Die Buchmacher haben ihre vorübergehende, fast fiebrig anmutende Hysterie überwunden und zeigen Einsicht: Tiger Woods, der diese Woche im Augusta National Golf Club das sechste reguläre Turnier seines Comebacks bestreitet, ist nicht mehr Top-Favorit auf das „Green Jacket“. In den Wettbüros von Las Vegas wurde der 14-fache Majorsieger von 9:1 auf 11:1 herab gestuft und rangiert nun in der Kandidatenliste mit Dustin Johnson auf dem geteilten dritten Platz. Erster Aspirant auf den Masters-Triumph ist für die „Bookies“ jetzt Rory McIlroy, nicht zuletzt dank seines Erfolgs beim Arnold Palmer Invitational. Der Nordire hat aktuell eine Quote von 9:1, es folgen Justin Thomas und Jordan Spieth mit jeweils 10:1. Martin Kaymer, das der Vollständigkeit halber, würde 175:1 zahlen, Bernhard Langer 500:1.
Für McIlroy ist es der vierte Anlauf auf den Karriere-Grand-Slam. Nach Rang vier 2015 sowie den Plätzen T10 und T7 in den vergangenen beiden Jahren soll es nun klappen. „Bislang habe ich mich zwar auf dem Leaderboard nach oben gespielt, aber letztlich hatte ich nie eine wirkliche Chance auf den Sieg“, sagt der 28-Jährige. Es war wohl immer weniger sein Spiel, denn Kopfsache, man denke nur an den Kollaps 2011. Und seine Masters-Donnerstage müssen einfach besser werden. Jetzt sei er vorbereitet, betont McIlroy: „Ich kann es kaum erwarten zu erleben, ob diese Vorbereitungen sich auszahlen.“
„Poults“: Schläger statt Mikro
Happy End: Es ist ein fast unglaubliche Geschichte. Beim WGC – Match Play noch wähnte sich Ian Poulter aufgrund einer Fehlinformation bereits im Starterfeld für das 82. Masters und war nach der ernüchternden Aufklärung des Irrtums entsprechend sauer. Gestern nutzte der Engländer die tatsächlich allerletzte Chance, beendete mit der Houston Open die sieglose Zeit seit November 2012, widmete den Titel seiner Frau Katie („Sie ist der Grund, dass ich hier bin“) und holte sich als besonderes Oster-Präsent die Starterlaubnis fürs erste Major des Jahres, das er schon 2017 verpasst hatte. Nach Augusta gefahren wäre der 42-Jährige aber auf jeden Fall – ursprünglich als Kommentator für „Sky Sports“. Jetzt muss sich der Sender nach Ersatz für „Poults“ umsehen…
Jordan Spieth und sein Putter sind wieder ein Paar
Mission erfüllt: Jordan Spieth feierte bei der Houston Open eine gelungene Generalprobe fürs Masters. Dabei war es weniger der geteilte dritte Platz, der den Texaner optimistisch stimmte. Vielmehr scheint es, als habe er seinen Schwung wiedergefunden, und vor allem seine phänomenale Stärke auf den Grüns. Es war nicht nur der Neun-Meter-Putt zum Par auf dem 72. Loch, sondern die vielen kurzen Putts,, die ihm in den vergangenen Wochen missglückt waren. „Ich bin wieder in der Lage, diese ,Wadenbeißer‘ zu verwandeln“, sagte Spieth. „Das muss jetzt bloß die nächsten Tage so weitergehen. Ich bin ziemlich gespannt, was die Woche bringen wird.“ Vor kurzem wurde übrigens bekannt, dass sein Agent Jay Danzi (42) die Vermarktungsagentur Lagardère Sports verlassen hat und den Top-Klienten mitnimmt. Danzi betreut Spieth seit 2012, Lagardère managt unter anderem noch Phil Mickelson, Jon Rahm, und Brandt Snedeker.
Jugend forsch in Augusta
Talentschau: Es begann 2013 und ist längst eine Tradition, die Zuschauer wie Masters-Spieler anzieht – die „Drive, Chip & Putt Championship“ am Sonntag vor der Masters-Woche, zu der Augusta National landesweit die besten Nachwuchsgolfer einlädt. Unter den Augen von Titelverteidiger Sergio Garcia, Jon Rahm und Martin Kaymer („Dieser Enthusiasmus inspiriert mich“) spielten die Kids in verschiedenen Altersklassen ihre Champions aus und verblüffen mit feinen Golf-Fertigkeiten. So wie der 13-jährige Conrad Chisman mit seinen überschwungenen Drives, die an manch großes Vorbild erinnern.
Grip It and Rip It, right @PGA_JohnDaly? #DriveChipandPutt pic.twitter.com/jfeW1yVQcY
— Golf Channel (@GolfChannel) 1. April 2018
Oder Taighan Chea, der nach seinem gelungenen Putt mal eben im Vorbeigehen mit dem zweifachen Masters-Sieger Bubba Watson den Handschlag austauscht, als sei es das Normalste der Welt. „Jugend forsch...“ halt: Neun Jahre alt und schon so cool!
Tiger Woods: „Ich bin ein wandelndes Wunder“
Höchst-Anspruch: Auch wenn er nicht mehr Favorit der Buchmacher ist, so hat Tiger Woods für seine 21. Masters-Teilnahme doch nur eine Devise. „Ich bin hier, um zu gewinnen“, notierte der vierfache Augusta-Champion auf seiner Webseite. „Ich werde mit jeder Woche besser, die ich im Wettbewerb verbringe. Und ich freue mich unbändig, das Masters zu spielen. Es ist das bestgeführte Turnier der Welt, mit dem Platz, den Patrons und der gesamten Atmosphäre einfach der Himmel für jeden Golfer!“ Bei allem Erfolgsanspruch weiß Woods sehr wohl um die Besonderheit seiner Situation. „Mir wurde ein zweites Golferleben geschenkt, ich bin wohl ein wandelndes Wunder“, sagte der 42-Jährige.
Einkaufsparadies für Patrons
Shopping-Center: Vergangenes Jahr war es das Medien-Center, heuer verblüfft der Augusta National Golf Club mit seinem neuen Masters Golf Shop. Das Einkaufsparadies steht an der Stelle seines Vorgänger-Zelts zwischen Übungsanlage und erstem Fairway, an 64 Kassen können die Patrons ihre Portemonnaies leeren. Laut „Masters.com“ gibt es 385 Schaufensterpuppen, an denen die Kollektion gezeigt wird, darunter sogar ein Hundemodell. Allein 125 Versionen von Kopfbedeckungen werden angeboten. Das Gebäude wurde binnen 20 Wochen errichtet und am gestrigen Sonntag eröffnet.
Blick hinter die Masters-Kulissen
Bühnenbild: Wenn sich im Augusta National Golf Club die Tore zur Masters-Woche öffnen, dann präsentieren sich der Platz und die gesamte Anlage alljährlich in bestechend perfektem Zustand. Was hinter den Kulissen vorgeht, um eine optimale Bühne für das erste Major zu schaffen, davon vermittelt dieses Video einen kleinen Eindruck:
Horschel warnt vor Spielerreaktionen auf Fans
Nachschlag: Billy Horschel hat noch einen anderen brenzligen Aspekt in der aktuellen Debatte über das Fan-Verhalten auf der PGA Tour gefunden und warnt vor möglichen Eskalationen. „Wenn die Tour diese Übergriffe nicht mit den Ordnern und Sicherheitskräften in den Griff bekommt, läuft das Fass irgendwann über“, sagte Horschel zu den Schmährufen und Beleidigungen, die sich die Aktiven von den Zwischenrufern im Publikum anhören müssen. „Wir sind kurz davor, dass ein Spieler in die Menge geht und das Problem selbst in die Hand nimmt.“ Das muss man nicht näher erklären...
„Meilenweiter“ Putt
Zum Schluss: Der Ball rollt und rollt und rollt… Mit diesem „meilenweiten“ und gelochten Putt, gespielt vom amerikanischen Mini-Tour-Pro Zac Radford auf dem Übungsgrün des Golf Club of Tennessee, endet die heutige Back Nine. Schöne Ostern noch und viel Vergnügen mit dem Masters!