Seitdem Lofoten Links eröffnet wurde, stand der Golfplatz bei mir weit oben auf der „bucket list“. Die meisten dürften das Foto vom mittlerweile berühmten 2. Loch im Internet oder in Golfzeitschriften gesehen haben (siehe Titelfoto, 138m vom leicht erhöhten Abschlag):
Seit Jahren schießt Lofoten Links in den einschlägigen Ranglisten in die Höhe. In diesem Jahr wurde der Platz dann sogar, und ich nehme es vorweg, völlig zurecht, zu einem der besten 100 Plätze weltweit gekürt sowie #4 in Kontinentaleuropa noch vor Plätzen wie z.B. Valderrama, Sotogrande, Falkenstein etc.
Ende August war es nun endlich so weit. Es bot sich mir die Gelegenheit, Lofoten Links zu spielen. Der Tag zuvor war wolkenverhangen mit Regen am Vormittag, doch der Wettergott meinte es gut mit mir. Sonne, fast windstill und im Laufe des Tages 17 Grad. Wie man bei der geographischen Lage vermuten kann, war um 8 Uhr noch nichts los. Ein einzelner Golfer startete vor mir und ich kletterte um 8:30 Uhr auf den hinteren Abschlag. Ja, der Trampelpfad zum ersten Abschlag ist enger als manch Wanderpfad auf den Lofoten. Schon der Beginn war typisch für diesen Golfplatz, der voller Finesse und Charakter steckt, trotz seines noch jungen Alters. Der erste Abschlag vom hinteren Abschlag ist eine Abschlagmatte auf einem Holzpodest. Generell sind alle Abschläge sehr klein, was ich total cool finde. Endlich mal keine riesigen Abschlagflächen wie in Südeuropa oder den USA, auf denen man bequem ein Einfamilienhaus bauen kann. Bevor irgendjemand im Geiste das erste Loch belächelt aufgrund des sonderbaren Abschlags, Suzann Petterson (zweimalige Majorsiegerin und Solheim Cup Star) hat drei Versuche benötigt, um das Fairway zu treffen. So ein Schicksal blieb mir erspart und nach einem angenehmen Auftakt kam sofort das signature hole, siehe Titelfoto. Das Par 3 liegt in Felsen eingebettet. An dem Tag war es nur ein Eisen 7, aber ich wollte mir gar nicht erst ausmalen, welches Eisen ich bei strammem Gegenwind spielen würde und wie meine Chancen dann stünden, das Grün zu treffen.
Was nach diesem signature hole folgt, ist eine Ansammlung von einzigartigen Golflöchern, die alle in Erinnerung bleiben. Kein Loch gleicht dem anderen. Bevor ich den Platz näher beschreibe, möchte ich die absolute Stille erwähnen, die einem auf dem Platz fasziniert. Keine Straße in der Nähe, kein Flugzeug und an diesem windstillen Tag noch nicht einmal die Wellen. Ich sprach den Ball zum zweiten Schlag auf Loch 4 an, hielt inne, denn ich hörte ….nichts. Ich ging wieder vom Ball weg, lauschte und sprach den Ball erneut an. Ohrenbetäubende Stille. Ein Traum. Vom sechsten Abschlag, einem kurzen Par 4 denkt man, das Fairway kann nicht breiter als eine Garagenauffahrt sein. Loch 8, ein kurzes Par 3 mit 138 Meter, liegt leicht erhöht und eine dramatisch Bergkulisse sorgt für einen gewaltigen Hintergrund. Loch 12 ist mit Abstand das schwierigste Par 3. Nicht nur ist das Loch von den hinteren Abschlägen 220 Meter lang (Herren normal 200m), sondern die Landezone ist auch brutal klein plus ein sehr onduliertes Grün. Ach ja, rechts vom Grün und definitiv im Spiel ist ein Wasserhindernis. Wenn die Fahne links steckt, können selbst gute Chips von rechts wieder vom Grün runterlaufen. Doch damit nicht genug. Auf dem 13. Loch, kurzes Par 5, sieht man von den hinteren Abschlägen die Landezone nicht und muss sich eine Zielmarkierung suchen. Dass das Fairway sehr schmal ist, macht die Sache nicht leichter. Das schwierigste Par 4 folgt sogleich. Loch 14 ist immens tricky. Von den Herren normal Abschlag bitte leicht links das Fairway anspielen, denn sonst kommt für jeden Abschlag, der länger als 220 Meter ist, das Wasser „ins Spiel“. Von den hinteren Abschlägen muss man erstmal das von Felsformationen eingerahmte Fairway treffen. Loch 16 ist ein sehr langes Par 4 aber leicht abwärts mit einem tollen Blick auf das Meer. Die Fairways und Grün sind absolut „links-like“, so dass man auf einen guten roll zählen kann. Die Löcher 17 und 18 sind moderat und erlauben definitiv Birdiechancen.
Ein Tipp an dieser Stelle. Bitte mit Demut und ohne Stolz die richtigen Abschläge wählen, das gilt insbesondere für mittlere und höhere Handicaps, aber auch für niedrige einstellige oder gar scratch Golfer. Ein gewisser Viktor Hovland, der Mann braucht nun wirklich keine Vorstellung, hat an einem sehr windigen Tag eine 83(!) gespielt und das auf einem Platz, der von den hinteren Abschlägen nur 6.115 Meter misst, was für PGA Pros ein Kurzplatz ist. Die längsten Par 4- Löcher 3 (420 Meter) und Loch 16 (auch 430) habe ich mir lieber nicht von den hinteren Abschlägen angetan. Was macht den Lofoten Links so schwierig, dass Viktor Hovland eine 83 spielte (einen Tag später bei ruhigerem Wetter spielte er Platzrekord mit 63 Schlägen)? Bislang war Carnoustie, genannt „Car-nasty“, der schwierigste Golfplatz für mich, aber Lofoten stellt Carnoustie selbst bei ruhigen Bedingungen in den Schatten. Man muss die engen Fairways treffen oder der Ball ist in vielen Fällen weg, dazu kommen kleine, ondulierte Grüns. Nur die Löcher 4 und 15 haben breite Fairways, die Löcher 9 und 16 sind normal breit. Schon 4-5 Meter abseits der Fairways ist meistens kniehohes rough oder in ein Wasserhindernis. Bitte zweimal überlegen, ob man diese Wasserhindernisse betreten will. Das sieht wie Heidekraut aus, man kann dort aber leicht umknicken oder im Marschland versinken und sich nasse Füße holen. Nun versteht man auch leicht, warum Viktor Hovland bei starkem Wind eine 83 spielte, worüber Frode Hov (CEO Lofoten Links) im CNN Interview sagte, dass die 83 in vielen Belangen besser als die 63 war.
Dieser Hinweis soll aber bitte niemanden abschrecken, nicht alles zu unternehmen, mindestens einmal Lofoten Links zu spielen. Besser zwei- oder dreimal, denn die zweite Runde im jeweiligen Jahr kostet nur 50% vom normalen green-fee und die dritte Runde ist gratis. Bevor ich Lofoten Links spielte, nahm ich an, dass die Top100 Platzierung der unglaublich schönen Lage und Szenerie zu verdanken ist. Dem ist mitnichten so. Die Lage direkt am Meer mit den schroffen Bergen im Hintergrund machen den Platz einmalig, aber das Design selbst sowie der unfassbar gute Pflegezustand rechtfertigen einen Platz unter den 100 besten Golfkursen weltweit.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte oder sich im Geiste schon einmal auf den Platz einstellen möchte, dem empfehle ich ein bisschen auf youtube zu stöbern, z.B. Erik Anders Lang, Adventures in Golf Is this the Most Beautiful Golf Course in the World? | Adventures In Golf Season 4 - YouTube oder CNN Living Golf CNN Living Golf - Norway 2023 - YouTube