Der Sieger der British Open 2015 wurde nach fünf langen Turniertagen im Playoff entschieden: Der US-Amerikaner Zach Johnson, der Australier Marc Leishman und der Südafrikaner Louis Oosthuizen spielten den Kampf um den Sieg bei 15 Schlägen unter Par unter sich aus. Im Laufe des üblichen Vier-Loch-Playoff, das eine Besonderheit des britischen Majors darstellt, stach Zach Johnson seine beiden Konkurrenten aus und brachte den Titel in trockene Tücher.
Erstes Stechen seit 2009 kürt Zach Johnson zum Sieger
Sechs Jahre ist es bereits her, seit zum letzten Mal ein Playoff bei der British Open ausgetragen wurde. Damals war Stuart Cink als neuer Champion aus dem Stechen hervorgegangen. Sogar die in den Ruhestand gehende Ansager-Legende Ivor Robson gab sich noch einmal die Ehre, um die drei Wettbewerber um den Sieg auf seine einmalige Art anzukündigen. Als Sieger des dritten Majors des Jahres verließ schließlich Zach Johnson das Grün des 18. Lochs, während Oosthuizen, der letzte Sieger auf Sr. Andrews von 201o, und Leishman, ein Underdog mit bis dato einem PGA-Tour-Sieg, mit dem geteilten zweiten Platz vorlieb nehmen mussten.
Johnson, der bereits seit seinem Masters-Titel im Jahr 2007 zum Kreis der Majorsieger zählt, brach gerührt in Tränen aus, nachdem er den Par-Putt zum Sieg gelocht hatte. "Viel besser kann ich nicht spielen", sagte er nach dem nervenaufreibenden Stechen. Mit einem Birdie an Loch 2, das den anderen beiden nicht gelungen war, hatte er sich den entscheidenden Vorsprung gesichert, der ihm schließlich zum Sieg gereichte. Traditionell wird das Playoff bei der British Open über vier Löcher (1, 2, 17 und 18) hinweg ausgetragen - nur, wenn sich über diese vier Löcher hinweg kein Sieger herauskristallisiert hat, geht das Stechen in den sonst üblichen Sudden-Death-Modus über. Gerührt hielt der 39-jährige Champion seine Siegesansprache: "Ich bin dankbar. Ich bin demütig. Ich bin geehrt. Dies ist der Geburtsort des Golf und diese Trophäe bedeutet im Sport so viel. Ich fühle mich großartig."
Jordan Spieths fruchtloses Comeback
Das Major-Triple bereits zum Greifen nah, sah es beinahe so aus, als würde bereits ein Doppelbogey an der 8 Jordan Spieth das Genick brechen. Doch das Goldkind des Golfsports, das bereits die ersten beiden Majors des Jahres gewonnen hatte und als heißer Kandidat auf den Grand Slam gehandelt wurde, ließ sich aber nach einem verärgerten Biss in die eigene Faust davon nicht aus der Ruhe bringen. Zwei Birdies folgten unmittelbar auf den Fauxpas und brachten den Youngster zurück ins Spiel. Ein Birdie an der 16 bedeutete für ihn die geteilte Führung. Dann das Missgeschick auf den letzten Metern: Ein Bogey am vorletzten Loch machte ein Birdie notwendig, um es noch neben Zach Johnson und Marc Leishman ins Stechen zu schaffen. "Wir haben uns wirklich bemüht", sagte der Texaner nach seiner Runde.
Recht hat er: Bereits gestern hatte der 21-Jährige, der in der kommenden Woche seinen 22. Geburtstag feiert, eine beeindruckende Vorstellung geliefert. Seine Parrunde über den zweiten und dritten Turniertag hatte ihn vorerst aus dem Kampf um den Sieg herausbefördert, mit einer 66 in Runde drei hatte er sich jedoch eindrucksvoll zurückgemeldet. Den nächsten Schritt zum Grand Slam verpasste er zwar letztendlich trotzdem, mit dem geteilten vierten Platz war er aber so nah dran wie niemand mehr seit Tiger Woods im Jahr 2000, als er seinen Tiger Slam begann.
Die gefährlichen Amateure der British Open
Während der Ire Paul Dunne bereits gestern die Profi-Konkurrenz ins Schwitzen gebracht hatte, hoben sich Jordan Niebrugge und Oliver Schniederjans derartige Späße für den Finaltag auf. Dunne, der als geteilter Führender ins Finale eingezogen war, hatte in seiner letzten Runde mit heftig flatternden Nerven zu kämpfen und beendete seine Runde bei fünf Schlägen über Par für den Tag und -7 für das Turnier auf dem geteilten 30. Platz. Indes legten einige seiner Amateurkollegen heute noch ein paar Schippen drauf. US-Amerikaner Oliver Schniederjans und Engländer Ashley Chesters beendeten die British Open bei neun Schlägen unter Par auf T12, während Schniederjans' Landsmann Jordan Niebrugge den Profis noch einmal richtig einheizte. Trotz zweier Bogeys gegen Ende seiner Runde belegte der 21-Jährige mit beeindruckenden elf Schlägen unter Par den geteilten sechsten Rang und sicherte sich damit als erster US-Amerikaner seit Tiger Woods die Silver Medal für den bestplatzierten Amateur.
Martin Kaymer wird geteilter Zwölfter
Mit seiner besten Runde im Laufe des Turniers glänzte heute die deutsche Nummer eins Martin Kaymer. Kein einziges Bogey trübte seine blitzsaubere 68, die ihm auf den letzten Metern noch einmal einen Sprung über 21 Plätze einbrachte. Zwar hatte der Mettmanner keine Chance mehr, mit der zweistelligen Spitze mitzuhalten, aber mit neun Schlägen unter Par landete er immerhin auf dem geteilten 12. Rang. Nach zwei verpassten Cuts in Folge hatte sein sechster Platz bei der Open de France dem 30-Jährigen neuen Rückenwind für das Major in Großbritannien gegeben. In weniger als einem Monat steht für die Nummer 19 der Welt das nächste Major ins Haus - die PGA Championship, bei der er 2010 seinen ersten Majortitel holte.
Bernhard Langer und Bernd Wiesberger im unteren Drittel
Glücklosere Auftritte hingegen legten die deutsche Golflegende Bernhard Langer und die österreichische Nummer eins Bernd Wiesberger hin. Der mehrfache Majorsieger Langer hatte besonders in der ersten und der dritten Runde zu kämpfen gehabt, die ihm beide unter Par gerieten. Auch die heutige Parrunde konnte dem 57-jährigen Ikone bei dem Birdiefeuerwerk rundum nicht helfen, mit insgesamt einem Schlag über Par landete er abgeschlagen auf dem geteilten 78. Platz. Wiesberger erging es nicht viel besser, spielte er doch im Laufe des Turniers ebenfalls nur eine Runde unter Par. Weil er auf den übrigen drei ausschließlich Par spielte, platzierte sich der Burgenländer letztlich geringfügig besser als Langer. Mit einem Schlag unter Par landete er auf T68.