Der Steigerwald, Frankenland, Naturpark: eine waldreiche Gegend, dazu nährstoffreiche Böden, gut für den Hopfen- und Weinanbau. Und ein bisschen auch Nomen est Omen. Der Golfplatz von Schloss Reichmannsdorf nahe Bamberg macht dem Namen des geographischen Umfelds nämlich alle Ehre. Das ansteigende Gelände rund ums Areal des Barockschlosses fordert dem Golfer ein bisschen Kondition – sofern nicht das Cart zum Einsatz kommt – und eine ordentliche Portion Kursmanagement ab. Belohnt wird das vor allem auf der Back Nine mit Aussichten in eine charmante Landschaft und auf das malerische Anwesen im Tal, das noch vor einigen Jahren Stammsitz des alten Adelsgeschlechts derer von Schrottenberg war. Genauer gesagt: Von Schrottenberg auf Reichmannsdorf – so nämlich der Name des oberfränkischen 810-Seelen-Gemeinwesens, das im Navi als Zielort eingegeben ist.
Tagungen, Seminare und Incentives im gut 300 Jahre alten Schloss
Wir haben schon mal in Augenschein genommen, was die Golf-Post-Leser ab heute im Rahmen eines „Sommer Special“ gewinnen können, einen zweitägigen Aufenthalt samt Golfrunde und Abendessen im backsteinernen Gewölbe des Schlosses, der dem Restaurant einen ganz außergewöhnlichen Atmosphäre verleiht.
Ansonsten hat der gut 300 Jahre alte dreiflügelige Barock-Bau, den Wolf Philipp von Schrottenberg ab 1714 in fünfjähriger Bauzeit errichten ließ, mit dem Hotel erstmal wenig zu tun. Das Schloss steht unter Denkmalschutz und ist lediglich für Tagungen, Seminare und Incentives sowie als Außenstelle des Standesamts im Erdgeschoss oder für Führungen durch die unverändert gebliebenen Wohnräume der vormaligen Besitzer nutzbar. Die freilich sollte sich niemand entgehen lassen. Denn „Schlossführer“ Mark Bohn, der in Personalunion mit Ehefrau Heidi im Auftrag der neuen Besitzer die zur Wertegemeinschaft „Hotels auf dem Golfplatz“ gehörende Anlage leitet, kann aus der reichen Historie des Hauses erzählen, als sei er leibhaftig dabei gewesen.
Pittoreskes Clubhaus und empfehlenswerte Golfschule
Die eigentliche Herberge ist in einem direkt angrenzenden Neubau untergebracht, der mit 71 Zimmern und vier Junior-Suiten in modernem, puristischem Design allen Aspekten einer anspruchsvollen Hotellerie gerecht wird. Lediglich ein Spa-Bereich fehlt, aber die Überlegungen laufen auf Hochtouren, dem abzuhelfen. Dafür genießt der erwartungsfroh angereiste Golfer seinen Kaffee auf einer hübschen Terrasse vor der Rückseite des Schlosses, bevor es zum ersten Abschlag geht.
Der Weg dahin führt vorbei an allerlei „Eye Catchers“: der ehemaligen Orangerie beispielsweise, deren Freifläche beim Jäten des wuchernden Unkrauts etliche achtlos hingeworfene Statuen preis gab, die heute wieder auf dem Sockelvorbau des Gebäudes thronen. Und am Clubhaus, einer einstigen Bauernkate mit viel Vintage und entsprechend pittoreskem Charme. Anschließend geht‘s rechter Hand zur Driving Range und zur Golfschule von PGA Professional Lukas Exner, ein Reichmannsdorfer „Eigengewächs“, ebenso engagiert wie fachkundig, dabei ein eingängiger Vermittler und angenehmer Gesprächspartner.
Idylle im Schlosspark und ein paar tückisch schmale Fairways
Unsereiner aber hält sich links, marschiert am kleinen See vorbei, der das 18. Grün vom 18. Abschlag trennt und dem 132 Meter langen Par-3 einen zusätzlichen, letztlich aber rein psychologischen Anreiz verleiht, und gelangt schließlich zur Bahn 1. Das 383 Meter lange Par 4 führt als Dogleg rechts ins Gelände hinaus, die Bunker im Knick ersticken jeden Gedanken an den Versuch einer „Tiger Line“. Und so nehmen die Golf-Dinge auf dem Par-72-Layout (6.093 Meter von Gelb) ihren Lauf.
Der Platz von Schloss Reichmannsdorf hat drei Gesichter. Da sind zum einen die Löcher 3, 9 und 18 im ehemaligen Schlosspark, lauschige Plätzchen allesamt, gerahmt mit Wasser, kleine Idyllen. Dann die Bahnen 2 und 4 bis 8, die sich durch die Talsohle ziehen.
Smarte Golfer denken nach: Eisen 5 statt Driver
Loch 5 und 6 geben Raum für leicht verzogene Abschläge; die Sieben hingegen ist ein tückisch dünnes Ding von gerade mal 262 Metern in Hang abwärts führender Schräglage, das den Ball auch Richtung Grün – so makellos und treu wie seinen 17 Kollegen übrigens – laufen lässt, wenn man der nach dem Holz 1 zuckenden Hand widersteht und stattdessen ein Eisen 5 wählt. Siehe das eingangs erwähnte Kursmanagement. Heidi und Mark Bohn begleiten Gäste gern auf der ersten Runde, „denn man sollte schon wissen, wo man idealerweise hinspielen muss“, sagt der Hausherr.
Zumal bei ausgedörrten Fairways wie im vergangenen und in diesem Sommer. Das knochentrockene, zudem seitlich hängende Geläuf lässt die Kugeln gern verspringen und macht selbst hart entlang der oberen Fairway-Ränder platzierte Drives zum Vabanquespiel. Nicht von ungefähr denken die Betreiber über den Einbau einer Fairway-Beregnung nach, aber das notwendige Wasser muss auch verfügbar sein. Ohnehin ist das Wassermanagement für Golfanlagen ein großes Thema an Tagen wie diesen. Das indes ist wieder eine andere Story.
Regionales Bier und „flüssiger Schinken“
Beregnung wünscht man sich jedenfalls erst recht, auf dem Plateau für die Löcher 11 bis 13, dass der fußläufige Golfer über die steil ansteigende Par-3-Zehn förmlich erklimmen muss, sowie auf den schmalen Bahnen 14 bis 17, die über die Terrassen der Höhenlage wieder ins Tal führen. Da ist der Weiher mit dem finalen Halbinsel-Grün geradezu eine willkommene optische Abkühlung, der Ball freilich darf gern trocken bleiben – was erfreulicherweise zum Schluss beider gespielter Runden gelingt.
Dafür zischt das regionale Bier anschließend umso mehr. Bamberg mit seiner UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt ist gleichsam berühmt für seine Biertradition und -vielfalt; die Bar Leonard im Gewölbe von Schloss Reichmannsdorf bietet einen angenehmen Platz für Kostproben. Unbedingt einen Schluck wert ist das „Aecht Schlenkerla Rauchbier“, eine Art „flüssiger Schinken“, wie es jemand an der Theke nannte. Man muss das weltbekannte Erzeugnis aus der Jahrhunderte alten Brauerei Heller nicht mögen, sollte es aber mindestens mal dran nippen.
Regionaler Reichtum im Glas und auf dem Teller
Mit dem Wechsel ins angrenzende Schlossrestaurant entfaltet die Region dann erneut ihren Reichtum. Zuerst auf der Wein- und auf der Speisekarte, anschließend auf dem Tisch. Die Frankenweine sind feine önologische Produkte, das ist hinlänglich bekannt; Schloss Reichmannsdorf hat dank der Kennerschaft des Ehepaars Bohn etliche Köstlichkeiten im Keller.
Und was Küchenchef Ralph Löbig auf die Teller zaubert, steht dem in Nichts nach. Fisch aus den umliegenden Teichzuchten, Wild aus heimischem Wald, und auch sonst bemühen sich die Bohns um den Bezug von Erzeugnissen regionaler Herkunft, das Ganze in moderner Leichtigkeit zubereitet – so geht zeitgemäß nachhaltige Spitzenküche. Der Gastlichkeit und dem Teamgeist im Hotel und auf dem Golfplatz von Schloss Reichmannsdorf gebührt sowieso ein Stern!
Hinweis: Golf Post wurde zu diesem Aufenthalt vom Hotel Schloss Reichmannsdorf eingeladen. Der Artikel spiegelt jedoch ausschließlich eigene Eindrücke und Meinungen wider.