Was passiert eigentlich in unserem Kopf, wenn wir versuchen eine Sache gezielt zu vermeiden und warum trifft meistens genau das ein was wir vermeiden wollten?
Ironic processes im Sport
In einem vorherigen Artikel habe ich schon das Thema choking under presure beschrieben (https://www.golfpost.de/blogposts/choking-under-pressure-1620089373/). Nun geht es um genaue Prozesse die dahinterstecken, in diesem Fall um ironic processes.
Bitte denk nicht an einen weißen Bären! Ich bin mir ziemlich sicher, dass zumindest kurzeitig ein weißer Bär vor deinem inneren Auge erschienen ist. Ähnlich hält es sich im Sport. Du versuchst den Ball auf gar keinen Fall zu slicen. Am Ende fliegt der Ball jedoch genau wie meistens die nicht wirklich schön anzusehende Rechtskurve. Dies wird ironic processes genannt, es tritt genau das ein was du mit aller Macht vermeiden wolltest.
Woran liegt das eigentlich?
In vielen alltäglichen Bewegungsaufgaben ist das Arbeitsgedächtnis involviert. Wir müssen einen gewissen Grad an mentalen Aufwand betreiben, um unser Bewegungsziel zu erreichen. Dabei ist jedoch wichtig anzumerken, dass unser Speicherplatz im Arbeitsgedächtnis limitiert ist. Versuchen wir zu viele Informationen in unser Arbeitsgedächtnis einzuspeisen kann es zu einer Art Breakdown kommen, dies wird durch zusätzlichen Druck verstärkt (z.B. Abschlagen vor der prall gefüllten Clubhausterrasse). Durch die Gedanken „kein slice, kein slice, kein slice“ fokussieren wir uns automatisch eher auf die rechte Seite des Fairways und des möglichen Ballverlustes. Unserem Körper wird suggeriert, dass dies das Ziel ist, wodurch der slice eigentlich gar nicht mehr vermeidbar ist.
Was kannst du dagegen tun?
Eine gute Übung ist, dass du deinen Golfschlag in zwei Phasen unterteilst. Der erste Teil beinhaltet Probeschwünge, Schwunggedanken, das Ziel und eventuell die Flugkurve. Es werden alle Gedanken aktiv verarbeitet. Du stellst dir genau vor wie der Ball starten, fliegen und dann in der Mitte des Fairways landen soll. Im zweiten Teil trittst du über eine imaginäre Linie und lässt all diese Gedanken los. Du weißt was du zu tun hast und musst dir keine Gedanken mehr machen. Deshalb ist der zweite Teil auch deutlich kürzer da dieser „nur“ das Schlagen des Balls beinhaltet und mögliche Distraktionen ausgeblendet werden. Die zwei Phasen kannst du sowohl auf der Range, als auch später auf dem Platz anwenden.
Nicht daran denken, was der Ball auf keinen Fall machen soll, sondern daran wo du ihn am Ende landen sehen möchtest!
Viel Spaß beim tranieren!