen, der sollte Präsident in Amerika werden.
Im Bereich digitale Scorekarte wird einiges passieren, aber wir haben eine starke Limitierung, was mit den Daten passiert. Wir sind da am Ball. Da tut sich so viel, dass die nächsten 10 Jahren nicht einmal ansatzweise zu überblicken sind.
Golf Post: Aber Sie haben Lust darauf?
Claus Kobold (Präsident DGV): Ja. Auch wenn es anstrengend ist – aber diese vier Jahre möchte ich mir noch Zeit nehmen für den deutschen Golf.
Golf Post: Vielen Dank.
Das Interview führte Tobias Hennig.