Golfreisen

Die Golf- und Nähseiden-Dynastie: Gütermann

26. Sep. 2024 von Peter Marx in Köln, Deutschland

Der GC Gütermann Gutach am Rande des Schwarzwaldes. (Foto: Peter Marx)

Der GC Gütermann Gutach am Rande des Schwarzwaldes. (Foto: Peter Marx)

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Der Golfclub Gütermann Gutach e.V. liegt 20 km nordöstlich von Freiburg am Rande des Schwarzwaldes, eingebettet im wunderschönen Elztal. Die Anlage wurde im Jahre 1924 von der Familie Gütermann erbaut und ist seitdem durchgehend bespielt. Peter Marx besuchte den traditionsreichen Club und tauchte tief in dessen Historie ein.

Der GC Gütermann Gutach am Rande des Schwarzwaldes

Selten ist der Name einer Familie, einer Fabrik, einer Gemeinde so eng verwoben mit dem Golfsport in Deutschland wie in dem Dorf Gutach, am Rande von Freiburg im Breisgau. Und das seit über 100 Jahren. Der Gütermann Golfclub Gutach, kurz GGG, feierte dieses seltene Vereinsjubiläum auf seiner 9 Loch-Anlage, wo jeder Quadratmeter der Fairways Geschichten erzählten könnte: bunte, fröhliche, nachdenkliche und sportliche.

Beispielsweise: Alexander Gütermann , der Vater des Clubgründers Paul Gütermann war strikt gegen einen Golfplatz. Wenn jedoch der Seniorchef in Urlaub war, ersetzte Sohn Paul die frisch gepflanzten Bäume auf dem Platz durch Größere. Und der Vater staunte nach Rückkehr über das schnelle Wachstum der Bäume.

Der erste Eindruck heute: Was für ein Schmuckstück! Auf dem Parkland-Course wechseln sich schmale, tiefgrüne Fairways ab mit dichten Baumreihen, Teichen und einem Golfhaus, dass innen wie außen an englische Vorbilder erinnert. Der Entwurf des Clubhauses aus dem Jahr 1937 stammt von Ernst Petersen, damals einer der erfolgreichsten Architekten Deutschlands. Um den Platz, zentral in der Mitte der Gemeinde, grenzen Villen, Wohnhäuser und Eisenbahngleise die Golfanlage ein.

Foto: Peter Marx

Foto: Peter Marx

Die erste Bahn gleicht einer freundlichen Begrüßung. Der Auftakt der neun Löcher ist moderat. Das kurze Par 4 mit einer Länge von 298 Meter (Gelb) und 250 Metern (Rot) ist für Pars oder Birdies geeignet. Der Teich am Anfang der Bahn und das leichte Dogleg nach rechts bereiten selbst durchschnittlichen Spielern keine großen Probleme. Der erste Höhepunkt auf der Runde stellt das dritte Loch dar. Ein kurzes Par 3 (Gelb 125 Meter; Rot 111 Meter) mit einem Teich dazwischen, der hinter dem Abschlag anfängt und an der Kante des kleinen Grüns endet. Notwendig: Ein Eisen und viel Gefühl. Wenn der Golfball trotzdem im Wasser landet, entschädigt der Anblick dieser romantischten Ecke.

Bahn 3 auf dem GC Gütermann Gutach. (Foto: Peter Marx)

Bahn 3 auf dem GC Gütermann Gutach. (Foto: Peter Marx)

Paul Gütermann legte 1924 die ersten drei Löchern direkt vor seinem Haus an und spielte zusammen mit seiner Frau Alke auf dem Mini-Parcours. Der Rest der Familie hielt sich zurück; Tennis war damals angesagt. Gütermann hatte Golf während seines Studiums in England kennengelernt und wollte – zurück in Deutschland – auf den Sport nicht mehr verzichten. Mit den Jahren kamen weitere Golfbahnen dazu bis im Oktober 1927 offiziell der Golfclub gegründet wurde. Zunächst ein privater Club. Von den damaligen zehn Gründungsmitgliedern trugen acht den Nachnamen der Nähseiden-Dynastie. Den ersten Auftrag erhielten die englischen Golfarchitekten Morrison und Murray, die aus dem 26 Hektar großen 9-Loch-Platz einen 18-Loch-Platz machten. Was dazu führte, dass viele Kreuzungen und Blindabschläge die Golfspieler gefährdeten. Dazu noch die Eisenbahn. Der Bahndamm musste während der Runde zweimal überspielt werden. Club-Manager Klaus Bechthold: „Das ging nur so lange gut, wie wir 50 Mitglieder hatten.“ Der Platz wurde danach noch mehrfach um- und schlussendlich zurückgebaut auf die heutigen 9 Löcher, von den bis auf zwei Bahnen alle im alten Parkbereich liegen.

Bahn 1 auf dem GC Gütermann Gutach. (Foto: Peter Marx)

Bahn 1 auf dem GC Gütermann Gutach. (Foto: Peter Marx)

Und diese beiden Bahnen liegen hinter dem Bahndamm und werden gerne unterschätzt. Sie entstanden nach den vorerst letzten Umbauarbeiten, gleich neben der heutigen Driving-Ranch.

Nach der Bahndamm-Unterführung wartet Loch sechs, ein schweres Par 4 von Gelb 445 Meter und von Rot 374 Meter. Es geht dabei 400 Meter steil nach oben, verbunden mit einem Dogleg nach rechts. Persönlich schwieriger empfand ich die nächste Bahn, ein Par 4 (Gelb 380 Meter; Rot 323 Meter), die wieder steil nach unten führt und in der Mitte einen breiten Wassergraben ziert, der magisch Bälle anzieht. Um das Loch gut zu spielen, braucht es einen weiten und platzierten Drive. Wer hier ein Par oder sogar ein Birdie schafft, kann sich auf die Schulter klopfen.

Bahn 6 auf dem GC Gütermann Gutach. (Foto: Peter Marx)

Bahn 6 auf dem GC Gütermann Gutach. (Foto: Peter Marx)

Am Rande des Übungsgrüns treffe ich Barbara Stock-Schroer. Fast täglich übt die 65-jährige Annäherungschläge aus jeder Richtung und Lage. Und das erfolgreich. Ihre Bälle rollen treffsicher in die Löcher, während meine dezent vorbei hoppeln. Was mich nicht wirklich überrascht, denn die Seniorin ist Deutsche Meisterin in der Altersklasse AK 65 und setzt eine lange Tradition von erfolgreichen Golfspielerinnen des GGG fort.

„Ich habe hier als Caddy angefangen, für ein paar Pfennig die Runde,“ sagt Stock-Schroer lachend. Damals spielten die Gütermänner jeden Tag eine Platzrunde und brauchten dazu Caddies. „So bin ich reingerutscht.“ In dieser Zeit lernte sie ihr Vorbild Marietta Gütermann kennen, die sie auf vielen Runden begleitete und von der sie „sehr viel lernte,“ betont die erfolgreiche Golfspielerin mit dem heutigen Handicap von 6.1. Ihr Vorbild Marietta dominierte vier Jahrzehnte lang das Damen-Golf in Deutschland. Zwischen 1958 und 1978 wurde sie zehnmal Internationale Deutsche Amateur-Meisterin. Dazu noch internationale Titel sowie Einsätze in Nationalmannschaften.

Für die Caddies richtete der Club eigene Wettkämpfe aus und an der Clubmeisterschaft durften in den späten fünfziger Jahren auch Mitarbeiter des Gütermann Unternehmens teilnehmen. Denn im April 1939 hatte Paul Gütermann bereits die erste Betriebssportgemeinschaft Golf (B.S.G.) in Deutschland gegründet, für Mitarbeiter der Firma und ehemaligen Caddies.

Im Januar 1969 wurde aus dem privaten Club ein eingetragener Verein. 40 Jahre später verkaufte die Firma Gütermann das Gelände an den Golfclub. Drei Mitglieder der Familie dienten als Präsidenten dem Club; weitere arbeiteten im Vorstand. Heute hat der Verein rund 450 Mitglieder, von denen die meisten aus der Region sind. Der Jahresetat liegt bei 800 000 Euro. Wozu die jährlichen 50 000 Euro aus Greenfees beitragen. Fazit des Managers Bechthold: Wir sind heute ein ganz normaler, familienfreundlicher Club.“

Ist das Erbe der Gütermanns noch zu spüren?

Der Clubmanager lässt sich Zeit mit der Antwort. „Eigentlich nicht“, sagt er und verweist darauf, dass viele neue Mitglieder die Gütermanns gar nicht mehr kennen. Trotzdem, so Bechthold, käme niemand auf die Idee den Clubnamen „Gütermann Golfclub Gutach“ zu ändern. „Die Firma ist und bleibt Bestandteil des Clubs. Was Tanja und Alexandra Gütermann, die Enkelkinder des Clubgründers Paul, freut, weil sie mit die letzten aktiven Golferinnen des Familienclans im Club sind. Alexandra Gütermann schrieb mehrere Bücher über die Geschichte der Familie, ihre Golf-Leidenschaft und über den gleichnamigen Club. Das Buch zum 100-jährigen Jubiläum ist informativ, nicht nur wegen den Golfregeln im Kriegsfall. So 1942.

  • Bei Bombenangriffen darf der Spieler - ohne Strafschlag - die Bahn
    verlassen und in Deckung gehen.
  • Ein Golfball, der in einen Bombenkrater fällt, kann ohne Strafschlag
    herausgenommen werden.

In diese Zeit fällt auch die Entscheidung des Gutacher Golf-Vorstandes eine Herde Schafe samt Schäfer anzuschaffen. Sie mähten die Fairways und verhinderten, dass alle Golfbahnen zu Schrebergärten umgewandelt wurden. Ein paar blieben damals erhalten – dank der Schafe. Denn Wolle galt als „kriegswichtig.“ Heute sind die Schafe nur noch eine geschichtliche Episode, von denen der Club GGG noch viele zu bieten hat.

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