Ernie Els nennt die Putter mit langem Stiel unverblümt „Schummelei“, die er so lange mitmache, wie‘s nicht verboten sei. Damit freilich erweist „The Big Easy“ nicht nur seinen Belly-Putter-Kollegen um die Major-Sieger Webb Simpson und Keegan Bradley einen Bärendienst, sondern rückt vor allem den eigenen Open-Championship-Triumph in diesem Jahr in ein ziemliches schiefes Licht.
Beim Belly Putter geht es nicht um Tour-de-France-Siege unter Doping
Und das unnötigerweise: Denn es ist nichts falsch am kurzen Spiel mit dem langen Stiel. Wenn die die „verankerten“ Putter tatsächlich ab 2016 verboten würden, wie es derzeit erwägt wird, wären die mit langen Puttern errungenen Erfolge infrage gestellt und ihres Werts beraubt. Das darf nicht geschehen. Bernhard Langer und Ernie Els haben ihre Siege mit Mental- und Spielstärke erarbeitet und nicht mit ihrem besonderen Putter.
Denn immerhin geht es nicht um gedopt herausgefahrene Tour-de-France-Siege. Belly Putter und Broomstick gewähren weder einen materialbedingten Vorteil wie der Trampolin-Effekt bei den Drivern, noch trifft Golf-Regel 14-3 („Künstliche Hilfsmittel, ungebräuchliche Ausrüstung, ungebräuchliche Verwendung von Ausrüstung“) zu. Ansonsten müssten folgerichtig auch die Markierungen auf dem Putter-Kopf als Ausrichtungshilfe oder die Nutzung des Putters als Lot für unzulässig erklärt werden. Letzteres zumindest fällt aber unter die gängige „Decisions“-Formulierung „herkömmlich akzeptiert“.
Bernhard Langer schimpft zu Recht über den Sinneswandel
Seit über 20 Jahren steht die Option, den Putter-Schaft zu verlängern und das Griff-Ende am Bauch, an der Brust oder gar unterm Kinn anzusetzen, jedem Spieler zur Verfügung. Bernhard Langer war es, der damals den Besenstiel-Putter salonfähig gemacht hat, als er wegen seines Motorik-Problems Yips zum Broomstick griff und damit wieder in die Spur fand. Jetzt schimpft der Senior zu Recht über den Sinneswandel: „Plötzlich sollen die langen Putter illegal werden? Das ergibt keinen Sinn!“
Es ist nicht so, als ob mit einem Belly Putter die Erfolge vom Himmel fallen. Das umstrittene Spielgerät erfordere „allerhand Übung“, sagt 'Broomsticker' Adam Scott: „Den Wechsel erledigt man nicht mal eben mit links. Aber jeder kann es erlernen und nutzen.“
Sowieso ist nicht einzusehen, warum bei einem Spiel mit Körpereinsatz wie Golf ausgerechnet ein Schläger, der am Körper angelehnt oder abgestützt wird, zum 'Corpus Delicti' werden soll. Die Gralshüter vom R&A in St. Andrews und beim US-Golfverband USGA haben wahrlich andere Aufgaben zu lösen, als mit willkürlichen Putter-Restriktionen letztlich den Hobby-Golfern den Spaß auf den Grüns zu verleiden.