Es ist hinlänglich bekannt, dass unser Golfsport sehr zeitintensiv ist. Wer ihm ambitioniert nachgehen und sein Handicap verbessern will, muss Struktur in seinen Trainingsplan bringen. Insbesondere für Berufstätige bleibt unter der Woche meist nicht viel Zeit, die Range oder das Puttinggrün aufzusuchen.
Handicap verbessern mit Expertentipps
Prof. Dr. Ingo Froböse und Felix Lubenau jedoch haben Tipps, wie man auch mit wenig Zeit sein Handicap verbessern kann. Ingo Froböse ist Professor im „Institut für Bewegungstherapie“ der Deutschen Sporthochschule Köln, Felix Lubenau war European und Challenge Tour Pro und ist nunmehr Head Coach von zwei Teams der ersten Bundesliga.
1) Bringt mich auch eine kurze Trainingseinheit weiter?
Wer sein Handicap verbessern will, dem hilft Golftraining grundsätzlich immer und zu jeder Zeit! Sobald sie einen Schläger in den Händen halten und chippen, pitchen, putten und driven verbessern sie ihr Ballgefühl, die Motorik, das Tempo und mehr. Auch nur 15 Minuten sind hier besser als nichts.
2) Gibt es eine optimale Tageszeit zum Trainieren?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Der Körper und seine Leistungsfähigkeit werden durch den Biorhythmus gesteuert. Dadurch haben wir von Natur aus Tageszeiten, zu denen wir leistungsfähiger sind als zu anderen Zeiten. Besonders am Nachmittag zwischen 16 und 19 Uhr ist unser Körper fähig, sportliche Höchstleistungen zu erzielen. Denn die Kerntemperatur, der Blutdruck, sowie die Herz und Atemfrequenz sind in diesem Zeitraum optimal. Daher empfiehlt es sich, in dieser Zeit das Training zu absolvieren. Allerdings gibt es auch Menschen, bei denen der Biorhythmus versetzt ist und die aktivste Zeit des Tages in die Morgenstunden fällt. Daher sollte man sein Training der 'inneren Uhr' anpassen.
3) Wie sollte man sich aufwärmen?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Die besonders beanspruchten Muskelgruppen sollten vor dem Training erwärmt werden. Wenn man einmal den Abschlag betrachtet, sind etwa 400-680 Muskeln im Brust-, Bauch-, Rücken-, Oberschenkel- und Gesäßbereich aktiv. Deshalb zum Aufwärmen beispielsweise ein wenig auf- und ablaufen, die Arme kreisen lassen und den Rumpf rotieren lassen. Das Ganze dauert nur fünf bis zehn Minuten, aber das sollten Sie auch machen, bevor Sie auf die Driving Range gehen und sich einschlagen.
4) Ist Muskeltraining abseits des Golfplatzes nötig?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Besonders der Rücken sollte auch abseits des Golftrainings gestärkt werden. Denn beim Abschlag treffen gute Golfer den Ball mit einer Geschwindigkeit von 35 Metern pro Sekunde. Das entspricht 126 km/h und somit einer unheimlichen Kraft, die von der Rückenmuskulatur abgefangen werden muss. Daher einfach mal abends während des Fernsehprogramms ein paar Übungen machen. Eine einfache, aber sehr effektive Übung ist der „Hacker“, den Sie überall zwischendurch einbauen und durchführen können! Das Ganze dauert jeweils 30 Sekunden und sollte zwei bis dreimal täglich gemacht werden.
5) Gibt es etwas, von dem man eher abraten sollte?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Bevor es auf das Grün geht, ist dringend von einem vorherigen intensiven Muskeltraining sowie Ausdauertraining abzuraten.
6) Ist Fitness wichtig oder nicht?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Eine vorherrschende Meinung ist oft, dass Golf kein richtiger Sport ist und somit wird vielerorts die körperliche Anstrengung unterschätzt. Dabei werden während einer 18-Loch-Golfrunde bis zu 1200 Kalorien verbrannt, während man gut und gerne drei bis fünf Stunden unterwegs ist. Die Fitness sollte man nicht unterschätzen.
Tiger Woods beispielsweise trainiert neben dem Golfplatz sehr akribisch seine Kondition. Profigolfer sind richtige Athleten, die bis in die letzte Muskelzelle trainiert sind. Nicht zuletzt deshalb setzen sich bei Turnieren meist auch die Fittesten durch.
7) Thema Material: Welchen Unterschied macht der 'richtige' Ball?
Felix Lubenau: Bälle machen kaum einen Unterschied aus, bei Anfängern schon gar nicht. Selbst bei besseren Spielern ist der Unterschied nur marginal. Eventuell hat man um's Grün herum und beim Putten mit gewissen Ballsorten ein anderes Gefühl.
8) Was gilt es bei Schlägern zu beachten? Lohnt sich ein Club Fitting?
Felix Lubenau: Da verhält es sich schon anders. Ungeübten oder schlechteren Spielern hilft ein großes Schlägerblatt mit breiter Sohle und einem weicheren Schaft, eventuell mit ausreichend Offset (Schlagfläche ist hinter den Schaft gesetzt, soll den Slice verhindern; Anm. d. Red.). Das heißt, wer sein Handicap verbessern möchte, aber auf's Fitting verzichtet, sollte lieber zu diesen Parametern greifen. Je besser der Spieler, desto wichtiger das Fitting, da bessere Spieler eben anfangen, den Ball konstant zu treffen, somit wirkt sich das Fitting deutlich intensiver aus. Generell kann man sagen: Je ungeübter und schlechter, desto breiter sollte die Sohle der Schläger sein, desto größer das Blatt, desto mehr Loft bei den Hölzern. Bei Frauen kommt das Gewicht noch dazu: besser leichter als schwerer.
Aus eigener Erfahrung: Keep it simple
Verlieren Sie sich nicht in Details beim Golfschwung, halten Sie es einfach. Die Bewegung ist eine Oberkörperrotation um die eigene Achse und gegen einen möglichst kompakten Rumpf. Spannung wird aufgebaut, die sich im Durschwung löst. Nicht umsonst lässt ein Jim Furyk seinen „Schlenker“ im Rückschwung wie er ist und Dustin Johnson sein extrem palmar abgeklapptes linkes Handgelenk im höchsten Punkt. Versuchen Sie lieber Konstanz in Ihren Schwung zu bekommen und verbringen Sie deutlich mehr Zeit auf dem Putting Grün als auf der Range, dann wird sich schnell ihr Handicap verbessern.