‚Join us for a day to remember‘
So wirbt der jüngste niederländische Spitzen-Golfclub für sich, der in der Nähe von 's-Hertogenbosch (auch bekannt als "Den Bosch") in Cromvoirt in der Provinz Noord-Brabant liegt.
"Bernardus Golf" ist ein Club mit ca. 250 Mitgliedern, der aber auch Gästen die Möglichkeit bietet, einen besonderen Golftag verbringen zu können. Für eine Fee von 150 Euro kann man eine Tages-Mitgliedschaft erwerben, die unter anderem zu einem unbegrenzten Spielen des 18-Loch Championship-Platzes und der Nutzung der weitläufig angelegten Übungsanlagen berechtigt. Doch damit nicht genug.
In der Tagespauschale sind die kostenfreie Nutzung des Fitnessraumes, der Finnischen Sauna und des Dampfbades im Umkleide-Breich ebenso enthalten wie die des geheizten Außenpools und des Tennis-Courts der angeschlossenen Lodge.
Das Management des Clubs möchte mit dem Aufenthalt ein besonderes Erlebnis vermitteln und die Geselligkeit fördern. So bietet es Tagesgästen, die von ihren nicht Golf spielenden Partnerinnen und Partnern begleitet werden, an, dass diese die Bereiche während des Aufenthaltes kostenfrei mitbenutzen können.
Eine Kleiderordnung gibt es ebenso wenig wie sonstige Verbote. Hier wird alles recht locker und entspannt gesehen. Die Gäste sollen Spaß haben und sich wohlfühlen. Sollten Gästegruppen in Fünfer- oder Sechser-Flights über die Runde gehen wollen, ist man hierfür durchaus offen, sofern dadurch niemand gestört wird.
Futuristisches Design des Clubhauses
Die außergewöhnliche Architektur des spacigen Clubhauses fällt beim Betreten der Anlage sofort ins Auge. Der Eigentümer des Clubs hat die Architekten der Zentrale von Louis Vuitton in Paris, des Opera Houses in Sydney und des Evoluon in Eindhoven ins Boot genommen. Das Ergebnis spricht für sich.
Die elliptischen Formen, die verglasten Fronten und die warmen Farben sind perfekt aufeinander abgestimmt. Alles ist hell und einladend. Die auf das Dach führende Wendeltreppe, von der man eine großartige Aussicht über den Platz genießt, ist ein besonderer Blickfang.
(Foto Jürgen Linnenbürger: Eingang Clubhaus-Lobby)
Service-Orientierung wird groß geschrieben
Schon der Check-in ist etwas Besonderes. Dieser erfolgt in einer offenen Lounge im Clubhaus. Vom ersten Moment an spüre ich die herzliche Willkommenskultur. Von einer sympathischen Mitarbeiterin werde ich mit meinem Vornamen begrüßt und erhalte meine Scorekarte, ein Birdie-Heft, persönliche Informationen zum Platz und einen Kaffee.
Training in außergewöhnlicher Atmosphäre
Das riesige Short-Game-Areal schließt sich direkt an das 18. Grün an. Hier kann man jeden Schlag aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Weiten unter echten Platzbedingungen trainieren. Chippen, Pitchen und Putten ist in allen nur denkbaren Varianten möglich. Ein Dreiloch-Kurzplatz rundet das vielfältige Angebot ab. Der Ausblick auf die naheliegende Kirche ist für einen Golfplatz sicherlich ungewöhnlich.
Spektakulär ist auch der Zugang zur Academy, der in einer Sanddüne eingelassen ist. Er öffnet sich automatisch bei Durchschreiten der Lichtschranke.
Dahinter breitet sich die riesige Range aus. Trainieren kann man bei entspannter Lounge-Musik. Die zu Pyramiden gestapelten Bälle sind ebenso kostenfrei wie auch der hier angebotene Kaffee in dem integrierten Bar-Bereich mit TV-Screen, auf dem Golfturniere gezeigt werden. Abgeschlagen wird entweder im Freien oder von Kunstrasen unter dem hohen Dach.
Visionärer niederländische Unternehmer
Auf dem ursprünglich völlig flachen Gelände ist eine Spitzen-Golf-Anlage entstanden, hinter der der Unternehmer Robert van der Wallen steckt. In nur wenigen Jahren führt er das Projekt in 2018 mit der Eröffnung des Golfplatzes erfolgreich zum Abschluss. Er realisiert seine eigenen Vorstellungen von einer modernen Golfanlage und nimmt anerkannte Experten mit ins Boot.
Handschrift eines berühmten Golfplatz Architekten
Hierzu zählt der Golfplatz-Designer Kyle Phillips, der seine Plätze im Einklang mit der historischen Natur des jeweiligen Gebietes gestaltet. So auch hier. Er lässt die oberste Schicht der ehemaligen Maisfelder abtragen und nutzt den darunter befindlichen wasserdurchlässigen Sandboden als ideale Grundlage für den Platz. Diesen findet man auch in dem naheliegenden Naturschutzgebiet "Nationaal Park Loonse en Drunense Duinen", das Europas’s größtes Flugsandgebiet ist und aufgrund des dort vorhandenen strahlend weißen Sandes "Brabanter Sahara" genannt wird.
Die rollenden, meist breiten Fairways bieten echtes Links-Feeling. Heidepflanzen und Ginster charakterisieren den weiten, offenen "Heathland-Course", der an seinen äußeren Grenzen von hohen Bäumen umgeben ist. Hier herrscht absolute Ruhe. Fairways und Grüns bestehen aus Fescue-Gräsern, die ein ganzjähriges Spielen erlauben.
2.500 neue Bäume vermitteln den Eindruck, als haben diese hier schon immer gestanden. Einige von ihnen fallen ebenso ins Auge wie die weißen Fairway- und Grünbunker mit ihren natürlichen Konturen.
In der Mitte der Anlage platziert Phillips zwei große Seen, die an der Zwei und der Acht frontal zu überspielen sind.
Seitliches oder frontales Wasser kommt, entweder durch Seen oder Gräben, an sechs weiteren Löchern ins Spiel.
Die Grüns sind groß dimensioniert und onduliert. Geschützt werden sie von tiefen Bunkern, Buckeln und etlichen seitlichen oder dahinter liegenden Mulden. Trifft man sie nicht an der richtigen Stelle, laufen die Bälle von diesen wieder weit hinab.
Die um die Abschlagsboxen und Grüns herum platzierten Heidepflanzen und Naturhindernisse verleihen dem jungen Platz bereits jetzt den gewünschten "Heathland"-Charakter. Dies trifft momentan noch nicht ganz auf die Anpflanzungen auf dem restlichen Platz zu. Hier braucht er noch einige Zeit, um seine volle Pracht zu entwickeln.
Auf ein Signature-Hole wird bewusst verzichtet. Mir gefallen besonders die variantenreichen Par-3-Löcher. Mein Favorit ist die 137 m lange 17 mit dem Abschlag über das Wasser.
Die Back Nine verläuft abwechselnder als die Front Nine, deren Bahnen meist parallel angelegt sind. Ein nicht optimal getroffener Schlag kann schon mal auf dem Nachbar-Fairway landen. Wege, Tee Boxen und Fairways sind gleich kurz gemäht und gehen teils nahtlos ineinander über.
Loch Neun und 18 haben sowohl spielerisch als auch optisch ihren Reiz. Der Schlag ins Grün erfordert höchste Konzentration, da man leicht durch den Blick auf das imposante Clubhaus abgelenkt werden kann.
Fair und für jedes HCP
Fünf verschiedene Abschläge stehen auf dem Par 72 Platz zur Auswahl. Sie sind nicht durch Farben, sondern durch Zahlen gekennzeichnet. Diese drücken die jeweilige Länge des Platzes aus, die zwischen 64 (6.400 m) und 47 (4.700) variiert. Ich entscheide mich für die 60, die den uns bekannten gelben Abschlägen entspricht.
Die Runde macht Freude und ist entspannt. Auch wenn ich eines der meist breiten Fairways verfehle, kann ich derzeit noch aus dem lichten Rough und den sandigen Naturhindernissen weiterspielen.
Die 16 Greenkeeper stellen sicher, dass es bei der Qualität des Platzes an nichts mangelt. Dieses trifft auch auf sämtliche Übungsanlagen zu.
Gastgeber eines European Tour-Turniers
Seine erste große Bewährungsprobe als Championship-Platz sollte der Platz im September 2020 bestehen. Doch leider können die KLM Open aufgrund von Corona in diesem Jahr nicht stattfinden. Jetzt hofft man auf die nächsten beiden Jahre, in denen das Turnier hier ausgerichtet werden soll.
Auch der Gaumen wird verwöhnt
Speisen kann man in zwei Restaurants und auf deren großen Terrassen. Sie werden nicht vom Golfclub betrieben, sondern in Eigenregie geführt. Das Angebot in der Brasserie "Bernardus Cafe" umfasst Fingerfood, Snacks und leichte Gerichte. Das "Noble Kitchen" ist eines von vier Golfplatz-Restaurants in Europa, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist. Nicht nur Gäste des Golfclubs wissen dieses Angebot zu schätzen und nutzen dieses reichlich.
Himmlisch in der Lodge schlafen
In einer der acht modern eingerichten, großzügigen Suiten der Bernardus Lodge kann man für 150 Euro komfortabel übernachten. Der Preis gilt montags bis freitags für zwei Personen im Doppelzimmer. Da die Nachfrage groß ist, sollte man rechtzeitig reservieren.
Mehr als eine Marketing-Idee
Mich beeindrucken das Konzept der "all you can play"- Tages-Mitgliedschaft, das vielfältige Angebot und die ungezwungene, sympathische Atmosphäre. Derzeit machen hiervon bereits ca. 1.200 Gäste jährlich Gebrauch, von denen die meisten aus den Niederlanden und Belgien kommen. Deutsche Golferinnen und Golfer sind noch die Ausnahme, doch ebenso herzlich willkommen.