Während in der Türkei die Playoffs der European Tour starten, kommen auf Mallorca, die besten 45 Spieler der Challenge Tour zusammen, um nächstes Jahr auch in der Türkei antreten zu dürfen. Zumindest 15 Glückliche, die am Ende des Challenge Tour Grand Final die Tourkarte für Europas Eliteliga erhalten werden, dürfen davon träumen, nächstes Jahr zur selben Zeit um sieben Millionen statt 420.00 Euro Preisgeld zu spielen. Drei der Teilnehmer im Club de Golf Acanada, einem furchtbar schwierigen, aber traumhaft schönen Golfplatz im Norden der Baleareninsel, kommen aus Deutschland.
Ihre Ausgangslagen sind recht unterschiedlich. Während Sebastian Heisele als derzeit Elfter im Ranking alle Zügel in der Hand hält, braucht Marcel Schneider als 42. einen zweiten Platz, wenn nicht gar einen Sieg, um ohne Umwege aufzusteigen (die Q-School der European Tour steht jedem offen, der es nicht unter die besten 15 schafft). Nicolai von Dellingshausen als 33. der Order of Merit der Challenge Tour wird wohl mindesten Dritter werden müssen, um den Sprung auf die European Tour zu schaffen. Natürlich muss da auch die Konkurrenz mitspielen.
Sebstian Heisele: "Eigentlich ist das eine stressfreie Woche"
Heisele kann sich hingegen voll auf sich konzentrieren. Der 31-Jährige, der im September seinen Premierensieg auf der Challenge Tour feierte, sieht dem Saisonfinale gelassen entgegen: "Eigentlich ist das eine stressfreie Woche. Rein rechnerisch ist es natürlich noch möglich, dass ich aus den Top-15 fliege. Doch ich versuche natürlich auch, noch ein paar Plätze gut zu machen in der Rangliste. Im Hinblick auf die großen Turniere im nächsten Jahr kann das auch wieder wichtig sein. Daher geht der Blick eigentlich nach vorne und nicht dahin, was die Konkurrenz macht." Durchgerechnet hat er das Worst-Case-Szenario aber dennoch bereits. Doch Heisele weiß auch, dass mit einem Sieg auf Mallorca der Top-Spot in der Saisonwertung noch drin ist.
Absehbar war das nach der ersten Saisonhälfte nicht unbedingt. Angesprochen auf seinen "fantastischen Herbst" korrigiert Heisele: "überraschenden Herbst!" Woher die Trendwende samt erstem Sieg auf der Challenge Tour, einem zweiten Rang in Frankreich und dem dritten Rang beim hochdotierten Turnier in China kommt, weiß der der in Dubai aufgewachsene Architekt nicht. "Mit der 61 in Belgien (KPMG Trophy) ging es so richtig los. Von da an bin ich von einer zur nächsten Woche gerollt und habe gute Ergebnisse mitnehmen können. Für das Selbstvertrauen ist das dann natürlich ein Selbstläufer. Wenn ich hingegen wie letztes Jahr herumrühre und nur noch die Hindernisse links und rechts sehe, findet man das Fairway nicht mehr. Dann hat man auf einmal wieder Kontrolle und durch das Selbstvertrauen werden die Ziele immer kleiner und definierter. Das macht es einfacher." Also alles in Sack und Tüten? "Ich habe jetzt als Elfter ungefähr 20.000 Euro Vorsprung vor dem 15.," sagt Heisele. Scheitern demnach ausgeschlossen? "Möglich ist es, aber eher unwahrscheinlich."
Marcel Schneider: "Urplötzlich kommt alles zusammen"
Unwahrscheinlich ist auch das richtige Wort, um Marcel Schneiders Chancen auf das Erreichen der Top-15 zu beschrieben. Doch wäre er völlig fehl am Platz, würde er das an sich heran lassen. "Natürlich ist es eine große Möglichkeit für mich, noch auf die European Tour zu kommen. Ein Sieg oder ein zweiter Platz würde reichen, laut meiner Rechnung. Natürlich weiß ich, dass das enorm schwer ist, weil hier nur die 45 Besten mitspielen. Aber dennoch, die Chance ist da."
Die Notwendigkeit einer Topplatzierung ist aber kein Grund für Schneider, sich Hals über Kopf in das Turnier zu stürzen: "Ich werde nicht die Taktik extrem agressiv auslegen. Ich werde natürlich versuchen, jeden Birdie-Putt zu lochen, so viele Chancen wie möglich herauszuarbeiten. Aber nicht durch übertrieben wildes Spiel." Zumal der Platz "vor allem durch den Wind relativ tricky" sei. Die Vorzeichen sind also nicht die besten für den 29-Jährigen, der bereits letztes Jahr beim Finalturnier der Challenge Tour antrat, aber den Sprung unter die besten 15 verpasste. "Ich habe nicht das beste Gefühl, wenn ich ehrlich bin. Aber im Golf kann es schnell gehen. Ich habe es in meiner Karriere schon oft erlebt, dass ich mich nicht so toll gefühlt habe und dann kommt urplötzlich alles zusammen und man spielt die Top-Woche."