Ja, einmal mehr bin ich durch einen Artikel in der NZZ auf ein interessantes Thema gestossen, das aber nicht nur vom Golfen berichtet. Der Titel der NZZ lautet: "Die goldenen Jahre des Bürgenstocks", und als Untertitel: "Der Berg am Vierwaldstättersee ist Mitte des letzten Jahrhunderts Treffpunkft der Schönen und Mächtigen."
Zuerst kommt die Geschichte ins Spiel: Einst war die Schweiz ein Refugium für kriegsgebeutelte, aber gutbetuchte Menschen aus aller Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden viele Hotels aus der Belle Epoque geschlossen, ihre Räumlichkeiten in Wohnungen umfunktioniert, oder sie werden abgerissen. Nur wenige Hotels schaffen es aus eigener Kraft, zu überleben, mehr noch: sich zu erholen. Ein Resort auf dem Bürgenberg im Kanton Nidwalden, besser bekannt als Bürgenstock, gehört dazu. Ab Mitte der 1920er Jahre ist es im Besitz der Familie Frey aus Luzern. Die Kriegsjahre und die Zeit danach nutzen sie, um das Resort umfassend zu renovieren. Denn: Wer es sich leisten kann, beginnt nun wieder zu reisen.
Es heisst, dass Fritz Frey Kunst und Hollywood auf den Bürgenstock bringt, da er mehrere Reisen in die USA unternommen hatte. So lädt er seine prominenten Bekanntschaften ein, Ferien in seinem Hotel zu verbringen. Und sie kommen.
So ist Sophia Loren in den 1950er Jahren zunächst Stammgast auf dem Bürgenstock, schliesslich wohnt sie mit ihrem Mann Carlo Ponti gar über Jahre in einem Haus, das zum Resort gehört. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wohnt eine weitere Hollywood-Ikone: Auch Audrey Hepburn zieht in den 1950er Jahren auf den Bürgenstock. Wie Jo Müller, der spätere Hoteldirektor, erzählt, ist ihr erster Besuch jedoch eher zufällig. Demnach lässt sich Hepburn vom Flughafen Zürich nach Gstaad chauffieren. Gesundheitlich leicht angeschlagen, fragt sie den Chauffeur nach einem Zwischenstopp an einem schönen Ort. Dieser schlägt ihr einen Umweg über den Bürgenstock vor. Dort angekommen, gefällt es Hepburn so gut, dass sie entscheidet zu bleiben. Und das Happy End: Am 24. September 1954 geben sich Audrey Hepburn und Mel Ferrer in der gotischen Kapelle auf dem Bürgenstock das Jawort.
Wie kommt es aber überhaupt dazu, dass sich ab den 1950ern Jahren Prominente auf dem Bürgenstock tummeln? Einer der Hauptgründe dürfte der damalige Hotelbesitzer sein: Fritz Frey, der das Resort von seinem Vater geerbt hat, liebt den gehobenen amerikanischen Lebensstil, sammelt seine illustren Bekanntschaften um sich. Auch Sean Connery steigt während der Dreharbeiten zum James-Bond-Film "Goldfinger" mit der ganzen Crew für eine Nacht im "Palace Hotel" auf dem Bürgenstock ab.
Und wie lässt sich dieser Erfolg erklären? Die geographische Lage dürfte eine wichtige Rolle gespielt haben: Der Bürgenstock ist näher bei Zürich als St. Moritz oder Gstaad. Doch muss ich auch die Schattenseiten erwähnen: Etwa um 2004 ist der Bürgenstock stark sanierungsbedürftig. 2007 wird das "Bürgenstock Resort" von einer katarischen Hotelkette gekauft. 550 Millionen Franken werden in den neuen Hotelkomplex investiert, der 2017 seine Tore öffnet. Doch ob sich die Investition jemals rechnen wird, ist ungewiss, selbst wenn das Resort nach eigenen Angaben nun profitabel geführt wird.
Obwohl ich aus Zürich komme und hier alle Schulen absolviert habe, kam ich fürs Studium nach Luzern, von wo aus der Bürgenstock leicht zu entdecken ist. So gibt mir diese finanzielle Ungewissheit sehr zu denken. Denn wenn ich jeweils an den Bürgenstock gedacht habe und immer noch denke, ist mein erster Gedanke immer der Golfplatz. Mein Fazit ist: Ich konnte einen Einblick in die Geschichte des Bürgenstocks geben, doch vom Golfen habe ich rein nichts geschrieben. Dafür sollen einige tolle Bilder eine Entschädigung sein, und wenn es Lesende gibt, die sich daran stören, dass vom Golfsport nichts berichtet worden ist, mögen sie mir mit Nachsicht begegnen.