Eine neue Regel stoppt eine Golf-Legende nicht. Zumindest nicht, wenn diese Legende Bernhard Langer heißt. Der nämlich setzte dem 2016 inkraft getretenen Anchoring-Bann eine lange erarbeitete Technik-Änderung entgegen.
Bernhard Langer präsentiert seine Technik
An der hat der Anhäuser lange geschraubt: Getreu dem Motto "ganz oder gar nicht" probierte er vor der Saison 2016 insgesamt 15 verschiedene Putter und vier Putting-Techniken aus. Im Vorfeld der Chubb Classic, bei der er später mit seiner neuen Technik triumphieren konnte, gab er zu: "Ich habe 15 Jahre lang Putter nicht mal angesehen. Ich hatte diese ganze Zeit über denselben Putter." Wie genau die Technik aussieht, die ihm den ersten Saisonsieg bescherte, erklärt er hier:
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— PGA TOUR Champions (@ChampionsTour) February 16, 2016
Ausgiebiges Tüfteln und viel Perfektionismus
Dass sich die Mühen gelohnt haben, bewies Langer mit dem darauffolgenden Sieg bei seinem dritten Turnier der Saison. Zuvor war er bei beiden vorausgegangenen Turnieren schon in den Top Ten gelandet, rückte schließlich wieder an den ersten Rang im Charles Schwab Cup vor. Der Weg dorthin verlangte dem 58-Jährigen allerdings eine Menge Geduld ab. Schließlich ist der Deutsche ein waschechter Perfektionist. Seinen überlangen Odyssey Two-Ball, der ihm mehr als eine Dekade lang treue Dienste geleistet hatte, würde er mit dem Anchoring-Bann eintauschen müssen, soviel war klar.
Doch wogegen? 15 Putter in verschiedensten Längen und Ausführungen probierte er aus, zog alle Möglichkeiten in Betracht. Immerhin kann er auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, wenn es ums Putten geht. Bevor er sich dem langen Putter verschrieb, puttete Langer über sieben Jahre hinweg mit einem mittellangen Putter und fixierte dessen Griff am Unterarm, so wie es ihm heute Matt Kuchar in etwa gleichtut. Dass er überlegte, diese Technik wieder aufzunehmen, erklärte er bereits vor Beginn der neuen Saison in einer Morning-Drive-Ausgabe des Golf Channel. Auch wieder zum kurzen Putter überzuwechseln, schloss er nicht aus.
"Ich mache eigentlich alles gleich"
Letztlich aber scheint ihn nun aber jene Technik überzeugt zu haben, die dem Anchoring an der Brust, das der zweifache Major-Sieger bis zur Jahreswende anwandte, am ähnlichsten ist. Wie im obigen Video zu sehen ist, verankert er bei seinen Probeschwüngen wie zuvor einen langen Putter und löst den Schläger erst dann vom Körper, wenn es wirklich darauf ankommt. Der lange Putter selbst ist mit der neuen Regel nicht verboten, darf nur nicht mehr verankert werden. "Ich mache eigentlich alles gleich", gibt der Golf-Hall-of-Famer zu.
Zwar war Langer mit dieser Methode bei der Chubb Classic erfolgreich, dass er dabei bleibt, ist aber keineswegs in Stein gemeißelt. Immerhin hatte er noch wenige Tage zuvor gesagt, dass er vermutlich noch Wochen und Monate damit fortfahren werde etwas zu finden, das für ihn das Richtige sei "und mich dann komplett darauf festzulegen und weiter an diesem Stil zu arbeiten". Er fügte hinzu: "An diesem Punkt könnte es jeden Tag anders sein."
Neue Technik tauglich als Musterlösung?
Dass die Technik, die der deutschen Golfikone in Florida zum Erfolg verhalf, zur "Musterlösung" für andere Golfer wird, die ihre Schwierigkeiten mit dem Anchoring-Bann haben, bleibt allerdings zu bezweifeln, trat doch bereits Langers Turniersieg Debatten darum los, ob sie gänzlich rechtens sei. Die große Problematik liegt darin, dass mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist, ob der Schläger verankert ist, weil die Champions-Tour-Größe den Putter nach einigen verankerten Probeschwüngen bloß um wenige Zentimeter vom Körper wegbewegt. Die USGA selbst indes führt Langer als ein Paradebeispiel für eine gelungene Anpassung an die neue Regel an.
Mit gutem Beispiel voran geht er aber in jedem Fall mit der Art und Weise, wie er sich dem Problem des Anchoring-Banns stellt und es löst - mit all der Hingabe und Geduld, die für Bernhard Langer so typisch sind und die es für eine dauerhafte Änderung des Puttingstils braucht.