Auch heute ein sehr interessanter Artikel in der NZZ: Es hat in den letzten Jahrzehnten nur selten eine Gelegenheit gegeben, die innere Beschaffenheit von Typen zu bestaunen, die eine der prestigeträchtigsten und lukrativsten Sportart überhaupt betreiben. Denn am liebsten geben sich die besten Golfer der Welt zugeknöpft. Man legt Wert auf Diskretion.
Dabei lässt sich die Motivationlage der Mehrheit auf zwei Grundpositionen reduzieren. Es gibt die Weltklassespieler wie dem Spanier Jon Rahm, der vor einem Jahr in Kalifornien das US Open gewann., bereits mehr als 30 Mio. Dollar an Preisgeldern eingespielt hat und derzeit auf dem 2. Platz der Weltrangliste steht. Er trete am US Open an, so sagte er am Dienstag, weil ihn die Herausforderung reize, sich mit "den Besten der Welt" zu messen. Vom vielen Geld, das er und seine Kollegen verdienen, lässt er sich nicht blenden: Davon hat er mehr als genug.
Und dann gibt es Spieler wie den Engländer Lee Westwood, der neulich seine Prioritäten offenbarte: "Das ist mein Job. Ich mache das für Geld. Das ist nicht der einzige Grund, aber wenn jemand kommt und uns eine Gehaltsverbesserung anbietet, musst Du das ernsthaft in Erwägung ziehen." Westwood ist 49, hat in seiner Karriere mehr als 20 Mio. Dollar an Preisgeldern eingenommen und läuft auf dem Platz wie eine Littfasssäule herum. Mit Logos vom von sage und schreibe elf Werbepartnern.
Die beiden Grundeinstellungen - hier das Interesse am Wettkampf und an der hundertjährigen Geshichte einer Gentleman-Sportart mit legendären Sympathieträgern, dort unverblühmte Gier - haben im Spitzengolf schon immer nebeneinander existiert. Doch seit der Publikumsmagnet Tiger Woods, der die beiden Ambitionen in sich vereinte, aber den Spannungszustand geschickt übertünchte, nur noch eine Randfigur ist, zeigt sich, dass die beiden Denkmuster nur schwer vereinbar sind. Das schürt Konflikte.
Kein Ort spiegelt dies besser als der Country Culb in Brookline ausserhalb von Boston, der diesjährige Austragungsort des US Open, für das sich übrigens eine Reihe der prominenten Abtrünnigen der Saudi-Tour nicht qualifizieren konnte. Die Verantwortlichen der amerikanischen PGA-Tour sehen in der Abspaltung eine regelrechte Kriegerklärung. Es droht die Untergrabung der Struktur, die man gemeinsam mit der europäischen Tour, den vier Majors sowie dem Ryder-Cup seit Jahrzehnten auf einem wirtschaftlich stabilen Fundament unterhält. Weshalb man auch konsequent reagierte und in der letztem Woche den Abtrünnigen die Spielberechtigung für die Tour-Events entzog.