Angesichts der schweren Verletzungen, die Tiger Woods bei seinem Unfall davon trug fragen sich viele, wie gut die Chancen für ein erneutes Tiger-Comeback stehen. Das Niveau auf der Tour ist sehr hoch und doch haben es in der Vergangenheit schon andere Spieler wieder zurück an die Spitze geschafft. Tigers Unfall erinnert einige an den Unfall von Ben Hogan und sein Comeback weckt auch Hoffnungen in Tiger-Fans. Eigentlich sollte Hogans Karriere nach dem 2. Februar 1949 zu Ende sein. Doppelter Beckenbruch, gebrochener Knöchel, gebrochenes Schlüsselbein, eine zersplitterte Rippe, später noch eine lebensbedrohliche Thrombose standen auf der Krankenakte des Ausnahme-Golfers. Dass dieser Mann den fürchterlichen Autounfall überlebt hatte, grenzte an ein Wunder. Den Ärzten zu folge sollte Hogan nie wieder laufen können, geschweige denn je wieder Golf spielen. Doch er trotzte allen Prognosen und nur 16 Monate später gewann Ben Hogan die US Open im Merion Golf Club. Was der damals 37-jährige Texaner im Juni 1950 vollbracht hat, gilt als das größte Comeback der Sportgeschichte und weckt Hoffnung, dass auch Tiger ein Comeback gelingen könnte.
Ben Hogan: Ein Ausnahmetalent
Ben Hogan ist einer der ganz Großen des Spiels. Neunfacher Major-Sieger, Golf-Dominator in den 1940er- und 50er-Jahren. Außer ihm haben nur Gene Sarazen, Gary Player, Jack Nicklaus und Tiger Woods den modernen Karriere-Grand-Slam, alle vier aktuellen Majors, gewonnen. Hogan habe seinen „Schwung wirklich besessen“ und vollständige Kontrolle über den Ballflug gehabt, sagt Woods über den grandiosen Ball-Striker.
Hogan trainierte wie ein Wahnsinniger und wollte Perfektion auf dem Golfplatz erreichen. Hogans Kurs-Management war so einzigartig wie seine Akkuratesse. Er trainierte genau die Schläge, die er beim anstehenden Turnier brauchen würde. 1950 trat Hogan in Merion ohne Eisen sieben an, „weil es in Merion keine Schläge für ein Eisen sieben gibt“.
Frontalcrash mit Greyhound-Bus
Am 2. Februar 1949 fuhren Ben Hogan und seine Frau von Phoenix heim nach Fort Worth, als ihnen östlich von El Paso auf einer Brücke im Morgennebel ein Greyhound-Bus auf ihrer Spur entgegenkam. Es gab keine Ausweichmöglichkeit, der Cadillac krachte frontal in den Bus. Hogan warf sich schützend über seine Frau Valerie auf dem Beifahrersitz und dies rettete ihm das Leben, denn die Lenksäule durchbohrte den Fahrersitz. Aber die Karriere des Golfers, der seit 1940 insgesamt 52 Turniere, davon drei Majors, gewonnen hatte, schien zu Ende.
Nach 59 Tagen wurde Hogan aus dem Krankenhaus entlassen und betrieb seine Rehabilitation mit der für ihn typischen eisernen Disziplin. Im November spielte er wieder Golf und trat im Januar 1950 bei den Los Angeles Open sein Comeback auf der Tour an. Ein erster kleiner Erfolg, er verlor erst im Stechen gegen Sam Snead. Dann kam die US Open in Merion und mit ihr das das größte Comeback der Golf-Geschichte.
Merion-Comeback mit Eisen eins
Hogan quälte sich durchs Turnier, denn sein Körper schwächelte, doch sein Schwung nicht. Weltberühmt ist das Foto aus der Finalrunde, Hogans Schlag mit dem Eisen eins aufs 18. Grün. Das Stechen konnte er trotzdem nicht vermeiden, musste sich noch mal zu einer Parforce-Tour aufraffen. George Fazio notierte in dem 18-Loch-Stechen eine 75, Lloyd Mangrum nach zwei Strafschlägen eine 73, Ben Hogan spielte 69 und gewann seine zweite US Open.
Er ließ noch fünf weitere Majors folgen, darunter den bislang unerreichten „Hogan Slam“, den Gewinn des Masters, der US Open und der Open Championship in einem Kalenderjahr (1953). Aber Merion 1950 war wohl sein größter Triumph.
Liegt Tigers Zukunft in Hogans Vergangenheit?
Tiger Woods Karriere lässt sich schwer mit anderen vergleichen. Er gewann mehr Turniere als die meisten Golfer, hatte mehr Tiefschläge als Andere. Doch Ben Hogan kommt nah heran an das Phänomen "Tiger Woods", nach Tigers kürzlichen Autounfall sogar noch ein Stückchen mehr. Beide haben einen Karriere-Grand-Slam erreicht, waren Monate und Jahre an der Spitze der Weltrangliste und gelten als die Top-Spieler ihrer Zeit. Und beide waren in einen tragischen und schweren Autounfall verwickelt. Noch ist unklar wie sich Tigers Rehabilitation entwickeln wird, die Golfwelt kann jedoch nur hoffen, dass der Meister des Golfs so zurückkehrt wie Hogan es zu seiner Zeit tat.