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Der renommierte englische Golfplatzarchitekt Harry S. Colt hat seine Klasse Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur in seinem Heimatland, sondern auch in mehreren Golfclubs der Niederlande unter Beweis gestellt. So auch im Eindhovensche Golf, in dem er 1928 von Anton Philips, dem Bruder des Gründers des Elektronik-Konzerns, mit der Gestaltung der 18 Bahnen betraut wird. Hier, im dichten Wald von Valkenwaard südlich von Eindhoven, designed er einen großartigen Heideland-Kurs mit Inland-Links Charakter.
90 Jahre Spielfreude auf hohem Niveau
Eingeweiht wird dieser offiziell am 12. Juli 1930 von Anton und dessen Frau. Zu Beginn hat der Club 100 Mitglieder. Heute sind es etwa 1.000, von denen ca. 850 aktiv sind. Von ihren zahlreichen Auslandsreisen bringt das Ehepaar etliche Bäume und exotische Pflanzen mit nach Brabant zurück, die auf dem Platz eine neue Heimat finden. Ein Beispiel hierfür sind drei zwischenzeitlich hochgewachsene amerikanische Eichen, die heute mit ihrer ausladenden Krone einen Großteil des dritten Grüns in Schatten versetzen und die für die Platzpflege Verantwortlichen vor eine echte Herausforderung stellen.
Dies erfahre ich von dem sympathischen "Course Commissioner (CC)" Han, der mich im Club herzlich willkommen heißt und mir bei der gemeinsamen Runde viel über den Club und den Platz berichtet. Er ist Ansprechpartner für die Mitglieder in allen Platzangelegenheiten und "Chairman of the greenscommittee".
Han beginnt mit zehn Jahren das Golfspielen und geht mit großen Schritten auf die 70 zu. Als ehemaliger Scratch-Player und Mitglied des niederländischen Nationalteams verfügt er über ein aktuelles HCP 5 und eine Erfahrung, die mich ebenso beeindruckt wie sein extrem lockerer Schwung. Wir haben viel Spaß auf der Runde und fachsimpeln reichlich über unseren Lieblingssport.
2007-2011 erfolgt die Neuausrichtung des Platzes im Rahmen eines Masterplans unter Einbindung des renommierten Eindhovener Golfplatz-Architekten Frank Pont, der u.a. auf die Restauration alter Klassiker spezialisiert ist. Ihm ist u.a. die Gestaltung der 16. Bahn (Par 3) zu verdanken, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Das anschließende Par 5 kann nicht ganz mit der hohen Qualität der anderen Löcher mithalten. Es ist die einzige, nicht wellig verlaufende Bahn und erinnert eher an einen Parkland-Kurs.
Außergewöhnlicher Pflegezustand
Der gesamte Platz ist ausgesprochen gepflegt. Der Zustand von Fairways und Grüns ist außergewöhnlich. Auf dem Bentgras der Fairways, die am Tag meines Besuchs in einer Höhe von 1,3 cm geschnitten sind, rollen die Bälle prima aus.
Die gut bewachten, nicht sehr großen Grüns sind mit ihrer Geschwindigkeit von 10 Stimp-Metern gewöhnungsbedürftig für mich. Doch nach ein paar Löchern klappt es immer besser. Die Spurtreue und die teils abfallenden, jedoch völlig eben verlaufenen Flächen begeistern mich. Ein Grün ist wie das andere. Korrekt ausgeführte Putts werden belohnt und nicht durch einen Platzfehler bestraft. Dies lässt leider keine Ausreden für mich zu, wenn ein Putt dann doch nicht fällt.
Sogar die Tee Boxen verfügen über einen First Cut. Einige von ihnen sind erhöht und bieten eine großartige Aussicht.
Breitband-Panorama von der Clubhausterrasse
Der Platz breitet sich vor dem Clubhaus in einem Winkel von 180 Grad aus, von dessen hochgelegener Terrasse ich einen grandiosen Ausblick auf fünf Löcher und einen See genieße. Vor meiner Runde genehmige ich mir hier einen leckeren Snack.
Auf dem Weg zum ersten Abschlag begrüßt die Figur eines ehemaligen Caddies die ankommenden Spieler und Spielerinnen.
Die ersten Neun verlaufen in einer leichten Schleife, völlig gerade hintereinander bis zur Fünf und kehren genauso angelegt nach der Sechs zum Clubhaus zurück.
Nicht ganz so kerzengerade, aber auch in einem Slope, ist die Back Nine angelegt. Deren Bahnen folgen häufig in einem rechten Winkel hintereinander.
Umgeben von völliger Ruhe
Das Ergebnis dieser Anordnung ist, dass wir keine andere Bahn einsehen und bis auf die Personen des Flights vor uns auch niemanden zu Gesicht bekommen. Wir fühlen uns völlig allein. Hier, inmitten des Waldes von Valkenwaard, herrscht absolute Ruhe.
In den letzten Jahren hat man etliche Bäume gefällt, um an das ursprüngliche Layout von Harry Colt wieder anzuknüpfen. Heute sind die Fairways ausreichend breit und gut anspielbar. Einige sind als leichte doglegs angelegt und erfordern ein strategisches Spiel.
Der Par 72-Platz hat von den gelben Abschlägen eine Länge von 5.916 m, von den roten 5.079 m.
An sechs der zehn Par 4 Löcher sind Längen zwischen 360 und 386 m zu überwinden. An dem Kürzesten, der Zwei mit nur 275 m, bietet das von einem Hügel geteilte Fairway mehrere Optionen des Anspiels - typisch für Colt.
Der nur leicht hügelige Platz ist gut zu laufen, da auch die Wege zwischen den Bahnen angenehm kurz sind.
Eines der Highlights ist für mich die Drei. An dem 174 m langen Par 3 hat Colt auf Bunker verzichtet. Das Grün ist nicht einsehbar, da es von mehreren Hügeln bestens beschützt wird. Trifft man diese, kann durch den Bounce alles passieren.
Die 18, ein Par 4 mit einer Länge von 359 m, ist ein würdiges Finish. Es läuft gerade auf das Clubhaus zu und überzeugt zum Abschluss noch einmal mit einem großartig, seitlich abfallenden Grün.
Das edle Clubhaus mit seinem beeindruckenden Reetdach wurde im letzten Jahr renoviert. Im Inneren geben etliche Bilder und Fotos Aufschluss über die 90-jährige Geschichte.
Engagierte Mitglieder packen mit an
Beim abschließenden Bier auf der Terrasse herrscht eine freundliche und entspannte Atmosphäre. Einige der anwesenden Herren sind bereits seit dem frühen Morgen im Club, der für diese mit dem gemeinsamen Unkrautjähten der frisch angelegten Beete am Clubhaus begonnen hat. Der Älteste von ihnen ist weit über 90 Jahre alt: ein großartiges Beispiel für ein erfolgreiches Member Socializing.
Sportlich anerkannt
Doch nicht nur Senioren prägen das Bild des Clubs. Auch etliche Jüngere halten sich während meines Besuchs hier auf. Auf der Driving Range schlagen sich neben mir zwei jugendliche Longhitter ein, für die die Range zu kurz zu sein scheint. Sie sind keine Ausnahme, denn weitere trainieren in dem etwas abseits vom Clubhaus gelegenen, zweistöckigen Gebäude. Hierin befindet sich die 2014 gegründete High-Tech-Indoor Golf Academy, die lt. Han einzigartig in Europa ist. Es ist das Leistungszentrum der niederländischen Nationalmannschaft und ein Geschenk der Familie Philips.
Austragungsort mehrerer Dutch Open
Zu den ausgetragenen namhaften Turnieren zählen sechs Dutch Open in den Jahren 1947-1970 und die Dutch Ladies Open zwischen 2006-2009.
Brabanter Gastfreundschaft
Überall fühle ich mich herzlich willkommen und werde mehrmals von den Clubmitgliedern nett angesprochen. Die bekannte Brabanter Gastfreundschaft erlebe ich hautnah. Diese drückt sich auch darin aus, dass der General Manager, der am Tag meines Besuchs eigentlich einen freien Tag mit seiner Familie verbringt, mit seiner kleinen Tochter in einem Buggy zu Han und mir auf die Runde stößt, um sich nach meinem Befinden und meinem Eindruck zum Club zu erkundigen.
Nicht nur deshalb wäre für mich der Eindhovensche Golf ein Kandidat für den "Gastvrijheid Award (Award Brabanter Gastfreundschaft)", der 2018 erstmals verliehen wurde.
Ich kann den Besuch dieses Clubs mit seinem wunderschönen Platz, der von Köln aus in nur 1,5 Stunden prima zu erreichen ist, nur wärmstens empfehlen. Die abendliche Rückfahrt ist etwas kürzer als der morgendliche Trip, da die Höchstgeschwindigkeit in den Niederlanden auf der Autobahn ab 19.00 Uhr nicht mehr 100, sondern 120 km beträgt. Goede rit!