Self-taIk? Ich rede doch nicht mit mir selbst!
Tiger Woods (Foto: Getty) sagte 1999 nach einem verschobenen Putt zu sich selbst: „Du bist der schlechteste Golfer, den ich je gesehen habe!“ Spannende These von einem der besten Golfer aller Zeiten. Aber auch wir normalen Golfer|innen kennen es, nicht selten endet ein schlechter Schlag oder ein leicht verschobener Putt in negativen Gedanken oder Äußerungen: „Hätte ich gewusst, dass ich so spiele hätte ich mir das Greenfee sparen können. Du kannst es einfach nicht.“ Machen wir uns nichts vor, wir kennen es alle.
Folgend aus den erbrachten Beispielen sind wir alle in Kontakt mit Self-talk gekommen.
Self-talk Arten
Self-talk kann bewusst oder auch unbewusst stattfinden. Ziel ist es jedoch, gezielte Aussagen zu finden, die in einer speziellen Situation helfen. Unterschieden wird zwischen fünf verschiedenen Formen: Diffusing (schwierige Situationen nutzen), Energizing (energienutzend), Leveraging (negative Aussagen nutzen), Harnessing (positive Aussagen nutzen) und Coping (Bewältigung der Emotionen). Alle fünf Formen haben die Funktionen, die Aufmerksamkeit zu verändern und/oder zu motivieren und führen bei richtiger Anwendung zu einem positiveren bzw. erfolgreicheren Mindset.
Die Aufmerksamkeit kann bewusst auf technische Bewegungsausführungen oder taktische Entscheidungen gelenkt werden. Motivationaler Self-talk hingegen kann zur Steigerung der Selbstsicherheit, des zu erbringenden Aufwandes und zu einer positiveren Stimmung führen.
Wie kannst du Self-talk richtig nutzen?
Als erstes ist es wichtig, dass du verstehst, wie du auf verschiedene Situationen reagierst. Kannst du eher aus positiven oder negativen Gedanken Kraft ziehen, bist du eher zurückhaltend oder offenherzig, helfen dir eher taktische Vorstellungen oder musst du deine Motivation steigern?
Wenn du diese Fragen für dich beantwortet hast, schreibst du dir am besten auf, wie du bist und mit welchen Aussagen du am besten deine Motivation und/oder deine Aufmerksamkeit lenken kannst. Diese Aussagen solltest du jeder Zeit parat haben. Bevor du sie in einem Turnier benutzt, versuche diese auf jeder Runde situativ zu nutzen. Du wirst nach und nach erkennen, welche Aussagen dir guttun und welche vielleicht modifiziert werden sollten.
Trotz der momentanen Zwangspause in einigen Bundesländern steht der Verbesserung deines mentalen Golfspiels nichts im Weg. Viel Spaß beim Trainieren!
Julian Alexander Wehlmann
Psychology in Sport and Exercise - Student