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Back Nine

Bryson DeChambeau und der innere Payne Stewart: US-Open-Sieg belohnt Wandlung

17. Jun. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Bryson DeChambeau nach seinem Sieg der US Open 2024. (Foto: Getty)

Bryson DeChambeau nach seinem Sieg der US Open 2024. (Foto: Getty)

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Hochgefühl: Die Wandlung des Bryson James Aldrich DeChambeau ist wirklich frappierend. Aus dem Hulk mit dem Holz ist ein Entertainer ohne Überheblichkeit geworden; ein Profi, der mit klugem Kopf die Gesetzmäßigkeit der Entertainmentbranche Sport verstanden hat und zum Liebling der Fans avanciert ist – immer noch etwas skurril, aber das unterhaltsam und zugewandt. Überdies ist DeChambeau damit wohl auch LIV’s derzeit einziger Aktivposten; ein Botschafter, mit dem der Konkurrenzcircuit über alle Rivalitäten hinweg Staat machen kann.

Über den sportlichen Aspekt des Finalsonntags von Pinehurst muss man kaum noch Worte verlieren. DeChambeau hatte nicht seinen besten Tag, besonders vom Tee, obwohl er in letzter Minute noch den Kopf seines Drivers gewechselt hatte. Er spielte sich kreuz und quer über die Bahnen des Kurses No. 2 und musste den Ball mehrfach mit all seiner Kraft aus den Grasbüscheln in den Waste Areas retten. Ohne die Aussetzer von Rory McIlroy auf den letzten vier Löchern wäre der 30-Jährige heute nicht zweifacher US-Open-Champion.

So gesehen war dieser gestrige Triumph auch der verdiente Lohn für DeChambeaus neuerliche Metamorphose, der sich in Pinehurst so ganz anders präsentierte, als vor vier Jahren beim ersten Majortitel in Winged Foot, und sich ganz offenbar vom Geist des „Gentleman Golfers“ inspirieren ließ.

 

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Und das nicht nur vor den Medien, sondern erst recht bei den Fans. Er interagiert mit ihnen, sie lieben ihn dafür und er gibt zurück. Daher nachfolgend ein paar Impressionen vom „People’s Player“ in Pinehurst; die Sammlung ist selbsterklärend:

As promised Bryson walked thru the crowd so everyone could touch the trophy.
byu/tightfit22 ingolf

 

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McIlroy: Ein Kollaps wie beim Masters 2011

Tiefschlag: Rory McIlroy sah bereits wie der Geschlagene aus, da hatte Bryson DeChambeau noch gar nicht zum siegbringenden Par-Putt auf der 18 angesetzt. Der Nordire stand mit hochgeschobener Kappe und deprimiertem Gesichtsausdruck an einem Tisch im Scoringbereich und wusste ganz offensichtlich, dass er diese 124. US Open eigentlich schon längst verloren hatte.

 

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Nein, er hatte sie hergeschenkt, analysierten hernach die Beobachter und bemühten Vergleiche zum Zusammenbruch beim Masters 2011. Wieder war von Kollaps die Rede gestern Abend in Pinehurst – nach den drei Bogeys auf den letzten vier Löchern. Zwei Mal war der Ball dabei ausgelippt.

Rory with a killer mistake on a close putt
byu/Chelseatilidie ingolf

 

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Kein Wunder, dass der immer noch nur vierfache Majorsieger nach dieser neuerlichen Schlappe ebenso eilig wie wortlos das Pinehurst Resort verließ. Keine 52 Minuten nach DeChambeaus letztem Schlag hatten die Flugzeug-Spotter McIlroys Privatjet schon auf dem Radar in Richtung Florida.

Rory in his plane home less than 52 minutes after Brysons putt drops
byu/Finlay58 ingolf

Das Schlusswort oblag also dem Champion, der einmal mehr Größe zeigte. „Rory ist einer der Besten, die je gespielt haben. Gegen so jemanden antreten zu können, ist etwas sehr Besonderes. Ich habe nichts als Respekt davor, wie er Golf spielt“, sagte DeChambeau. „Um ehrlich zu sein, als er auf dem Leaderboard nach oben kletterte und zwischenzeitlich zwei Schläge vor mir lag, dachte ich: Oh-oh, oh-oh. Dass er dann diesen Putt auch noch verpasst, würde ich niemandem wünschen.“

Scheffler: „Die Grüns haben mich gekillt“

Tiefpunkt: Scottie Scheffler ist auch auf dem Platz nur ein Mensch – das hat Pinehurst bewiesen. Der Weltranglistenerste beendete die US Open, wie er sie begonnen hatte: mit wenig Birdies und viel Enttäuschung. Die gestrige 72 besiegelte den Negativrekord, erstmals bei einem Turnier nicht eine einzige Runde unter Par gespielt zu haben. Am Ende waren es 288 Schläge (1-8), ein Rückstand von 14 auf Champion Bryson DeChambeau und der geteilte 41. Platz. Scheffler, der als haushoher Favorit in das Major gegangen war, kam schlichtweg mit den Bedingungen in Pinehurst nicht klar, vor allem mit den gewölbten Grüns, deren effektive, anspielbare Fläche durch die stark abfallenden Seiten mit einem Gefälle von bis zu 7 Prozent weitaus geringer ist als die Gesamtgröße.

 

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„Die Woche hat mich echt geschlaucht und ich habe wirklich nicht gut gespielt, das war schon frustrierend“, lautete Schefflers Fazit. „Ich hab’ überhaupt nichts gelocht, konnte schon die Breaks nicht lesen – diese Grüns haben mich förmlich gekillt.“ Erschwerend kam hinzu, so der 27-Jährige, dass die Übungsgrüns nicht die gleiche Geschwindigkeit hatten wie die Puttflächen auf dem Kurs No. 2. 2029, bei der nächsten US Open in Pinehurst, will Scheffler mehr Zeit auf dem Platz verbringen, um sich irgendwie mit den Grüns anzufreunden: „Es ist schwierig, woanders was Vergleichbares zur Vorbereitung zu finden.“

R&A und USGA suchen nach Ideen für den Driver

Im Visier: Viele haben sich bei der Verkündung des Rollbacks für den Ball ab 2028 für Profis und ab 2030 für den Rest der Golfwelt gewundert, dass die Regelinstanzen R&A und USGA ihre Maßnahmen zur Eindämmung der Flugweiten nicht auch auf den Driver ausdehnen. Doch genau das soll geschehen, hat USGA-Chef Mike Whan bei seiner Pressekonferenz vor der US Open angekündigt. „Martin Slumbers von der R&A und ich haben ein echtes Interesse daran, auch bei den Drivern einen gewissen Unterschied zu machen“, sagte Whan. „Bis jetzt haben wir noch keine Idee, die sich nicht noch negativer auf das Spiel im Freizeitbereich auswirken würde. Die Beschränkungen beim Ball hingegen werden vor allem auf der Eliteebene spürbar sein und im Freizeitbereich kaum eine Rolle spielen. Deswegen haben wir das Thema erst mal auf Eis gelegt, aber werden es nicht aufgeben.“ Wie wär’s mit einer simplen Beschränkung des Mindeslofts für die Profis, mischt sich der Laie in die Distanzdebatte ein und greift damit eine Idee von Ian Poulter auf?

Bob Jones Award und weitere Ausnahme für Tiger

Ehrung: Tiger Woods hat im Vorfeld der 124. US Open den Bob Jones Award erhalten, mit dem der amerikanische Golfverband USGA alljährlich besondere Verdienste um den Sport würdigt. In seiner Dankesrede würdige Woods, der seine erste USGA-Meisterschaft im Alter von 14 Jahren bestritten hat, seine Mutter Kultida: „Sie bekommt zu wenig Anerkennung. Mein Vater und ich waren die ganze Zeit unterwegs, und sie hat uns den Rücken freigehalten. Ich nehme diese Auszeichnung in aller Bescheidenheit und in unglaublicher Hochachtung vor den bisherigen Preisträgern an, aber ich nehme sie auch für meine Mutter an. Sie hat es mir ermöglicht, hierherzukommen, diese Dinge zu tun, meine Träume zu verfolgen, mit Unterstützung und Liebe. Ich habe das nicht allein geschafft, ich hatte den größten Felsen, den ein Kind haben kann. Danke, Mami.“

Außerdem wurde bekannt, dass im Verwaltungsrat der PGA Tour diskutiert, dem lebenslangen Tour-Mitglied Woods auch die bedingungslose Teilnahme an den Signature Events zu garantieren. Woods ist Mitglied des neunköpfigen Policy Board, diese Debatte dürfte allerdings ohne sein Zutun laufen. Es ist ohnehin kaum zu erwarten, dass der 82-fache Tour-Sieger und 15-fache Majorgewinner außer dem eigenen Genesis Invitational noch sonderlich viele Signature Events in seinen drastisch reduzierten Spielplan aufnimmt. Nächster Start ist die Open Championship nächsten Monat in Troon, danach wird man den 48-Jährigen wohl erst wieder bei der Hero World Challenge und mit Sohn Charlie bei der PNC Championship auf einem Turnierabschlag sehen.

 

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McGinley wird Berater des Ryder-Cup-Teams

Berufung: Er hat in Gleneagles 2014 die moderne Blaupause für den Teamspirit der Europäer im Ryder Cup geschaffen, keiner hat vor ihm die Philosophie so konsequent fort- und umgesetzt, die der Engländer Tony Jacklin in seinen vier Amtszeiten als Kapitän (1983 bis 1989) begründet und vorgelebt hat – was Wunder, dass Paul McGinleys Wort im europäischen Lager Gewicht hat. Und deswegen wurde der 57-jährige Ire vom aktuellen Skipper Luke Donald als „Strategischer Berater“ ins Team für Bethpage Black 2025 berufen: „Er ist jemand, dem man zuhören muss, wenn es um den Ryder Cup geht. Schon bei den Vorbereitungen auf Rom habe ich viele hilfreiche Ratschläge von Paul bekommen.“

 

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In der Höhle des amerikanischen Löwen nahe New York wird Donalds Dutzend jede Unterstützung brauchen, die verfügbar ist. „Wir haben eine starke Struktur für Ryder-Cup-Heimspiele aufgebaut. Meine Aufgabe wird sein, Luke, seinen Vize-Kapitänen und seinem Analyse-Team zu helfen, ein Auswärtsspiel anders zu betrachten als bisher“, sagte McGinley. „Neben der strategischen Beratung werde ich als unabhängiger Gesprächspartner für Lukas und seine Vizekapitäne fungieren, als jemand, dem sie sich anvertrauen, mit dem sie sich unterhalten und an dem sie ihre Ideen testen können. Außerdem werde ich das Bindeglied zwischen dem Spielerrat und dem Kapitänsteam sein, damit alle wirklich an einem Strang ziehen.“ Vor kurzen hatte die PGA of America die Ernennung von Ex-Caddie John Wood für das neu geschaffene Amt des Teammanagers der US-Equipe verkündet.

15-jähriges Supertalent debütiert auf der PGA Tour

Aufstieg: Vor ein paar Wochen war Miles Russell mit seinen 15 Jahren noch der jüngste Spieler, der es auf der Korn Ferry Tour jemals in die Top-25 geschafft hat, übernächste Woche gibt der 15-jährige Schüler aus Jacksonville Beach/Florida sein Debüt auf der PGA Tour. Russell, der im April bei der LECOM Suncoast Classic erst den Cut schaffte und am Ende geteilter 20. war, hat eine Sponsoreneinladung für die Rocket Mortgage Classic erhalten ab 27. Juni im Detroit Golf Club erhalten. „Wir sind als Turnier bekannt, das künftigen Stars eine Chance gibt, und Miles hat mit seinen vielen Erfolgen in so jungen Jahren bewiesen, dass er dazugehört“, erklärte Turnierdirektor Jason Langwell. Russell, der sich mit artigen Worten für die Ehre und den wahr gewordenen Traum bedankte, ist amtierender American Junior Golf Association Player of the Year sowie Gewinner der Junior PGA Championship und der Junior Players Championship. Das Supertalent hatte bereits versucht, sich für die Puerto Rico Open im März zu qualifizieren, war aber im Play-off gescheitert.

Ex-Premier-League-Profi: Majorgolf vor Fußball-EM

Spiel verpasst: Gestern haben die englischen Three Lions ihr erstes Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft bestritten und in Gelsenkirchen gegen Serbien mit einem mageren 1:0 gewonnen. Normalerweise wäre das für Carl Baker ein Pflichttermin vor dem Fernseher, hat der Ex-Profi von Coventry City doch 22 Jahre und über 350 Pflichtspiele in der englischen Premier League auf dem Buckel. Doch diesmal gab es für den 41-Jährigen mit Handicap sechs andere Prioritäten: Denn Baker ist der Caddie von Robert Rock. Die beiden haben sich 2022 bei der British Par 3 Championship kennengelernt und sind Freunde geworden.

Baker war schon an Rocks Bag, als der englische Profi sich in Walton Heath für Pinehurst qualifizierte. Dort hat es Rock sogar ins Wochenende geschafft, obwohl er seine aktive Karriere eigentlich beenden wollte. Und deswegen hatte Baker gestern Abend keine Zeit für Fußball: Er marschierte mit seinem Buddy über Pinehurst No. 2. „Ich wäre schon völlig aus dem Häuschen gewesen, wenn mir jemand ein Zuschauerticket angeboten hätte“, sagte Baker dieser Tage. „Dass ich hier inside the ropes sein darf, macht diese Woche zur wahrscheinlich besten meines Lebens.“ Immerhin hat er das Spiel „seiner“ Engländer aufgenommen und kann sich das Tor von Jude Bellingham wenigstens im Nachklapp ansehen.

Der Letzte macht das Licht aus

Zum Schluss: Diese Back Nine hat mit Bryson DeChambeau begonnen, und sie soll auch mit BDC enden, verdient hat er es allemal. Erst recht, nach dem Einsatz bei den Fans, den der frisch gekürte US-Open-Champion noch bis in die tiefe Nacht von Pinehurst gezeigt hat. Wir wissen, wen es trifft, wenn es heißt: Der Letzte macht das Licht aus …

 

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