Satus quo
Nach einem vorderen Kreuzbandriss im Feburar dieses Jahres (es heißt übrigens nicht, wie viele fälschlicherweise sagen, diesen Jahres!) hatte ich im März eine extrem unerfreulich verlaufene Operation mit zwei weiteren Folgeoperationen in Wade und Knie. Im November, 9 Monate nach der ersten Operation, habe ich unter Anleitung des Healt-Golf coaches Carry im GC Birkhof erste Schritte in Richtung Spielen unternommen. Durch die multiplen Schände (Zerstörtes Gewebe in linker Wade bis zur Achillessehne runter durch Teilkompartment, Ruptur und Schwellung der Kreuzbandplastik, Ruptur des Innenbandes und des Tractus Iliotibialis, Knochödeme, Kapselfibrosen und Narbengewebe in linken Knie, einen großfläig beschädigten Nerv über das gesamte Schienbein hinweg sowie einem durch die OP verursachten Bandscheibenvorfall L5/S1 mit Schwerpunkt linksseitig) hatte ich enorme Bedenken ob des Einstieges (Fehlbelastung, weitere Verletzungen) und fühlte mich bei einem derartigen Coach gut aufgehoben -- die positiven Eindrücke und Dinge, auf die man bei solchen und ähnlichen Verletzungen achten kann, möchte ich hier weitergeben. Vielleicht helfen sie auch anderen.
Sicherer Stand
Natürlicherweise waren es vor allem die Bedenken, zu viel zu drehen, zu viel oder falsch zu belasten, zu sehr in den Schmerz zu arbeiten etc. Im Gegensatz zu normal verlaufenen Kreuzbandplastikoperationen bin ich nach 9 Monaten weit von normaler Belastung entfernt, kann noch nicht normal Treppen runtergehen, nicht laufen, habe Beuge- und Streckprobleme, mechanische Irregularitäten und vor allem noch recht intensive Schmerzen von Fuß bis Lende. Die ersten "Schritte" waren daher darauf ausgelegt, Sicherheit im Stand und Schutz vor Überdrehungen im Knie zu verstärken. Ein enger, maximal schulterbreitre Stand, das relativ starke nach außen Drehen des linken Fußes sowie die Empfehlung, im Rüückschwung durchaus den Fuß anzuheben (lateral, auf keinen Fall die Ferse, was einerseits eine falsche Gewichtsverteilung auf den Ballen, andererseits eine unnötige Instabilität bedeuten würde) waren die Hauptansatzpunkte. Siehe hierzu die entsprechenden Photos.
Ausholbewegung und Griff
Stärker als erwartet kann sich auch indirekt ein überbetonter Griff (zu offen oder geschlossen) auswirken, da je nach Verdrehung der Hand der Schultergürtel und damit die gesamte Achse verschoben werden kann. Daher haben wir eine sehr neutrale Position erarbeitet. Wichtig dabei, im vierten Bild hervorgehoben, dass der Schläger wie gewohnt in der linken Hand hauptsächlich in den hinteren drei Finger liegt. Ebenso aber auch, dass der Zeigefinger der rechten Hand den Schläger stützt und stabilisiert. Das letzte Bild zeigt dann die Ausholbewegung an sich, hier absichtlich vor einer Wand ausgeführt, um eine potentielle, zu starke Bewegung des Schlägers hinter den Körper zu verhindern. Das Gewicht verlagert sich leicht nach Rechts, das rechte Bein geht jedoch nicht in die volle Streckung. Das linke Bein erlebt aus der relativ starken anfänglichen Beugung schon eine klare Streckung. Selbige aber nicht aktiv, sondern passiv durch die Druckverlagerung und Hüftdrehung beim Rückschwung. Der gesamte Stand ist relativ aufrecht, ebenfalls wie gewohnt.
Sensomotorische Übung
Der Oberkörper dreht natürlich um die eigene Achse, und dies sollte in der Ausholbewegung genaus passieren, als wenn man aufrecht stünde. Eine tolle Übung ist es, den Schläger mit gekreuzten Armen vor der Brust einzuklemmen im Aufrechten Stand. Dann vollführt man Rotation im Oberkörper kontinuierlich, während man langsm in die leichte Beugehaltung übergeht, die man beim Ansprechen hat.
Locker im Durchschwung: Gravitation
All die Aspekte -- Außendrehung des Fußes sowie eventuelles laterales Anheben der Fußaußenseite im Rückschwung, der neutrale Griff und die neutrale Ausholbewegung aus dem aufrechten Stand mit maximal schulterbreiter Fußstellung -- bewirken mehrere Dinge beim Durchschwung:
- Der Schläger kann extrem gut, wie man es idealerweise haben sollte, ohne explizite Armbewegung durchschwingen, sondern allein durch den vom Bein- und Hüftkraft eingeleitetem Durchschwung.
- Durch das Nichtdurchsctrecken der Beine kann ich ohne großen mechanischen den Impuls und die Bewegungsrichtung für den Durchschwung geben. Die Knie können sich problemlos in die Schlagrichtung bewegen und auch Kraft- und Druckausübung in den Boden und von selbigem weg sind in bedingtem Maße schmerzfrei durchführbar (subjektiv)
- Durch die Außendrehung des Fußes verringert sich enorm die Gefahr einer Überdrehung.
Aussichten
In meinem Fall behalten Knie und Wade bleibende Schäden -- ich hoffe, dass das Ausmaß nicht zu schlimm sein wird und ich zumindest halbwegs normal wieder spielen können werde. Auf jeden Fall werde ich weitere Trainingseinheiten bei Carry nehmen und bin dankbar, dass es trotz starker Basisschmerzen und deutlicher Ängste vor falschen Bewegungen einige Möglichkeiten gibt, "dagegen" zu trainieren; und vielleicht helfen die o.g. Prinzipien und Hinweise ja dem einen oder anderen von euch, der sich in einer ähnlichen Situation befindet.