Die Fernsehraten sind im freien Fall, aber für einen ist die Tomorrow’s Golf League (TGL) offenbar ein wahres Therapeutikum: Tom Kim, der zu den Schnecken auf dem Golfplatz gehört und selbst 20-Zentimeter-Putts noch mit der Aim-Point-Methode ausliest, ist auf dem Weg der Slow-Play-Besserung. Sagt er jedenfalls. „„Ich hatte Probleme mit dem Spieltempo, weil ich mit einigen mentalen Dingen zu kämpfen hatte, aber es wird immer besser“, erklärte der 22-Jährige beim Spieltag vergangene Woche – dank der Shot Clock, die bei den TGL-Matches zum Einsatz kommt. „Der Druck der laufenden Uhr und das Gefühl, die ablaufende Zeit im Griff zu haben, helfen mir wirklich, meine mentale Sperre zu überwinden. Ich fühle mich sehr wohl damit und muss das jetzt nur weiterhin in die Turniere auf der Tour übertragen.“
Tom Kim has been working on improving his pace of play. ⏱️
When asked about playing with a shot clock at TGL, he talked about why his play slowed down and how he has worked on improving his pace the last few events. pic.twitter.com/LAZdk31KcL
— GOLF.com (@GOLF_com) February 26, 2025
Das sind gute Nachrichten, nicht nur für Matt Fitzpatricks Caddie Billy Foster, der bei der Phoenix Open noch erklärt hatte, er sei angesichts von Tom Kims Betulichkeit beinahe eingeschlafen. Generell ist Slow Play mal wieder ein Riesenthema im Profigolf, nicht nur bei den Herren. Dottie Pepper hatte als Feldreporterin auf der LPGA-Tour den mangelnden Respekt mancher lahmer Enten auf dem Platu vor den Kolleginnen bemängelt und Nelly Korda sowie Charley Hull die Finger in dieselbe Wunde gelegt. Seither haben die Touren einige Modifikationen für die Zeitspielregeln eingeführt.
Derweil rauschen die TGL-Einschaltquoten weiter in den Keller, selbst der Kampf der Teams um die letzten Play-off-Plätze lockt kaum Fans hinter dem Ofen hervor. Die ESPN-Übertragungen der Matches vergangene Woche interessierten am Nachmittag nur noch 263.000 Zuschauer, abends waren es dann mit 297.000 Menschen vor den Bildschirmen nur unwesentlich mehr. Nach nunmehr zwölf Spieltagen bringt ein Fan die Sache auf den Punkt:
No Tiger, little interest.
— The Option Trader and Dividend Investor (@DividendInves11) February 26, 2025
Am Dienstag ist Woods wieder dabei, mit ihm laufen Kim und Max Homa auf – eine geballte Ladung an Lieblingen für die Quoten. Beim Gegner Atlanta macht Tony Finaus Beispiel Schule: Nick Dunlap kommt als „Eintagsfliege“ gegen Jupiter Links zum Einsatz.
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Arnold Palmer mit Schauffele, ohne Spieth und Fowler
Comeback: Xander Schauffele ist wieder da. Der Weltranglistenzweite und zweifache Majorsieger des Jahres 2024 hat seine schwere Rippenprellung auskuriert und greift beim Arnold Palmer Invitational (API) wieder. Wegen der Einschränkungen im Bereich des Brustkorbs konnte der 31-Jährige schon beim Tournament of Champions Anfang Januar auf Hawaii nicht befreit aufspielen, wurde 30. und entschied sich anschließend für eine längere Pause. Auch in der TGL war Schauffele nach der Premiere des Indoorspektakels nicht mehr aktiv, der New York Golf Club musste ohne seinen Spitzenspieler auskommen.
Während Schauffele beim API das hochkarätige Teilnehmerfeld komplettiert, haben zwei Lieblinge der US-Fans überraschend keine Einladung (sponsor’s exemptions) für das mit 20 Millionen Dollar dotierte Elevated Event. „Schuld“ ist ausgerechnet Arnold Palmers Enkel Sam Saunders, der Gewicht und Stimme im Turnierkomitee hat. „Wir haben Spieler ausgewählt, bei denen es darum geht, den Golfsport als Ganzes zu schützen und zu fördern“, sagte Saunders. Das sind der 36-jährige Spätstarter Rafael Campos aus Costa Rica, der Australier Min Woo Lee (26), der bereits auf drei verschiedenen Touren gewonnen hat, oder der der 19-jährige Amateur Jackson Koivun, 2024 Mitglied im siegreichen US-Team beim Arnold Palmer Cup, der Kanadier Mackenzie Hughes und Tour-Veteran Justin Rose. Lassen wir das mal so stehen: Min Woo Lee wird hoffentlich auf jeden Fall Fans an die Fairways und vor die Fernseher locken – die Tour hat gute TV-Quoten bitter nötig.
DP World Tour unter Haien
Abgetaucht: Wenn’s dem Esel zu gut geht, weiß bekanntlich der Volksmund, geht er aufs Eis tanzen. Und wenn es Golfprofis zu gut geht? Dann gehen sie mit den Haien schwimmen. Ok, das war jetzt etwas übertrieben formuliert, aber dennoch: Genau das haben ein Quartett der DP World Tour mit Adrian Otaegui, Tom Vaillant, Joel Moscatel und Martin Couvra im Vorfeld der South African Open getan. Die vier Spieler tauchten per Spezialkäfig vor Durban ins Revier des großen weißen Hais ab – und blieben nicht unbemerkt. Aber sehen Sie selbst.
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DeChambeau: Neuen LIV-Vertrag ausgeschlagen?
Gerüchteküche! Na, wenn diese Nachricht wahr wäre und Konsequenzen hätte: In den sozialen Medien kursieren Infos aus den üblichen angeblich gut informierten Kreisen, dass es keine Vertragsverlängerung zwischen Bryson DeChambeau und der LIV Golf League geben werde – der 31-Jährige habe 280 Millionen Dollar verlangt, was LIV wiederum abgelehnt habe. Das nährt natürlich all die Spekulationen, die sich derzeit um die Rückkehr von LIV-Stars wie BDC auf die PGA Tour ranken. Der 125-Millionen-Kontrakt des zweifachen US-Open-Siegers läuft Ende dieser Spielzeit aus.
Bradleys Ballyhoo vor dem Ryder Cup
Nachtrag: Die Szene gehört zu den Höhepunkten der dritten Folge von Netflix’ Golfdoku Full Swing. Im US-Teamraum für den Presidents Cup lässt der kurz zuvor als Kapitän des amerikanischen Ryder-Cup-Teams für Bethpage Black berufene Keegan Bradley dem Erwartungsdruck, seinen Gefühlen und auch dem Frust nach der Nichtberücksichtigung für Rom freien Lauf. „Man hat immer an mir gezweifelt und mich mein ganzes Leben lang unterschätzt“, ereifert sich der 38-Jährige. „Aber das hat mich immer am meisten herausgefordert und das Beste aus mir herausgefordert. Wir werden ihnen auf Bethpage Black mächtig in den Arsch treten.“
#WATCH — Captain Keegan Bradley is ready to destroy team Europe at the Ryder Cup: “I've been doubted my whole f**king life. That's when I do my best work. We are gonna go to Bethpage to kick their f**king ass.”
(Via: @netflix) @KeegsArmy
— NUCLR GOLF (@NUCLRGOLF) February 25, 2025
Bei den Europäern löst er mit dem kalkulierten Ausbruch sogar Verständnis aus. „Sie sind heiß darauf, uns zu schlagen“, sagte beispielsweise Shane Lowry. „Aber unser Kapitän Luke Donald und sein Team werden darauf sehr gut vorbereitet sein.“
Koepkas Stippvisite bei der TGL
Die Causa Koepka: Eine Stippvisiten des fünffachen Majorsiegers Brooks Koepka vergangenen Dienstag beim TGL-Match zwischen Jupiter Links gegen The Bay bewegt die Gemüter. Was hatte der LIV’ler, begleitet von Ehefrau Jena, beim Indoor-Ableger von Tiger Woods, Rory McIlroy und der PGA Tour zu tun, kehrt er womöglich alsbald ins Establishment zurück und schlägt dann auch im SoFi Center ab? Angesichts der ungeklärten Lage im Spannungsfeld zwischen saudi-arabischem PIF, der PGA Tour, den PGA Tour Enterprises und der weiteren Entwicklung der LIV-Liga sind das nachvollziehbare Fragen. Doch die Antwort ist sehr simpel: Koepka wollte mal sein Geld arbeiten sehen. Wie an dieser Stelle vor geraumer Zeit berichtet, hat der US-Profi in den Sportinvestmentfonds Locker Room investiert, der wiederum zum Investorenpool der TGL-Mutterfirma TMRW Sports gehört. Ein guter Grund, um mal vorbeizuschauen und auch die ehemaligen Kollegen abzuklatschen, bevor man sich kommenden Monat in Augusta zum Masters trifft. Locker Roon biete ihm eine Chance, „Unternehmungen zu fördern, für die ich wirklich eine Leidenschaft habe“, hatte Koepka seinerzeit das Fonds-Engagement erklärt.
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Trump und der „viel kompliziertere“ Golfdeal
Von wegen 15 Minuten: Donald Trump hat dieser Tage zugegeben, dass die Verhandlungen zwischen der PGA Tour und dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF über ein Investment der Saudis in die neue Unternehmung PGA Tour Enterprises doch nicht so schnell unter Dach und Fach zu bringen seien, wie er vor seiner Wiederwahl ins Weiße Haus noch getönt hatte. Vergangenen Dienstag wurde der US-Präsident gefragt, was herausfordernder sei: Der Golfdeal oder ein Vertrag zwischen Russland und der Ukraine zur Beendigung von Putins Angriffskrieg. Mal abgesehen von der Absurdität des Vergleichs gab The Donald dann zu: „Ich denke, die PGA-Vereinbarung ist viel komplizierter.“ Vielleicht sollte er die Parteien einfach auch vorführen, beschimpfen und anschreien – eine offenbar beliebte Methode. Wobei, das hat beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ja auch nicht wirklich gefruchtet. Aber bei der PGA Tour würde es vielleicht helfen, die kuscht ja neuerdings vor Agent Orange, der wiederum vor seinen saudischen Kumpanen und Geldgebern ebenso katzbuckelt wie vor dem russischen Machthaber. Ironie wieder aus. Aber: War da nicht mal was mit russischem Geld für Trumps Golfinvestitionen in Europa? Hat doch Eric Trump mal ausgeplappert. Das würde vieles erklären, wenngleich der Sohnemann davon längst nichts mehr wissen will und so was natürlich nie gesagt haben will.
Apropos Trump’sches Europa-Engagement: Das britische Blatt The Telegraph will erfahren haben, dass die R&A Trumps Resort Turnberry mit dem Leuchtturm vor dem Felsen Ailsa Craig an der schottischen Westküste nicht nur seinerzeit „kalt gestellt“ hat, weil sich Besitzer Donald Trump zu einem Politpöbler, Populisten und Polemiker entwickelt hatte, dem die Granden aus St. Andrews keine Plattform zur Selbstdarstellung geben wollten. Sondern dass man auch am Ausschluss festhält, weil logistische Struktur und Zuschauerkapazität nicht für ein Ereignis dieser Größenordnung ausreichten. Man habe „Trump mitgeteilt, dass nicht nur seine umstrittene Persönlichkeit eine Rückkehr der Open nach Turnberry verhindert, sondern auch die relativ geringen Einnahmen, die der Austragungsort für die R&A bringt“, heißt es im Telegraph. Das wird dem selbsternannten größten Dealmaker aller Zeiten nicht gefallen haben.
Olazábal vermisst Rahms Wettbewerbsfähigkeit
Vernichtendes Urteil: José María Olazábal (59) hat seinem Landsmann Jon Rahm mächtig einen eingeschenkt. Der zweifache Masters-Champion sprach in einem Interview mit dem spanischen Medienhaus El Pais über den Abgang des heute 30-Jährigen in die LIV-Liga und erklärte, der Augusta-Sieger von 2023 habe sich damit sportlich keinen Gefallen getan. Der Wechsel zu Beginn des Jahres 2024 bringe ihn um „die Chance, Golfgeschichte zu schreiben“, sagte „Ollie“: „Das Format ist nicht die beste Vorbereitung für die Teilnahme an den Majors. Vor allem schade es der Wettbewerbsfähigkeit.“ Rahm gewann vergangenes Jahr zwar den Individualtitel auf dem Konkurrenzcircuit und wurde Siebter bei der Open, kam als Titelverteidiger beim Masters indes nur auf Rang T45, verpasste bei der PGA Championship den Cut und musste die US Open wegen einer Verletzung absagen.
„Wenn man mir in jungen Jahren einen Scheck mit lauter Nullen vor die Nase gelegt hätte, wäre ich vielleicht auch schwach geworden. Aber es ist eine Schande, dass das Geld in so kurzer Zeit zerstört hat, was über so viele Jahre hinweg aufgebaut wurde.“
José María Olazábal
„Ich respektiere, dass er den Wechsel wegen der Zig-Millionen gemacht hat, die für ihn auf den Tisch geblättert wurden“, so Olazábal. „Andererseits war ich sehr überrascht, weil Jon sich zuvor sehr klar über seine sportliche Ziele ausgedrückt und eine außergewöhnliche Zukunft im Golfsport vor sich hatte. Ob er das jetzt noch realisieren kann, weiß ich nicht.“ Rahm werde beim Masters nächsten Monat sicher versuchen, sein Bestes zu geben. „Aber außerhalb der Majors bloß ein gutes Dutzend Turniere mit maximal 54 Teilnehmern und ohne Cut zu spielen ist etwas anderes, als gegen 150 Konkurrenten anzutreten und eventuell vorzeitig nach Hause zu müssen.“
Woods macht sich rar und geht zum Fußball
Zum Schluss: … ein Ballwechsel. Sam Alexis Woods ist kein sonderlicher Golffan, das Spiel habe ihr den Vater gestohlen, hat die heute 17-Jährige mal gesagt. Sie spielt lieber Fußball. Und wenn sie schon nicht zum Golf kommt – außer mal als Caddie für den Daddy –, dann muss Golf eben zu ihr kommen. Und so wurde Sams Papa Tiger Woods vergangene Woche bei einem Spiel seiner Tochter gesichtet, die sich in DeLand/Florida mit ihrer Mannschaft für das Finale um die Landesmeisterschaft qualifizierte. Dafür ließ er das TGL-Match seines Jupiter GC aus und lässt auch Lee Smith, den Turnierdirektor der Players Championship, warten, der beinahe inständig um einen Start des Superstars gebeten hatte: „Seine Anwesenheit bei jeder Veranstaltung steigert das weltweite Bewusstsein, sogar für unser Turnier, das als fünftes Major gilt. Wie wir bei TGL gesehen haben, bringt schon ein kurzer Auftritt das Internet zum Kochen.“ Was zu beweisen war, siehe oben.
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