Jung, selbstbewusst und eine gute Golferin. Caroline Masson hat schon viel erreicht, in den letzten Jahren eine steile Karriere hingelegt, unter anderem mit dem Team Europa den Solheim Cup 2013 im US-amerikanischen Colorado gewonnen und sie peilt fest die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro an. Wer aber steckt hinter dem charmanten Lächeln, den kräftigen Abschlägen auf dem Golfplatz und der offenherzigen, westfälischen Art? Golf Post lüftet den Vorhang und widmet Caroline Masson zum 25. Geburtstag eine große Multimediashow.
Aller Anfang ist schwer! - auch in der zweiten Saison
Die Saison auf der LPGA Tour 2014 hat nun bereits einige Turniere hinter sich gebracht. Für Caroline Masson war es anfänglich eher eine Zeit, die es abzuhaken galt, bevor sie sich zuletzt von Turnier zu Turnier steigerte und beim North Texas LPGA Shootout sogar zwei Runden an der Spitze lag. Aller Anfang war aber auch in diesem Jahr schwer. Zum Auftakt vor traumhafter Kulisse auf den Bahamas ein Platz unter den Top 50, danach folgte in Australien einer unter den Top 30. In kleinen und ausgewählten Teilnehmerfeldern in Thailand und Singapur lag die junge Deutsche jeweils weit hinten und am Ende des Klassements. Beim Founders Cup schien plötzlich alles anders: Sicheres Spiel, starke Runden und ein Score, der zum geteilten zwölften Platz reichte. Caroline Masson hatte wieder zu jener Stärke zurückgefunden, die ihr als Rookie in der Vorsaison einen Platz im europäischen Team für den Solheim Cup beschert hatte. Soweit so gut! Es kam aber ganz anders.
Die Kia Classic - Generalprobe für das erste Major - sorgte für einen unerwarteten Dämpfer. Vieles deutete auf eine Fortsetzung der Leistung aus der Vorwoche, als Masson die erste Runde unter den Top 20 beendete. Der zweite Durchgang hinterließ jedoch Fragezeichen. Nach schwachen Schlägen und einer 79er Runde verpasste sie auf dem geteilten 91. Platz tatsächlich noch den Cut. Sie legte in der Folge den Schalter um, spielte sich wieder in vordere Bereiche und zuletzt kurzzeitig sogar in Führung. Wie es Caroline Masson geschafft hat, binnen kurzer Zeit in die Weltspitze vorzudringen, zeigt ein Blick in die Vergangenheit.
Caroline Masson - Erste Golfversuche mit zehn Jahren
Von nichts kommt nichts! Ein bestimmtes sportliches Vorbild - das sei an dieser Stelle direkt klargestellt - hat Caroline Masson nach eigener Aussage nicht, sie versuche vielmehr sich einzelne Stärken erfolgreicher Sportler herauszufiltern und diese auf ihr Spiel zu übertragen. Heißt, ohne Disziplin, harte Arbeit und viel Training ist Erfolg nicht zu erreichen, schon gar nicht im Golfsport. Das erlebte die heute 25-Jährige schon recht früh.
Am 15. Mai 1989 erblickte Caroline Masson im nordrhein-westfälischen Gladbeck das Licht der Welt. Schon mit zehn Jahren fing sie an, in ihrem Heimatverein - dem Golf Club Hubbelrath - regelmäßig den Golfschläger zu schwingen. Das Talent war schon damals sichtbar, nicht umsonst wurde sie bereits fünf Jahre später als Teenagerin ins Junior-Nationalteam berufen. Der Stein war nun komplett ins Rollen gebracht. Es folgte eine erfolgreiche Zeit als Jungamateurin, die sie mit zwei Siegen beim Junior Solheim Cup krönte. Golf spielt sie übrigens, "weil es das ist, was ich am besten kann und es mir einfach unheimlich viel Spaß macht."
Über Amerika auf die Ladies European Tour
Nach dem Abitur stellte sich die Frage, wohin ihr Weg gehen würde. Masson entschied sich erst einmal gegen Deutschland und für die deutlich besseren Möglichkeiten, die sich ihr in Amerika boten. In den Vereinigten Staaten nahm Masson ein Sport-Stipendium der Oklahoma State University für deren Golfteam an. Lange konnte sie sich dort allerdings nicht weiterentwickeln. Zur großen Überraschung sicherte sich die junge Deutsche in der Qualifying School im spanischen La Manga Ende 2009 einen Startplatz für die Ladies European Tour. Es war der Startschuss für ihre Profikarriere.
Einfach nur den Sprung in den Profigolfsport vollzogen zu haben reichte der ehrgeizigen Proette aber nicht. Schon in ihrer ersten Saison auf der Ladies European Tour schaffte Masson 14-mal den Cut - in 16 gespielten Turnieren. Insgesamt viermal landete sie dabei als Rookie sogar in den Top Ten. In den folgenden Jahren konnte sie ihre Leistungen sogar noch verbessern. 2011 beendete sie das Jahr auf dem siebten Platz des LET-Rankings und machte bei der Ricoh Women's British Open mit einem geteilten fünften Platz auf sich aufmerksam.
Erster Turniersieg folgt 2012 in Südafrika
So gut dieses Ergebnis auch klingen mag, Caroline Masson wusste es am besten - es wäre noch viel mehr drin gewesen: Nach dem zweiten Tag hatte sie das Feld angeführt, ebenso nach dem Moving Day. Mit 15 unter Par ging sie damals als Führende auf die letzten 18 Bahnen. Es folgte die Angst vor einem möglichen Majorsieg. Eine 78er Runde, der Sturz auf neun unter Par und nichts war es mit dem vorläufig größten Erfolg ihrer Karriere. Davon jedoch alles andere als beeindruckt oder gar aus dem Konzept gebracht reichte es ein Jahr später auf der Ladies European Tour am Saisonende sogar für den zweiten Rang.
Es war die Zeit, in die auch der erste Meilenstein ihrer noch jungen Karriere fiel: Am 15. Juli 2012 reckte eine glückliche Caroline Masson die Siegtrophäe in den südafrikanischen Himmel über Durban empor. Mit konstanter Leistung und einer 71er-Runde behauptete sie nach drei spannenden Turniertagen den ersten Platz vor Lokalmatadorin Lee-Ann Pace. Der Sieg bei der South African Women's Open war der erste Titel auf der LET für die 25-Jährige, sollte aber nicht das letzte Highlight bleiben.
Dank guter Betreuung auf die LPGA Tour
Die Steigerung kam nicht von ungefähr. Caroline Masson wird, wie auch die Vorzeigegolfer Marcel Siem und Martin Kaymer, von Deutschlands Trainerinstitution Günter Kessler betreut. Trotz der kompetenten Unterstützung zog es die junge Dame aber wieder zurück in die USA. Sie vermisste in Deutschland vor allem im Winter die optimalen Trainingsbedingungen, da sie kein wirklicher Fan von Abschlägen in der Halle ist. Sportlich und vom Turniergeschehen her betrachtet hat sich Caroline Massons Leben seit Ende 2012 sowieso immer stärker in die Staaten verlagert. Nach nur drei Jahren auf der European Tour ergatterte sie über die Qualifying School der Ladies Professional Golf Association (LPGA) einen der begehrten Startplätze für die neue Saison.
Caroline Masson erlebt ein Rookiejahr mit Auf und Abs
Der Schritt in die größte und bedeutendste Golf-Turnierserie für Frauen war also geschafft - und Caroline Masson war gerade erst Anfang 20. Aller Anfang ist ja bekanntlich schwer, so war es auch bei der Gladbeckerin. Bei ihren ersten drei Anläufen zu Saisonbeginn auf der LPGA Tour scheiterte sie jeweils am Cut. Doch dann kam der erste Höhepunkt und mit ihm der Befreiungsschlag. Bei der Kraft Nabisco Championship landetet Masson nach vier Turniertagen schließlich auf dem geteilten 13. Platz - der Rookie war auf der großen Bühne angekommen.
In der Folge wechselten sich bis zur U.S. Women's Open (T54) verpasste Cuts und gute Top-20-Platzierungen fast wöchentlich ab. Dass sie sich auch vom Scheitern bei der anschließenden Ricoh Women's British Open nicht aus dem Konzept bringen ließ, zeigte sie fortan bis zum Jahresende. Nach zwei Ergebnissen in den Top Ten - der fünfte Platz bei der Safeway Classic war dabei ihr bis heute bestes Resultat auf der Tour - erreichte sie bis zum Ende der Saison bei allen Wettbewerben das Finalwochenende.
Starke Leistung beim Solheim Cup 2013
Eine Steierung ihrer konstanten Spielfähigkeit, die eng mit einem besonderen Ereignis verbunden zu sein schien - der Teilnahme am Solheim Cup 2013 in Denver/Colorado. Die Qualifikation für das Team Europa zum Interkontinentalvergleich gegen die Amerikanerinnen war der wohlverdiente Lohn für eine binnen kürzester Zeit vollzogene Entwicklung.
Die Krönung folgte am 19. August 2013. Mit zwei Siegen an der Seite der Schwedin Caroline Hedwall in den Fourball Matches, sowie einem weiteren Unentschieden im Foursome mit der Schottin Catriona Matthew hatte Caroline Masson erheblichen Anteil am ungefährdeten, ersten Sieg einer europäischen Mannschaft auf amerikanischem Boden in der Solheim Cup Historie (18:10). Für die Familie Masson besonders schön, dass Vater Stefan und Mutter Gabriele ihre Tochter vor Ort unterstützen und anfeuern konnten und den größten Triumph miterlebten.
Familie gibt Kraft für neue Ziele
Wie sieht es aber in einer Person aus, die Erfolge feiert, deren Leben sich in wenigen Jahren grundlegend verändert hat, die aber stets daran erinnert, wo ihre Wurzeln liegen? Über sich selbst sagt Caroline Masson, unter Druck ein Diamant zu werden. Sie ist diszipliniert und kann nicht gut verlieren. "Mein Temperament hat mich schon früher im Tennis so einige Siege, Nerven und Schläger gekostet", beschreibt sie auf ihrer Homepage. "Deshalb bin ich froh, dass ich mich dann doch für einen Sport entschieden habe, bei dem ich mein eigenes Spiel spiele und dafür auch allein verantwortlich bin." Es ist mit Sicherheit kein ganz Leichtes, quasi jede Woche an einem anderen Ort in der Welt unterwegs zu sein, mehrheitlich in irgendwelchen Hotelzimmern zu leben. Wo ist da gefühlt das zu Hause? Caroline Masson fällt die Antwort nicht schwer: "Zuhause ist für mich, mit meiner gesamten Familie bei einem gemütlichen Essen zusammen zu sitzen und bis in die Nacht über alle möglichen Themen zu reden und zu diskutieren."
Die Wahlamerikanerin findet also gerne zurück zu ihren Wurzeln. Die Familie gibt ihr Kraft für die kommenden Aufgaben. Da bleibt nur abzuwarten, zu welchen Höchstleistungen sie in Zukunft noch in der Lage sein wird. Nächstes Jahr wartet immerhin der Solheim Cup vor heimischer Kulisse in St. Leon-Rot. Dort würde Caroline Masson natürlich gerne den Titel mit dem Team Europa erfolgreich verteidigen. Und dann ist da ja auch noch Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Ein Ziel auf das es sich ohne Zweifel lohnt weiter hinzuarbeiten.