Heute hü, morgen hott: Rory McIlroy überrascht ständig mit einer neuen Sicht auf die Dinge im Profigolf der Männer samt daraus resultierender Meinung. Manche wundern sich über Rors’ Rumgerudere und seine Volten, andere legen ihm das als Ehrlichkeit und Stärke aus, Einsichten revidieren zu können und auch dazu zu stehen. Wie auch immer: Erst gibt der Nordire den Paladin der PGA Tour und ist Wortführer des Widerstands gegen die LIV Golf League, dann wird er zum Al-Rumayyan-Fan, LIV-Versteher und Apologeten für die Abweichler, leistet fast Abbitte für anfängliche Aggressivität. Zwischendrin mahnt er die Alternativlosigkeit einer Partnerschaft der PGA Tour mit dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF an, um das Schisma im Profigolf der Herren zu beenden – „weil man jemanden mit dieser Finanzmacht nicht zum Feind haben will“ – und redet neuerlich einer World Tour das Wort.
Neulich glaubte McIlroy noch, irgendwie werde die Wiedervereinigung im Profigolf der Herren bis Ende des Jahres in trockenen Tüchern sein. Jüngst ließ er dann wissen: „Es fühlt sich keineswegs so an, als ob wir näher an einer Einigung sind.“ Es gebe jedenfalls keine sichtbaren Fortschritte einer Annäherung.
„Es braucht zwei Seiten, um Tango zu tanzen. Wenn eine Seite willig und bereit ist und die andere nicht, dann wird es schwierig.“
Rory McIlroy etwas kryptisch über den Stand der Verhandlungen zwischen PGA Tour und PIF
Und jetzt kommt’s: „Die Öffentlichkeit würde sicherlich eine Einigung und das Zustandekommen des bereits im Juni 2023 angekündigten Rahmenabkommens begrüßen, um die besten Spieler wieder auf einer Bühne zusammenzubringen“, sagte McIlroy im Vorfeld des Arnold Palmer Invitational. „Aber ich glaube nicht, dass die PGA Tour einen Deal braucht.“ Hört, hört! Das sind ja ganz neue Töne. Ja, was denn nun, Mr. McIlroy?
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Auf einmal folgt der vierfache Majorsieger damit der Linie von Tiger Woods und Jordan Spieth, die hinter den Kulissen der PGA Tour die Strippen ziehen, keine Weltliga wollen und so lange gepokert, verzögert und sich gesperrt haben, bis das Establishment tatsächlich am längeren Hebel sitzt.
Während das Nest der Tour wieder anheimelnd gepolstert ist – siehe die folgende Meldung – hat auf einmal PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan die schlechteren Karten. Die Verträge von LIV-Leistungsträgern wie Bryson DeChambeau oder Brooks Koepka laufen allmählich aus, und der saudische Wirtschaftswesir hat bis Ende des Jahres nach Expertenmeinung fünf Milliarden Dollar in das Groschengrab des bislang unrentablen Konkurrenzcircuits gesteckt. Ob er dem schlechten Geld gutes hinterherwerfen will, ist fraglich.
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Nochmal McIlroy: „Ein Deal wäre immer noch das ideale Szenario für den Golfsport insgesamt. Aber aus reiner PGA-Tour-Perspektive betrachtet, liegt das Momentum aktuell eindeutig auf dieser Seite.“ Zur Ehrenrettung des 35-Jährigen sei gesagt, dass sich die Vorzeichen von Woche zu Woche ändern oder neu sortieren. Das momentane Narrativ wird halt von der PGA Tour diktiert, und alle singen brav mit. Beispielsweise Brandel Chamblee, der ohnehin gern verbal auf die K… haut:
Monahan: Vier Milliarden für PGA Tour bis 2035
Oberwasser: Was hier folgt, ist der Versuch einer Erklärung für das neue Selbstbewusstsein der PGA Tour, basierend auf einer eher lapidaren Bemerkung des PGA-Tour Commissioners Jay Monahan über die jüngsten wirtschaftlichen Erfolge. Dafür muss man freilich etwas ausholen:
Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, als das Fingerhakeln mit Saudi-Arabien um die Deutungshoheit im Profigolf der Herren die PGA Tour fast in den finanziellen Ruin getrieben hätte, zumindest aber an den Rand der Liquidität gebracht hat? Tempi passati, Schnee von gestern: Der Tour geht es besser als je zuvor. Weil sich Ponte Vedra Beach – durch den Wind aus der Wüste gezwungenermaßen – für externe, aber freundliche, denn inländische Partner interessant gemacht hat. Vor dem Auftreten des saudischen Homunkulus LIV Golf – finanziert vom saudischen Staatsfonds PIF – war die PGA Tour ein Monopolist und das Umfeld eine geschlossene Golfgesellschaft. Doch PGA Tour Enterprises hat alles geändert.
Eigentlich war das kommerzielle und profitorientierte Unternehmen als Vehikel gegründet worden, um den PIF als Partner zu platzieren und in einem Abwasch das Tafelsilber der eigentlich gemeinnützigen Tour vor dem Finanzamt und nachträglichen Steuerbelastungen in Sicherheit zu bringen, sprich sämtliche vermarktbaren Rechte, Lizenz und Assets. Doch damit haben sich offenkundig eine Menge Schleusen geöffnet, und nun fließen die Finanzströme. Als Erste engagierten sich US-Sportmagnaten wie John Henry von Fenways Sports (unter anderem FC Liverpool und Boston Red Sox), Arthur Blank (Atlanta Falcons) und andere mit einem Konsortium namens Strategic Sports Group und drei Milliarden Dollar, von denen 1,5 bereits geflossen sind.
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Jetzt erzählte Monahan, die PGA Tour habe in den vergangenen drei Monaten zudem Geschäfte in einem Gesamtwert von 400 Millionen Dollar abgeschlossen. Details wollte der „Commish“ nicht preisgeben, aber man habe damit bis 2035 nunmehr fast vier Milliarden Dollar an Sponsoring-Zusagen generiert. So lässt sich’s entspannt und ohne Druck mit den Saudis verhandeln: Deal or no deal – alles kann, nicht muss. Der Ball liegt im Feld von Yasir Al-Rumayyan. Und es stellt sich die Frage: Hat der sich verzockt?
DeChambeau: „Wir gehen nirgendwohin“
Dementi: Wie war das noch? Bryson DeChambeau und LIV Golf konnten sich nicht über eine Verlängerung des 2025 auslaufenden Vertrags einigen, weil der zweifache US-Open-Sieger angeblich 280 Millionen Dollar verlangt hat – und nun erwartet alle Welt, dass BDC bald wieder auf der PGA Tour spielt? Von wegen. Jedenfalls offiziell. Im Vorfeld des LIV-Events in Hongkong hat der 31-Jährige gegenüber den Medien ein paar Dinge klargestellt. „Nein, wir gehen nirgendwohin“, sagte DeChambeau zu den Spekulationen des Podcasts „Pull Hook“: „Ich bin stolz, der Kapitän der Crushers zu sein. „Mein Ziel ist es, ein dauerhaftes Vermächtnis zu schaffen, mit dem wir das Leben von Millionen von Golfern auf der ganzen Welt beeinflussen. LIV wird exponentiell wachsen. Das sollte Antwort genug sein.“ Ok, was soll er in einer offiziellen Pressekonferenz auch sonst sagen, wenn er bekanntlich einen Maulkorberlass im (noch laufenden) Vertrag hat.
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Couples weiß angeblich was von Koepka
Noch’n Name: Nachdem der Gossip um Bryson DeChambeau von ihm höchstselbst gedeckelt worden ist, kocht in der Gerüchteküche die nächste Suppe hoch. Diesmal rührt Altmeister Fred Couples im Topf. Der Masters-Champion von 1992 erzählt überall herum, Brooks Koepka habe ihm verraten, unbedingt wieder auf der PGA Tour spielen zu wollen. „Ich liebe Brooks und bin ständig mit ihm in Kontakt“, sagte Couples in einem Interview mit einem Radiosender in Seattle. „Aber ich werde nicht mehr sagen als: Er will zurückkommen. Ich glaube, er will wirklich zurückkommen und wieder auf der Tour spielen.“
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Wenngleich das wegen Koepkas kompetitiven Charakters gar nicht so abwegig erscheint, ist auf der anderen Seite auffällig, dass immer nur die beiden Profis stilisiert werden, die zuvorderst auf der Tour schmerzlich vermisst werden. Und das sind nun mal DeChambeau und der fünffache Majorsieger. Interessant ist, dass sich Phil Mickelson in einem mittlerweile wieder gelöschten Posting bemüßigt fühlte, darauf zu reagieren: „Wenn das nicht wahr ist, hat er [Couples] eine Beziehung beschädigt, die ihm am Herzen liegt. Wenn es wahr ist, hat er Brooks die Kontrolle über den Zeitpunkt und das Narrativ genommen, wann und wie die Entscheidung verkündet wird“, schrieb „Lefty“ im Kurznachrichtendienst „X“. „So oder so war es ein niederträchtiger Schachzug von Fred.“
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Schauffele und der Tritt in den Allerwertesten
Tragik und Triumph: Xander is back. Nach einer langwierigen Rippenverletzung hat der Weltranglistenzweite Xander Schauffele bekanntlich beim Arnold Palmer Invitational sein Comeback gegeben – und erlebte in Bay Hill eine Achterbahnfart. Nach der ersten Runde, für die er 77 Schläge brauchte, bekannte der zweifache Majorsieger: „Ich bin brutal in den Arsch getreten worden.“
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Am Freitag lief’s mit einer 71er-Runde (-1) auch nur bedingt besser, aber immerhin rutschte der 31-Jährige mit vier über Par auf der Cutlinie ins Wochenende. Es war sein 58. Cut in Folge, die längste Strecke eines aktiven Spielers auf der Tour. Den Rekord hält natürlich Tiger Woods, der zwischen 1998 und 2005 in Serie 142 Cuts schaffte. Am Ende belegte Schauffele bei Russel Henleys Sieg den geteilten 40. Platz.
Nelly Korda und ihre „Fans“
Da stehst du trotz miesen Wetters auf der Range und trainierst – und kriegst auch noch eher wenig aufmunternde Kommentare. Oder was so passiert, wenn die Weltranglistenerste Nelly Korda eine Schwungübung ins Netz stellt:
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Masters-Feld war nie internationaler – inklusive Cabrera
Globales Ereignis: Vom 10. bis 13. April steigt im Augusta National Golf Club das 89. Masters, und noch nie waren so viele internationale Spieler beim ersten Major eines jeden Golfjahres am Start wie in diesem Jahr. Insgesamt sind Spieler aus 27 Ländern beziehungsweise Teilstaaten vertreten – der bisherige Rekord lag bei 25 Nationen im Jahr 2015.
Zu den „Exoten“ zählen Hiroshi Tai aus Singapur, Justin Hastings von den Caymaninseln, Kevin Yu aus Taiwan oder der für Puerto Rico startende Rafael Campos. Und auch ein alter Bekannter ist wieder dabei: El Pato, die Ente. 2009 schlüpfte Ángel Cabrera ins Green Jacket, jetzt hat der mittlerweile 55-jährige Argentinier nach sechsjähriger Abstinenz – 2019 hatte er zum dritten Mal hintereinander den Cut verpasst – und Verbüßung einer 30-monatigen Haftstrafe im Jahr 2023 wegen häuslicher Gewalt wieder fürs Masters gemeldet. Vergangenes Jahr war der Trip an die Magnolia Lane noch aufgrund von Problemen mit dem Visum für die USA gescheitert.
#NEW: Angel Cabrera has committed to the 2025 Masters tournament with the past champion set to make his first start at Augusta since serving more than 30 months in prison. (Via @golfweek) pic.twitter.com/5SiWS3aIeW
— NUCLR GOLF (@NUCLRGOLF) March 3, 2025
„Ich war krank“: Max Homa verlässt „X“
Max Homa war der Twitter-König des Golfsports. Die flapsigen, schlagfertigen, witzigen Bemerkungen, Einsichten und Thesen des 34-Jährigen sowie seine scharfzüngigen Urteile über Schwungstudien von Amateuren („Swing Roast“) auf dem mittlerweile als „X“ firmierenden Kurznachrichtendienst sind Legion und Legende.
Mit dem Start der TGL Anfang Januar hatte Homa aus Zeitgründen seine Social-Media-Aktivitäten drastisch heruntergefahren – und nun steht fest, dass er nicht zurückkehren wird, auch wenn sein Team Tiger Woods' Jupiter Links die Playoffs des Indoorgolfspektakels verpasst hat. „Ich hatte ein Erweckungserlebnis und habe erkannt, dass alles bloß krank ist. Und ich war auch krank“, schrieb Homa in einer Art Abschieds-Tweet: „Es macht Spaß, unsere kleinen Höhe- oder Tiefpunkte zu teilen, aber der Rest dieser App ist nicht so toll.“
Man könnte das als Seitenhieb gegen „X“-Boss Elon Musk verstehen, dem die Follower in Scharen davonlaufen, seit er für US-Präsident Donald Trump die Kettensäge schwingt. Indes: „Ich werde bei TikTok bleiben“, kündigte Homa seinen Fans an. Ob diese Alternative lustiger ist und er sie mehr genießen kann, erscheint eher fraglich – das Videoportal wird vom chinesischen Unternehmen ByteDance betrieben. Nicht, dass Homa da vom Regen in die Traufe kommt.
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Wenn die Balllage schwierig ist
Zum Schluss: Balllage? Welche Balllage? Bloß weil die Murmel so an einem Baum liegt, dass ein Rechtshänder keinen Stand findet? Na und! So schwierig kann das doch nicht sein – man muss sich halt zu helfen wissen: