Das Seniors Open fand gerade erst am letzten Wochenende statt. Gewonnen hat es der Südafrikaner James Kingston, den Ihr auf dem Titelbild seht. Das Swiss Seniors Open findet seit 1997 statt. Es ist bei den Über-50-jährigen Pros offenbar ein sehr beliebter Anlass. Seit 2018 wird das Turnier im Alliance ProAm-Format gespielt. Dieses bietet Amateuren die Möglichkeit, in einem Profiturnier unter echten Tour-Bedingungen zu spielen. An den ersten beiden Turniertagen wird parallel zum klassischen Strokeplay-Turnier der Professionals auch ein ProAm gespielt respektive gewertet. Dabei bilden jeweils ein Tour-Professional und ein Amateur ein Team. Die Finalrunde am Sonntag wird wie bisher ausschliesslich von den Professionals bestritten, welche um den begehrten Bad Ragazer Kristallpokal spielen.
Nun hat aber die NZZ ein besonderes Thema zu Bad Ragaz aufgenommen: Der Spieler Michael Campbell, Neuseeländer und Maori. Einige Details sind dabei doch sehr interessant. Als Teenager musste er zur Genüge hören, Maori spielen kein Golf, es sei ein Sport für Weisse und Reiche. So erzählt es Michael Campbell im Klubhaus in Bad Ragaz, wo er in den letzten Tagen am internationalen Seniorenturmier antrat. Als er dann in der Schule geäussert hatte, er wolle Golfprofi werden, habe man ihn ausgelacht und für verrückt erklärt. Er sagt dazu: "Aber ich wollte ein Pionier sein und Mauern einreissen. Der Welt zeigen, was Maori können, wenn sie ihre Leidenschaft ausleben. Und ihnen die Augen öffnen."
Das ist ihm gelungen: Im Juni 2005 errang Campbell am US Open in Pinehurst einen Major-Titel, als erster Maori und erst als zweiter Neuseeländer nach Bob Charles 1963. Und was den Triumph umso wertvoller machte: Er hatte sich in einem spannenden Duell gegen den Weltstar Tiger Woods durchgesetzt, der damamls in der Blüte seines Schaffens stand. Der Amerikaner erwies Campbell an der Siegerzeremonie in Pinehurst die Ehre. Das habe Woods davor als Zweitklassierter eines Turniers noch nie gemacht, habe ihm dessen neuseeländischer Caddie versichert, so Campbell. Woods dürfte sich an den eigenen Werdegang erinnert haben, hatte er doch als Schwarzer in den USA ebenfalls Widerstände überwinden müssen.
Mit 21 verliess Campbell Neuseeland - und ist bis heute dort nicht mehr sesshaft geworden. Niedergelassen hat er sich in Marbella in Spanien. Dort betreibt er seit zehn Jahren eine Golf-Akademie. Aufgewachsen ist er in der Region der neuseeländischen Hauptstadt Wellington, die gemeinhin als eine der windigsten Metropolen überhaupt gilt. Der Wind bläst auch in Bad Ragaz gerne, wo Campbell am Sonntag um den Sieg kämpfen wollte. Gereicht hat es ihm nicht: Er beendete das Seniorenturnier im 24. Rang.