Wie in diesem Jahr, so standen die Vorzeichen beim BMW Masters 2014 alles andere als gut für Marcel Siem. Er hatte gerade eine Meniskusoperation hinter sich, fühlte sich bei seinem Comeback eigentlich noch gar nicht wieder zu 100 Prozent hergestellt, vom Status seines Spiels gar nicht erst zu sprechen. Er hatte nichts zu verlieren, als er nach Shanghai reiste, und kam mit einer knappen Million Euro Preisgeld zurück.
Und wie er gewann? Auf die Siem-Art: Tolles Golf über drei Tage, auf den ersten 54 Loch spielte Siem 19 Birdies bei gerade einmal zwei Bogeys. Und am Finaltag schien er schon wieder alles herzuschenken, fünf Bogeys spielte der Mettmanner allein auf der Back Nine, zwei auf den letzten beiden Bahnen. Als an der 18 der Sieg-Putt aus unter 2 Metern nicht fiel, hieß es: Stechen. Das Momentum am ersten Extraloch war also nicht auf seiner Seite - sollte man meinen. Zwei saubere Schläge ans Grün und ein sensationeller Chip-In brachten ihm den schon verloren geglaubten Triumph.
BMW Masters: Gleiche Stelle, gleiche Welle
Bei der diesjährigen Open Championship machte auf den sozialen Kanälen der Hashtag #spiething die Runde. Es beschrieb die einzigartige Art, wie Jordan Spieth in der ersten Saisonhälfte den Rest der Welt dominierte und auf dem Weg zu seinem dritten Major in Folge war. Es kam dann anders, aber man könnte diese Wortkreation gut auf den 35-jährigen Deutschen übertragen: Sieming, die einzigartige Spielweise Marcel Siems, die sich durch emotionale Gipfel und Täler auszeichnet, durch Leaderboard-Achterbahnfahrten und Scorekarten, die bunt sind wie eine Blumenwiese im Frühling.
Die Ausgangslage vor dem BMW Masters 2015 schreit regelrecht nach einer Sieming-Story. Die Saison verlief suboptimal für den Deutschen, die Bestrebungen auf der PGA Tour Fuß zu fassen waren vergeblich, und auch in Europa lief nicht viel zusammen. Am Montag vor dem BMW Masters rückt Siem etwas glücklich nach und bekommt die Chance auf die Titelverteidigung. Will er auch beim Race-to-Dubai-Finale in der folgenden Woche dabei sein, muss er sich um mindestens sieben Plätze im Ranking verbessern. Die Zeit ist reif, wir hätten nichts dagegen, wenn es mal wieder ordentlich siemt.
Kaymer und Kiwi mischen mit
Zwei weitere Deutsche flankieren den Titelverteidiger beim BMW Masters, Martin Kaymer und Maximilian Kieffer. Die beiden haben ihr Ticket für das letzte Turnier so gut wie in der Tasche, der Blick richtet sich nach oben. Kaymer hatte sich durch einen Patzer (eine 9 am zweiten Loch) eine gute Platzierung beim WGC am vergangenen Wochenende verbaut, zeigte aber - davon abgesehen - eine vielversprechende Leistung.
Maximilian Kieffer wandelt auf den Pfaden von Bernhard "Mr. Consistency" Langer: 2015 machte er mal eben 22 Zählspiel-Cuts in Folge auf der European Tour, absolute Weltklasse. Bei der Turkish Airlines Open landete er zuletzte auf T20, eine Menge Gründe, sich auf den Auftritt des 25-Jährigen zu freuen.
BMW Masters: Willet jagt pausierenden McIlroy
Daneben ist das Feld im letzten Turnier vor dem großen Finale in Dubai wieder gespickt mit Stars: Henrik Stenson, Sergio Garcia, Partick Reed, Justin Rose, Ian Poulter, um nur einige zu nennen. Rory McIlroy hingegen gönnt sich vor dem Finale eine Auszeit, was eine gewisse Brisanz mit sich bringt. Denn sein Vorsprung im Ranking der Saisonwertung ist zuletzt deutlich geschrumpft, als Danny Willet mit einer Abschluss-62 beim WGC weiteren Boden gut machte. Kommt Willet beim BMW Masters in die Top-25, während McIlroy aussetzt, ist für das Finale in Dubai alles offen.