Endlich hat das letzte Majorturnier begonnen. Golf Post Reporterin Alexandra Caspers hat die Profis bei ihrer ersten Runde der British Open 2024 begleitet und berichtet von den Bedingungen vor Ort auf dem Golfplatz und wer jetzt schon in Gefahr schwebt, den Cut zu verpassen.
Insights von Runde 1 der British Open 2024
Golf Post: Alexandra, du hast heute den ersten Turniertag live miterlebt. War es so ungemütlich, wie es zwischenzeitlich aussah?
Das Wetter war so, wie man es von Schottland erwartet: Immer wieder Regen und der Wind nahm bis um die Mittagszeit ordentlich zu. Gerade als Tiger auf seine Runde startete wurde es auch noch wirklich kalt und ungemütlich. Gegen Abend wurde der Wind aber weniger, zum Vorteil der Spieler mit späten Tee Times.
Es waren die viel zitierten Cross-Winde, die den Spielern besonders Probleme machten, auf die sie sich in den letzten Tagen auch noch nicht in dieser Art und Weise vorbereiten konnte. Das wurde unter anderem Rory McIlroy zum Verhängnis. "Man plant, man spielt seine Übungsrunden und versucht, eine Strategie zu entwickeln, von der man glaubt, dass sie einen auf dem Golfplatz weiterbringt", sagte der Nordire nach seiner 78er Runde. "Wenn der Wind dann so ist, fängt man an, andere Optionen zu erwägen, und man fängt an, sich selbst ein wenig zu hinterfragen."
Dieses Strategie-Problem bekommt Marcel Siem gar nicht erst, er geht nämlich mit der Einstellung an die Runden, dass man sich bei einer Open gar keine richtige Strategie zurechtlegen kann.
Golf Post: Marcel Siem ist mit einer +2 fertig geworden. Wie ist seine Leistung und auch die der anderen deutschsprachigen Spieler am heutigen Tag zu bewerten?
Ich habe den schönen Satz gelesen: Man kann die Open nicht am Donnerstag gewinnen, aber man kann sie am Donnerstag verlieren. Und das haben weder Marcel Siem (+2), noch Alex Cejka (+2) und auch nicht Stephan Jäger (+3) getan. Schaut man auf das Leaderboard sieht man nur wenige Spieler unter Par, aber viele, viele hohe Scores. Alle drei waren angesichts der Bedingungen nicht vollkommen unzufrieden mit ihrer Runde und wenn sie einen guten zweiten Durchgang morgen hinterherschieben können, ist das Wochenende und mehr durchaus realistisch.
Das gilt für Sepp Straka natürlich um so mehr. Bei diesem Wetter, auf diesem Platz eine Runde unter Par zu spielen ist zweifelsfrei eine gute Leistung. Als die Open 2016 zuletzt in Troon war, lagen am Ende des Turniers nur 17 Spieler unter Par und die meisten davon auch nur mit wenigen Schlägen. Henrik Stenson und Phil Mickelson waren mit -20 beziehungsweise -17 Schlägen die klaren Außenseiter. Eine Wiederholung dieses Ergebnisses ist jetzt erstmal nicht unbedingt zu erwarten.
Für Yannik Paul hingegen wird es leider etwas schwieriger. Sechs Schläge über Par, T120 - das ist schon ein Brett. Er braucht schon eine enorm gute Runde morgen, um noch am Wochenende dabei zu sein.
Golf Post: Ist schon abzusehen, wo der Cut liegen wird?
Das ist natürlich immer schwer zu sagen. Bei der Open kommen aber tatsächlich mehr Spieler ins Wochenende als bei jedem anderen Major. Die besten 70 und geteilte Plätze schaffen den Cut. Aktuell wären das alle Spieler bei +3. Wenn die Scores morgen aber ähnlich ausfallen wie heute, könnte sich das aber noch nach oben verschieben. Um noch einmal 2016 zum Vergleich zu nehmen, damals lag der Cut bel vier Schlägen über Par. Das ist durchaus vorstellbar.
Und da gibt es bereits einige große Namen, die schon in Gefahr sind. Allen voran Tiger Woods, der sich im Royal Troon zu einer 79er Runde quälte. Aber auch Rory Mcilroy muss zusehen, dass er Boden gutmacht am Freitag. Bryson DeChambeau war um eine Ausrede für seine 76 nicht verlegen: "Diese Schläger sind für eine Ballgeschwindigkeit von 190, gebaut und mein 3er Holz für 180. Bei kälteren, festeren Bedingungen wird der Golfball aber nicht so stark komprimiert."
Aber auch für Cameron Smith, Champion Golfer des Jahres 2022, sieht es nach einer 80er Runde nicht rosig aus. Gleiches gilt für Wyndham Clark (78).
Golf Post: Was für Bedingungen sind denn morgen zu erwarten?
Due gute Nachricht ist, die Regenwahrscheinlichkeit ist geringer als heute. Es bleibt zwar bewölkt, soll im Laufe des Tages aber freundlicher werden. Die schlechte Nachricht: Mehr Wind. Aber das ist auch mehr aus meiner sehr zerzausten Perspektive nach dem heutigen Vormittag auf dem Platz gesagt. Denn für das Golfspiel bedeutet der Wind natürlich, dass die Profis auf der Hut bleiben müssen und es interessant bleibt