Es sollte eine der spannendsten und ungewöhnlichsten Frühstücks-Verabredungen sein, die Golf Post Redakteur Robin Bulitz in seinem bisherigen Leben hatte. Als Tischnachbar stand niemand geringeres als der extrovertierte, amerikanische Longhitter Bubba Watson parat. In einem Hotel in der Innenstadt von Southport, der gastgebenden Stadt der diesjährigen 146. Open Championship, kamen also einige ausgewählte Vertreter der Presse mit dem zweimaligen Masters-Champion und seinem Ausrüster G/Fore zusammen, um in entspannter und gelöster Atmosphäre einige Themen anzureißen.
"Meine Prioritäten haben sich dieses Jahr neu geordnet"
Nach dem gehaltvollen Frühstück im "The Vincent Hotel", das der Liverpool-Legende Steven Gerrard gehört, eröffnete Bubba Watson Golf Post sehr ehrliche und interessante Einblicke. Neben seiner bisher eher schwachen Saison standen dabei besonders die Familie und natürlich die Open in Royal Birkdale im Vordergrund.
Auf seine bisherigen Leistungen in dieser Saison angesprochen, stellte Watson sehr schnell den Grund für ausbleibende Topplatzierungen oder Siege heraus. Seine Familie, so Watson, sei in den letzten Monaten immer stärker in den Fokus gerückt und habe den Golfsport etwas in den Hintergrund gedrängt. Besonders seine beiden Kinder bereiten ihm momentan so viel Spaß, dass er sie nur ungern zurücklasse und schlichtweg so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringe.
Diese Zeit mit der Familie sei das wertvollste, was es gibt und da käme auch kaum ein Erlebnis auf dem Golfplatz heran, so Watson. Dementsprechend genießt Watson einfach jede Minute im Kreise seiner Lieben und verlässt sich, wie eigentlich schon seine ganze Karriere, auf sein Talent und seine Vorstellungskraft auf dem Golfplatz.
"Es geht darum, die Zeit die man hat, zu genießen"
Wie es denn mit seiner Karriere aufgrund dieser Erkenntnis weitergehen wird, wollten wir wissen und bekamen eine ehrlichse und offene Antworten. Watson erklärte, worum es ihm inzwischen im Leben gehe und wie er die vielen verschiedenen Herausforderungen meistere. "Ich versuche alles was ich tue, zu genießen und jeden Moment auszukosten", so Watson. Hier mache er keine Abstriche, wie er sagt und wendet diese Einstellung auf alle Bereiche seines Lebens an. Sei es der Golfplatz, das Leben als Golfprofi, die Familie und weitere Bereiche.
Als Beispiel führt Watson seine Vorbereitung auf die diesjährige Open Championship ins Feld, die anders und wesentlich lockerer ablief als sonst. Am Montag vor Turnierbeginn aus den USA angereist, stand als erstes eine Runde Golf mit Freunden und seinem Caddy - allerdings als Spieler - auf dem Plan. Nichts Besonderes, wäre da nicht die Tatsache, dass es sich beim Platz nicht um Royal Birkdale, sondern um einen Platz in der Nähe handelte.
Eine entspannte Runde also, in der der Spaß und die Zeit mit ausgewählten Freunden im Vordergrund stand und nicht der Ernst des Lebens.
Mit Ruhe und Entspannung kann es auch bei der Open Championship 2017 klappen
Der Ernst des Lebens und sein Beruf stehen natürlich trotzdem weiterhin hoch im Kurs, teet Watson doch selbstverständlich weiterhin weltweit auf und versucht in dieser Woche bei der Open Championship in Royal Birkdale Familie und erfolgreiches Golf unter einen Hut zu bekommen. Auf Nachfrage schätzt Watson seine Chancen allerdings nicht so hoch ein, da es realistisch gesehen einfach zu viele bessere "Linksgolfer" im Starterfeld gibt, die im Moment vielleicht auch etwas fokussierter zu Werke gehen, als er selbst.
So oder so ist es bei dieser 146. Open etwas anders als sonst, hat Watson schließlich seine Prioritäten neu geordnet und eine andere Herangehensweise an den Profisport für sich gefunden. Anders ist hier das perfekte Stichwort, beschreibt es den extrovertierten und unkonventionellen Paradiesvogel Bubba Watson doch mehr als zutreffend.