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Caledonia: Von der Medizintechnik zum Präzisionsputter

11. Jun. 2021 von Peter Marx in Zell (Schwarzwald), Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

In der badischen Manufaktur stellt Caledonia die Edel-Putter mit neuester Technologie her. (Foto: Caledonia)

In der badischen Manufaktur stellt Caledonia die Edel-Putter mit neuester Technologie her. (Foto: Caledonia)

Ich habe mich verliebt! Und wie. Schon die Optik – außergewöhnlich: Lange Spinnenbeine und Wespentaille. Das Outfit – zum Niederknien: Cooper-Rose’ mit schwarzen Accessoires.
Meine Begeisterung gilt dem markanten Design eines Mallet-Putters aus der baden- württembergischen Manufaktur Caledonia: die Viper, das Spitzenmodell der Firma. Robbie Sowden freut sich über meine Begeisterung an der Optik und baut eine Viper aus einem halben Dutzend Teilen zusammen. „Erst testen, dann reden.“

Noch vor ein paar Jahren war es verboten, Putter mit Wechselteilen zu versehen. Als diese Regel geändert worden ist, begann 2012 die Zeit von Caledonia.

Morgens Zahnimplantate, mittags Putterköpfe

In den schmalen grauen Häusern, mitten im Industriegebiet von Hirschberg (Baden-Württemberg), liegen zwei Firmen nebeneinander, die früher einmal zusammengehörten: Caledonia im schmalen Haus, daneben die CPM-Precision GmbH in den breiteren Hallen.

Hier stehen die Hochleistungs-Präzisionsmaschinen, die aus einem breiten und zentimeterdicken Eisenband computergesteuert die hochwertigen Einzelteile für die Caledonia-Putter fräsen. „Auf den tausendstel Millimeter genau“, sagt Sowden, früher der Marketing-Direktor der Firma und jetzt der Inhaber dieser Putterschmiede.
Die Maschinen gehören der Firma CPM und fräsen medizinische Implantate für Zahnärzte und zwischendurch Putterköpfe. Sowden: „Die Maschinen müssen ausgelastet sein.“ Was die Ursprungsidee vor neun Jahren war. Der damalige Eigentümer und ein Geschäftspartner, beide begeisterte Golfer, wollten mit den millionenteuren CNC-Fräsmaschinen mehr machen als nur Zahn-Implantate, so Snowden. Und so entstand die Idee Putterköpfe herzustellen. Sowden: „Sie hatten alles im Haus, Entwicklung und Maschinenpark.“

 

Der Schlägerkopf vom Premium-Modell S.F.O. (Foto: Caledonia)

 

Der ehemalige Nationalspieler und 1.Bundesliga-Golfer nimmt den kupferfarbenen Grundkörper aus der Auslage, setzt Gewichte ein, verschraubt das Hosel – das Verbindungsstück zwischen Putterkopf und Schaft. Abschließend werden noch drei Gewichtsschrauben eingefügt. Die Viper ist fertig für den Test im vermutlich modernsten Fittingcenter für Putter deutschlandweit. Sowden spricht dabei von einer „einmaligen Putter-Erlebniswelt“. Sie soll über Putten im Allgemeinen informieren und dazu beitragen, den Kunden maßgeschneiderte Schläger zu verkaufen. Das setzt ein hochwertiges Analyse-System voraus, in diesem Fall die neueste Technik aus dem Hause Quintic, verbunden mit Hochgeschwindigkeitskameras und Laser.

Umfassende Putter-Analyse, um die Präzisionswaffe zu verstehen

In der langgezogenen Halle mit dem 100 Quadratmeter großen Grün vom Weltmarktführer Southwest-Greens darf ich Probe-Putts mit der Viper machen. Das erste Gefühl. Die Viper hat mehr Gewicht und der Schwerpunkt liegt deutlich weiter hinten als bei meinem eigenen Spinnen-Putter. Für den Caledonia-Inhaber trägt dies wesentlich dazu bei, dass der Schläger mehr verzeiht und kaum Längenverluste entstehen, wenn der Sweetspot nicht optimal getroffen wird. „Das ist schon eine Präzisionswaffe.“ Jeder Kunde der Putter-Manufaktur durchläuft diese kostenlosen Analysetests. Sowohl in Hirschberg oder in ausgewählten Golfshops. Dabei sollen die Kunden nachvollziehen können was passiert, wenn sie mit dem Putter den Golfball treffen. „Das wird erst mal auf den Monitoren zu sehen sein und anhand der mitgelieferten Zahlen bestätigt werden.“

 

Der Vergleich zwischen einem Standard-Putter und einem Caledonia-Putter. (Foto: Caledonia)

 

Beim nächsten Schritt wird das Putter-Unikat zusammengebaut, so Sowden, das genau auf Schwung-Technik, Physiologie und Haltung des Kunden abgestimmt ist. „Man steigert hier im Testzentrum das Selbstbewusstsein, weil die Spieler oder Spielerinnen schnell erkennen können, dass sie eigentlich gut putten bzw. wie sie ihr Putt-Spiel deutlich verbessern können.“
Während ich ein paarmal auf dem Test-Grün putte und mir die Viper immer besser in der Hand liegt, schwärmt der Firmenchef von der Hosel Insert Technology und dem Face Weighting System, was sich anhört wie überzogene Wortspiele aus der Marketing-Abteilung.

Tatsächlich sind beide Techniken die Grundlage für die Schlägerphilosophie von Caledonia und ermöglichen erst die Herstellung von Unikaten. In beiden Fällen geht es um die Länge der Hosel-Verbindungstücke im Schlägerkopf und die Gewichte (aus unterschiedlichen Materialien) die in die Bodenplatte der Schläger geschraubt werden.

Caledonia: Die Herausforderung mit den Putter-Unikaten

Seit rund zwei Jahren gehört Caledonia Robbie Sowden. Er übernahm die Firma, nachdem die Mutterfirma CPM umstrukturiert worden war. So wurden die Betriebe geschäftlich getrennt, die Zusammenarbeit blieb dagegen bestehen. Sowden: „Zahntechnik ist renditeträchtiger.“ Heute arbeitet Sowden alleine, führt sowohl das Fitting durch als auch die laufenden Geschäfte. Doch die Mitarbeiterzahl bei Caledonia war vorher schon überschaubar. „Die personelle Hauptlast trug die ehemalige Muttergesellschaft CPM.“ Der Markt für hochpreisige Putter-Unikate ist nicht groß. Trotzdem gibt es viel Konkurrenz für Caledonia. Schon deshalb will Robbie Sowden nicht gerne über Umsatz und Anzahl der verkauften Schläger sprechen. Dazu noch Corona, was sich schmerzhaft auf den Umsatz auswirkte. „Die Zurückhaltung der Kunden war deutlich zu spüren.“

Schon im eigenen Bundesland gibt es mit dem Putter-Hersteller Kramski einen ernstzunehmenden Konkurrenten. Den Unterschied zwischen Kramski und Caledonia sieht Sowden weniger in der Qualität der Schläger, als vielmehr in der jeweiligen Firmenphilosophie. „Wir wollen den Schläger an den Spieler anpassen, während Kramski ganz auf die Technik des Spielers eingeht und ihm ein ganzheitliches Konzept vermittelt.“

Aus der Sicht von Sowden ist dieser Weg der falsche, weil nach seiner Erfahrung „Golfspieler sich nicht gerne in Schablonen pressen lassen.“ Nach seinen Vorstellungen muss man am Material Veränderungen vornehmen können, so wie es bereits bei Drivern und Hölzern gemacht wird. „Und genau das machen wir.“

Top-Putter aus Handarbeit - und zu stolzen Preisen

Getreu der Maxime „Qualität neu definiert“ bringt Caledonia in dieser Saison neun Puttermodelle auf dem Markt. Neben den High-End-Putter wie Viper, Vidi Vici und Lineo, die zwischen 990 Euro bis 1190 Euro kosten, die Premium-Collection S.F.O., D.X.B und F.R.A. (Preise: von 690 bis 750 Euro). Neu auf dem Markt ist die Beast-Collection mit drei Modellen: ein Blade, ein Hybrid und ein Mallet. Der Preis liegt bei 499 Euro.

 

Sieben Stunden Handarbeit sind notwendig, um einen der Top-Putter herzustellen. Womit sich für Sowden der hohe Preis erklärt. Dazu noch edle Materialien. „So kommt eines zum
anderen.“ Doch welcher Typ von Golfspieler gibt so viel Geld für einen einzigen Schläger aus. Nur Topspieler?

Robbie Sowden lacht, sagt nur: „Von wegen.“ Nach seinen Beobachtungen sind es vorzugweise Menschen mit einer großen Leidenschaft für den Golfsport, die hin und wieder in ihr Material investieren. „Sie wollen sich mit meinen Puttern weiterentwickeln.“
Bei der Preis-Diskussion verweist Robbie Sowden auf einem Fehler, den viele Golfer machen. "Sie unterschätzen den Putter.“ Alle zwei Jahre kaufen sich Golfer einen neuen Driver mit
dem sie dann vielleicht ein paar Meter weiter schlagen. „Während der Putter von einem Equipment –Satz zum nächsten vererbt wird.“

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