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Profisport Damen

Anastasia Mickan im Interview: „Ich will einfach nur Golf spielen“

29. Apr. 2018 von Robin Bulitz in Köln, Deutschland

Golf Post traf Anastasia Mickan in Frankfurt zum Interview. (Foto: Anastasia Mickan)

Golf Post traf Anastasia Mickan in Frankfurt zum Interview. (Foto: Anastasia Mickan)

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Golf Post traf  sich mit Anastasia Mickan in Frankfurt, bei ihrem Partner Skechers, zum Interview und sprach über den Weg ins Profigolf und über die verzwickten Umstände auf den europäischen Damentouren. Zudem gab Anastasia Mickan Einblicke in ihre Ziele und ihre Herangehensweise an die Herausforderung "Profigolferin".

Wann bist Du mit dem Golfsport in Kontakt gekommen?

Mit vier Jahren hat mich mein Bruder erstmals mit auf den Golfplatz genommen, einfach weil er mal etwas anderes ausprobieren wollte und Golf damals die Lösung war. Danach sind wir beide dann immer wieder spielen gegangen, ehe mein Bruder dann aufgehört hat und sein Studium begonnen hat. Ich bin dann aber drangeblieben und habe immer mehr Spaß und Leidenschaft am Golfen entwickelt und stehe nun da, wo ich heute bin und habe mich dazu entschieden Golf zum Beruf zu machen und Profi zu werden.

Du hast in Deiner Amateurlaufbahn schon einiges gewonnen und spielst auch jetzt weiterhin in der DGL für Berlin Wannsee. Wie lässt sich das mit der gerade erst begonnenen Profikarriere vereinbaren?

Der Fokus liegt ohne Frage auf den Profiturnieren und ich werde ausschließlich die Ligaspiele wahrnehmen, die in meinen Turnierkalender passen. Dieser ist tatsächlich sehr gut gefüllt und ich werde hauptsächlich auf der LET Access Tour spielen, wobei ich auch jetzt zu Saisonbeginn schon viele Turniere gespielt habe, besonders in den USA. Dort habe ich Turniere der Kaktus-Tour (3. Damenliga in den USA nach LPGA und Symetra Tour, Anm. d. Red.) und bereits zwei Monday-Qualifier für die LPGA Tour gespielt, was sehr spannende Erfahrungen waren. So oder so wird es stressig werden, aber ich freue mich riesig darauf.

Auf welchen Touren hast Du denn konkrete Startberechtigungen?

In Europa habe ich eine volle Karte/Startberechtigung auf der LET Access Tour, da ich letztes Jahr auf eben jener Tour die Top-50-Platzierung geschafft habe. Auf der LET Tour habe ich dank meiner Platzierung bei der Qualifying School im letzten Jahr auch einen Status, mit dem ich aber kaum in Turniere auf der LET Tour reinkomme. Ebenso verhält es sich mit meinem Status auf der Symetra Tour in den USA, wo ich auch über die Qualifying School eine Startberechtigung habe, aber wahrscheinlich erst gegen Ende der Saison Turniere spielen kann. Ansonsten besteht in Amerika auf der Kaktus-Tour noch die Chance, Turniere zu spielen, da diese sogenannte "Pay n' Play Turniere" sind, bei der Antrittsgeld gezahlt wird und dann teilgenommen werden darf.

Die LET Tour stand letztes Jahr immer wieder in der Kritik und gar vor dem Aus. Demnach ist Dein Schritt als gewagt zu bezeichnen. Was glaubst Du welche Turniere Du auf der LET Tour spielen kannst und wie sieht Dein Plan aus?

Auf die LET Tour konzentriere ich mich ehrlich gesagt momentan kaum, da mein Fokus erst einmal auf der LET Access Tour liegt und ich dort erneut die Top-50-Platzierung schaffen möchte und vielmehr noch die Top 5 anpeile, um eine LET-Tour-Karte zu bekommen. Daher habe ich die LET-Tour-Turniere kaum auf der Agenda und werde versuchen auf der LET Access Tour Gas zu geben.

Bietet die LET Access Tour denn mehr Turniere als die LET Tour und kannst Du dort besser planen?

Die LET Access Tour hatte letztes Jahr auch nur 13 Turniere und auch hier ist es schwer Sponsoren für die Turniere zu finden, aber es ist einfacher und besser zu planen als auf der LET Tour. Schade ist besonders, dass Deutschland kein einziges Event ausrichtet und Länder wie Tschechien eins haben, oder die Schweiz sogar zwei. Hier würde ich mir einfach wünschen ein deutsches Turnier zu haben.

Letztes Jahr gab es ein LET-Tour-Event in Düsseldorf, doch der Sponsor hat sich wieder zurückgezogen und den asiatischen Golfmarkt als wichtiger empfunden. Wäre der Damengolf-Kontinent Nummer 1, Asien, ggf. eine Option für Dich?

In Düsseldorf habe ich mitgespielt und es war super. Über die Asian Tour habe ich mir bisher ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht, da ich erst einmal in Europa durchstarten möchte. Aber die fremde Kultur und die Entfernung schrecken mich auf keinen Fall ab und es wäre definitiv eine Option, da dort die Leistungsdichte auch enorm hoch ist und man sicher viel mitnehmen und lernen kann. Aber der Fokus jetzt liegt ganz klar auf Europa und den USA.

Was glaubst Du wie es für das europäische Damengolf weitergehen wird?

Ich habe hier leider kaum Einblicke und stehe auch noch ganz am Anfang meiner Profikarriere, aber ich hoffe auf jeden Fall, dass es hier wieder attraktiver wird für uns Profispielerinnen und nicht alle in die USA oder nach Asien gehen müssen, um erfolgreich mit dem Golfen Geld verdienen zu können und die Karriere zu beschleunigen.

Auf lange Sicht ist Dein Ziel aber ganz klar die LPGA Tour?

Auf jeden Fall! Ich habe einen 5-7-Jahre-Plan, den ich momentan Schritt für Schritt verfolge, wie ich es immer getan habe. Ich habe auch mein Handicap, seit dem ich spiele, immer Schritt für Schritt verbessert, bis ich dann mit +4,8 Profi geworden bin und ebenso möchte ich mich auch auf den Touren hocharbeiten.

Bei der Erfüllung dieser Pläne steht Dir Skechers als Partner zur Seite. Inwiefern gestaltet sich diese Partnerschaft und wie kam sie zu Stande?

Skechers kam im Rahmen des Final Four 2017 im Kölner Golfclub auf mich zu und wir haben daraufhin Kontakt gehalten, bis sie mir schließlich angeboten haben mich zu unterstützen. Dies findet auf der einen Seite natürlich in Form von Bekleidung und Schuhen statt, auf der anderen Seite erfahre ich aber auch finanzielle Unterstützung von Skechers, welche mich bei meinen Reisen und Turniergebühren sehr entlastet und mich freier aufspielen lässt.

Neben Skechers arbeitest Du auch zufällig noch mit dem Golf Post Equipment-Experten Martin Stecher zusammen. Wie gestaltet sich diese Kooperation?

Ich schaue bei Martin immer mal wieder, wenn ich in der Heimat bin, zum Training vorbei und lasse mich von ihm analysieren, da er, was da angeht, ja auch wirklich gut ist. Und er stellt mir auch das perfekte Equipment zusammen, was optimal zu mir passt und mit dem ich mich am wohlsten fühle.

Du hattest Deinen Turnier-Stretch in den USA Anfang dieser Saison bereits erwähnt und uns stellt sich hier natürlich die Frage, warum Du Dich gegen den Weg "College Golf" entschieden hast?

Ich mag es ehrlich gesagt nicht, wie es dort läuft. Man kann grundsätzlich immer nur eine Sache dort zu hundert Prozent machen und ich will unbedingt Golf spielen und meinen Fokus voll und ganz darauf legen. Das Studium und das Golfen funktionieren zusammen, glaube ich, nur schwer und ich habe gehört, dass ein nicht perfektes Studium zu weniger Golf führt. Dies möchte ich nicht riskieren und daher voll und ganz als Profigolferin durchstarten, was jedoch keineswegs bedeutet, dass mich ein Studium nicht reizen würde.

Die asiatischen und amerikanischen Strukturen und den Vorsprung im Damengolf bereits angesprochen - Was würdest Du Dir in Europa und spezielle in Deutschland wünschen?

Die amerikanische Tour ist wirklich der Wahnsinn und die asiatischen Spielerinnen dominieren dort enorm. Durch meine zwei Monate in Amerika habe ich das festgestellt und es ist wirklich beeindruckend zu sehen. Dennoch sind dort auch Europäerinnen am Start, die ganz oben mitspielen. Hier sind besonders die Schwedinnen hervorzuheben, die es immerzu schaffen konkurrenzfähig zu sein und vier bis fünf Spielerinnen in den Top-Rängen zu platzieren. Hier sollten wir in Deutschland vielleicht Input sammeln und Schweden als Benchmark betrachten, um ebenfalls schlagkräftig und konkurrenzfähig an den Start gehen zu können.

Wie sehen zu guter letzt deine konkreten Ziele für diese Saison aus?

Ich möchte alles dafür geben um bei der LET Access Tour in die Top 5 zu kommen und so die LET-Tour-Karte zu ergattern. Darüber hinaus will ich bei der Qualifying School der LPGA Tour richtig Gas geben und mir einen guten Status für die Symetra Tour erspielen. Schaffe ich das, kann ich in Amerika enorm viele Turniere spielen und wahnsinnig viel lernen und mich beweisen. Und schließlich will ich diese Saison einfach Golf spielen und mich beweisen.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für deinen weiteren Weg als Profi!

 

Das Interview führte der Golf Post Redakteur Robin Bulitz.

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