Die Saison 2024 hat für Shane Lowry einige Highlights auf Lager gehabt. Der Ire schwärmt im Interview mit Golf Post von seiner Zeit bei den Olympischen Spielen, wo er als Fahnenträger sein Land vertreten durfte. Auch der Sieg mit Kumpel und Kollege Rory McIlroy bei der Zurich Classic wird ihm wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Doch trotz der vielen starken Auftritte hat Lowry das Gefühl, es bleibt Raum für Verbesserung, verrät er mit Blick auf seine aktuelle Form.
Shane Lowry schwärmt von Olympia: "Es war das beste Turnier, was ich je gespielt habe"
"Ich glaube, als ich gebeten wurde, Fahnenträger zu sein, war das etwas, wovon man als Golfer nicht unbedingt träumt, weil man nicht weiß, ob es Wirklichkeit werden kann. Und als ich dann dort ankam und den ganzen Tag erleben durfte, mit den anderen irischen Sportlern zusammen war, war das etwas, an das ich mich für immer erinnern werde", schwärmt der Ire vom olympischen Golfturnier. "Wir haben uns wie zu Hause gefühlt. Die ganze Erfahrung, vom Freitag, der Eröffnungsfeier bis zum Ende des Turniers, war großartig. Der Golfplatz war unglaublich. Das Turnier war das beste, das ich je gespielt habe."
Und obwohl auch dieses Turnier über vier Runden ausgetragen wurde und das auf einem Platz, der den europäischen Spielern sehr gut bekannt ist, können sich die Vollprofis nicht von einer gewissen Nervösität frei machen. "Ja, es ist eine andere Umgebung. Es fühlte sich größer an als ein normales Turnier, als ob man da draußen nicht nur für sich selbst, sondern auch für sein Land und seine Familie und alle anderen spielte. Es hat mich an meine Amateurzeit erinnert, als ich für Irland gespielt habe, und mit einem Team zu reisen und all das zu tun." Lowry kommt aus dem Schwärmen fast nicht mehr heraus, "es war ehrlich gesagt eines der coolsten Golfturniere, die ich je gespielt habe. Ich denke, sie haben ein großartiges Turnier auf die Beine gestellt, und ich glaube, dass Golf bei den Olympischen Spielen für immer bleiben wird."
Diese Freude am Sport hat sich auch auf die Zuschauer übertragen, denn nicht nur vor den heimischen Bildschirmen, sondern auch auf dem Platz konnten viele "Nicht-Golfer" in den Sport herein schnuppern. "Ich hatte das Gefühl, dass viele der Leute, die da waren, keine Golfer waren und nur da waren, weil es die Olympischen Spiele waren, und das war cool, es einem neuen Publikum näher zu bringen, das ist sehr gut. Das ist es, was die Olympischen Spiele bewirken können."
Shane Lowry tauscht Guiness gegen Windeln
Der Ire ist bekannt dafür gerne mal ein kühles Guiness zu genießen, doch zuhause ist er mittlerweile deutlich gesetzter unterwegs erzählt er. "Es ist viel anders als noch vor 10 Jahren. Ich bin jetzt verheiratet und habe Kinder." In seiner Freizeit dreht sich natürlich vieles um den Golfsport, doch ansonsten liebe er es Zeit mit seiner Familie zu verbringen. "Ich mache nichts anderes, als mit meiner Familie rumzuhängen, Golf zu spielen und mit meinen Freunden essen zu gehen." Der Heimatbesuch und auch der Tripp zur BMW PGA Championship, wo wir mit dem Ryder-Cupper sprechen konnten, ist immer ein Highlight. "Ich liebe es, nach Hause nach Irland zu fahren, um irischen Sport zu sehen, wie Fußball. Es ist also nicht so extravagant, wie die Leute vielleicht denken oder die Leute denken könnten. Ich würde oft feiern gehen, aber meine Familie steht immer an erster Stelle."
"Ich hoffe da ist noch Luft nach oben"
"Habe ich meinen Höhepunkt erreicht? Ich hoffe nicht. Ich weiß es nicht. Ich denke zu Beginn des Jahres wäre meine Antwort vielleicht anders ausgefallen. Ich hätte vielleicht das Gefühl gehabt, ich hätte es getan. Aber nach meiner diesjährigen Saison habe ich das Gefühl, dass mein Bestes noch vor mir liegt." Er spricht von einigen Top-Platzierungen auf der PGA Tour, die Teilnahme am Ryder Cup und einem Sieg im Team Format mit seinem langjährigen Freund Rory McIlroy. "Ich war in diesem Jahr so gut wie nie zuvor. Natürlich habe ich die Open 2019 gewonnen, aber ich habe das Gefühl, dass ich bei allem, was ich tue, besser bin als je zuvor. Es geht also nur darum, geduldig zu sein und darauf zu warten, dass der nächste Sieg passiert."
Sein Weg dahin zeichnet sich durch Konstanz aus, berichtet er. "Ich arbeite an nichts anderem als daran, bei allem, was ich tue, konsequent zu sein, bei meiner Praxis. Mein Training richtig gestalten, meinen Lebensstil richtig gestalten und einfach versuchen, so gut wie möglich zu sein. Ich denke, wenn ich pingelig bin, dann ist mein kurzes Spiel wahrscheinlich die Sache, die mich dieses Jahr im Stich gelassen hat."
Einzig in seiner mentalen Stärke sieht er derzeit einen größeren Schwachpunkt, "wenn überhaupt, dann muss ich wahrscheinlich mental noch ein bisschen besser werden. Das kommt damit einher, wenn man sich in eine Position bringt, in der man versuchen kann, Turniere zu gewinnen, und das wird man schließlich auch."
Ich will mich um mich selbst kümmern"
Nach einer weiteren Saison mit vielem Hin und Her um die konkurrierenden Pro-Touren steht für Shane Lowry fest, er will sich aus den Gesprächen heraus halten. Eine mögliche Fusion oder Zusammenarbeit der Touren scheint für Shane Lowry mittlerweile keinen Unterschied mehr zu machen. "Ich weiß nicht, ob es dieses Jahr, nächstes Jahr, in fünf oder zehn Jahren passieren wird. Aber ich habe zu Beginn dieses Jahres beschlossen, mich nur auf mich selbst zu konzentrieren und mich nicht darum zu kümmern, was die anderen machen. Es ist mir egal, wer an den Turnieren teilnimmt, letztendlich ist das ein egoistischer Sport," antwortet er auf die Frage zu seiner aktuellen Position in diesem Disput.
Ganz nach dem Motto "jeder ist sich selbst der Nächste" möchte er sich auf sein Spiel und mögliche nächste Siege fokussieren. "Man ist da ganz auf sich allein gestellt und muss sich nur um sich selbst kümmern. Ich vermisse die Jungs, die ich mag. Ich habe ein paar gute Freunde drüben bei LIV. Und ich vermisse sie, aber weißt du, es ist, wie es ist, und wir müssen einfach abwarten. Lass die Geschäftsleute sich um alles kümmern. Ich kümmere mich um das Golfspiel."