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Panorama

Bernhard Langer zum 60.: „Müde bin ich noch lange nicht!“

27. Aug. 2017 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

60 Jahre und immer noch hungrig! Bernhard Langer verzichtet auch zu seinem Geburtstag nicht auf Turniergolf. (Foto: Getty)

60 Jahre und immer noch hungrig! Bernhard Langer verzichtet auch zu seinem Geburtstag nicht auf Turniergolf. (Foto: Getty)

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„Altern“, hat der französische Schriftsteller André Maurois mal notiert, „ist eine schlechte Gewohnheit, die ein beschäftigter Mann gar nicht erst aufkommen lässt.“ Das passt ziemlich gut zu Bernhard Langer, der den Spätsommer seiner Karriere damit verbringt, brillantes Golf zu spielen. Selbst seinen runden Geburtstag verbringt der Mann „im Büro“: Heute wird „Mr. Consistency“ 60 Jahre alt, allerdings findet der Ehrentag vornehmlich auf den Fairways des „Club at Snoqualmie Ridge“ nahe Seattle statt, wo Langer und das Feld der PGA Tour Champions die Finalrunde der Boeing Classic absolvieren.

Beständigkeit und Konsequenz

Nichts beschreibt Deutschlands nach wie vor besten Golfer – Sorry, Martin Kaymer – besser als diese Konstellation. Wo andere mit einem ausgiebigen Frühstück starten würden, um dann vielleicht zu einer entspannten Runde aufzubrechen, beginnt Langer den Tag mit der eisernen Disziplin seiner Turnierroutine. So, wie eigentlich jeden Tag. Es ist nicht nur die phänomenal exzellente Konstanz seines Golfspiels, die dem gebürtigen Anhausener mit Lebensmittelpunkt in Boca Raton/Florida seinen „Kampfnamen“ eingebracht haben. „Consistency“ meint auch die Beständigkeit und Konsequenz, mit der Bernhard Langer sein Leben lebt. Als Sportler, Ehemann, Familienvater, schlichtweg als Mensch.

Es gibt keine Skandale oder negative Schlagzeilen – sofern nicht gerade mal wieder jemand seinem neuen Puttstil übel nachredet, weil Langer auch nach dem Anchoring-Bann dem Broomstick-Putter vertraut, mit dem er seit vielen Jahren seinen Putt-Yips im Griff hat. Man hört den überaus gläubigen Christen nie fluchen, sieht ihn keine Schläger werfen, erlebt ihn nicht mal wirklich schlecht gelaunt, allenfalls mit stoischer Miene.

Erfolge und Meriten des Bernhard Langer

Die Langers sind überdies eine Art Musterfamilie, Bernhard und seine amerikanische Ehefrau Vikki, dazu die Kinder Jackie, Stefan und Christina, die im Dezember Baseball-Ass Chase de Jong von den Seattle Mariners heiratet, sowie Jason. Verlässlichkeit ist ein weiteres Attribut. Langer hält Verabredungen zu einer privaten Trainingsrunde selbst dann ein, wenn er zwei Tage zuvor im Augusta National Golf Club erstmals das „Green Jacket“ gewonnen hat. So erzählt es jedenfalls Bobby Clampett, eine US-Kollege und enger Freund: „Bernhard ist nicht nur ein großer Golfer, sondern auch einer der besten Menschen, die ich kenne.“

Der Lebenslauf und die Meriten des Jubilars sind x-mal aufgezählt und bestens bekannt: Die Anfänge als Caddie in Augsburg, der Wechsel ins Profilager 1972, sein erster Tour-Sieg beim Dunlop Masters 1980, die Masters-Triumphe 1985 und 1993, den Status als erster Spitzenreiter der 1986 eingeführten Weltrangliste, die jeweils vier Siege bei der German Open und beim German Masters, schließlich das unvergessene Play-off und der wegen Dunkelheit geteilte Sieg mit Colin Montgomerie beim Volvo Masters Andalucia 2002, Langers letztem Turnier auf der European Tour.

Bernhard Langer mit Höhen und Tiefen

Dazu die Ryder-Cup-Laufbahn mit neun Teilnahmen, sechs Siegen, dem legendären verzitterten Putt 1991 und dem Höhepunkt als erfolgreicher Kapitän 2004. Und dann seine anhaltende Dominanz im Senioren-Circuit mit bislang 33 Erfolgen, der Rekordzahl von zehn Majors dank der jüngst zum dritten Mal gewonnenen Senior Open Championship, den vier Gesamtwertungen um den Charles-Schwab-Cup. Außerdem die Aufnahme in die World Golf Hall of Fame 2001/2002, der britische OBE-Ritterschlag, das Bundesverdienstkreuz und das Silberne Lorbeerblatt, zuletzt 2016 die mehr als überfällig Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports.

„Ich bin sehr dankbar“, sagt Langer zu seiner Biographie. „Ich genieße es, Profigolf zu spielen, habe den Großteil der Welt gesehen und bereist, viele Kulturen kennengelernt und Freunde gefunden.   Vor allem war ich in der Lage, über 100 Profiturniere zu gewinnen – das gelingt nicht jedem.“ Er habe Höhen und Tiefen durchlebt, als Mensch wie als Golfspieler, blickt Langer auf die 60 vergangenen Jahre zurück. „Aber ich war wohl in der glücklichen Lage, mehr Höhen als Tiefs mitgemacht zu haben.“ Allerdings hatte das auch seinen Preis. „Ich musste auf vieles verzichten, es war nicht immer einfach, von zuhause, von der Familie und von Freunden weg zu sein.“ Dennoch: „Ja“, betont Langer, er würde es wieder so machen!

„Verbessern ist auch in meinem Alter möglich“

Mittlerweile bestreitet er lediglich 22 bis 25 Turniere im Jahr. „Ich brauche mehr Pausen hier und da, die ich nutze, um Fitness zu machen, bei der Familie zu sein oder andere Interessen zu verfolgen“, erzählt der Ausnahmesportler. Gewiss gebe es Abnutzungserscheinungen, das sei ganz normal. „Wenn man diesen Job über 40 Jahre ausübt, vergeht kaum ein Tag, wo nicht was zwickt oder irgendwo wehtut. Aber man kann ein bisschen dagegen arbeiten.“ Da ist sie wieder, Langers Disziplin.

Natürlich muss man einen 60-Jährigen mit derartigen Bilanzen nach den sportlichen Zielen jenseits der fast magischen Altersgrenze fragen. „Ziele steckt man sich jedes Jahr neu“, antwortet Langer: „Majors, der Schwab Cup, Spieler des Jahres, die Rangliste, all das sind Ziele. Viele habe ich in den vergangenen zehn Jahren schon erreicht und es wäre schön, wenn das noch ein paar Jahre so weiter geht.“ Deswegen arbeitet er mit Willi Hofmann, seinem Trainer schon seit den Caddie-Tagen in Augsburg, auch weiterhin ebenso akribisch wie unermüdlich am Schwung: „Wenn ich mein Niveau halten oder mich verbessern kann, dann werde ich weiterhin Turniere gewinnen oder ganz vorne mitspielen. Verbessern ist selbst in diesem Alter noch möglich. Und nein, müde in Sachen Golf bin ich noch lange nicht!“

Zum Ende noch Langers "Signature Moves"

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