Golfreisen

Malerisches Parkland-Golfen im Norden von London

18. Sep. 2024 von Jürgen Linnenbürger in London, England

Ein wahrlich außergewöhnliches Anwesen. (Fotos: Brocket Hall Estate und Jürgen Linnenbürger)

Ein wahrlich außergewöhnliches Anwesen. (Fotos: Brocket Hall Estate und Jürgen Linnenbürger)

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Spiel, Satz und Sieg

Nach vielen vergeblichen Versuchen ergattere ich mit viel Glück zwei Tickets für Court No. 1 in Wimbledon. Von den sportlichen Leistungen der Top-Player sind wir ebenso begeistert wie von den Matches der Amateure, die auf den übrigen Courts stattfinden. Insgesamt gibt es 18 davon. Hier kommen wir hautnah an die Tennis-Nachwuchs-Elite heran und bewundern deren Können aus nächster Nähe.

Haupt- und Nebenplatz im Tennis-Mekka Wimbledon. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Haupt- und Nebenplatz im Tennis-Mekka Wimbledon. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Ebenso beeindrucken uns die Weitläufigkeit der Anlage, die einmalige Atmosphäre und die großartige Stimmung unter den Zuschauern. Champagner-Korken knallen um uns herum. Alkoholische Getränke dürfen bis zu einer bestimmten Menge ebenso mitgebracht werden wie die eigene Verpflegung.

Die Strawberries mit Cream und das berühmte Pimm’s-Getränk lassen wir uns mit tausenden Tennis-Fans auf dem legendären Henman Hill schmecken. Von hier aus verfolgen wir das Endspiel der Damen. Dicht an dicht gedrängt, sitzen wir bei bestem britischen Wetter und genießen mit der begeisterten Menge das Match und den süffigen Drink.

Während der Preis für die Erdbeeren mit Cream mit GBP 2,50 seit 2010 konstant geblieben ist, legen wir für das ultimative Wimbledon-Getränk GBP 11,95 pro Becher hin. Die eisgekühlte Mischung aus Pimm’s No 1 (25%iger Gin-basierter Kräuterlikör), Zitronenlimonade, frische Minze, Orangen-, Erdbeeren- und Gurkenscheiben ist seit Jahren der Renner und begeistert seit 1971 die Besucher. 2024 wurden mehr als 300.000 Becher verkauft.

Enjoy and cheers. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Enjoy and cheers. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Eine Oase der Ruhe und Abgeschiedenheit

Nach dieser wunderbaren Erfahrung ziehen wir weiter in Richtung Norden nach Welwyn in Hertfordshire. Nur 22 Meilen nördlich von London's City Center treffen wir auf ein Refugium, das uns von Anfang an in seinen Bann zieht. Nach dem Passieren des verschlossenen Eingangstores breitet sich vor uns ein Gelände riesigen Ausmaßes aus. Auf dem 220 Hektar großen Anwesen befinden sich u.a. zwei weitläufige 18-Loch-Championship-Golfplätze, eine riesige Übungsanlage, ein Golfclubhaus, ein AA-Rosette-Fine-Dining-Restaurant sowie eine einladende Luxury Lodge.

Welcome to Brocket Hall. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Welcome to Brocket Hall. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Eines der schönsten Herrenhäuser Englands

In der Mitte der Anlage thront das imposante, im neo-klassischen Stil erbaute Herrenhaus. Sein Ursprung datiert aus dem 13. Jahrhundert. Die heutige Form erhielt es im Jahre 1746 durch einen der führenden Architekten seiner Zeit. Sir James Paine erhielt den Auftrag, Brocket Hall neu zu gestalten. Bis zur Fertigstellung dauerte es weitere 15 Jahre.

Imposantes Mansion House. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Imposantes Mansion House. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Zahlreiche Berühmtheiten, Politiker und Mitglieder der Königlichen Familie haben dort gewohnt oder das Anwesen besucht. Hierzu zählen Königin Victoria, Lord Palmerston, Lord Melbourne und Lord Byron.

Geöffnet wird es u.a. für private Feiern, Golftage, Firmenveranstaltungen, Hochzeiten und für Filmaufnahmen. Zu diesen zählen Rocketman, The Crown, Spiderman: Homecoming und Pride & Prejudice sowie die TV-Serie Victoria, die auf Amazon Prime läuft.

Gern hätten wir es von innen besichtigt, doch während unseres Aufenthaltes ist es geschlossen.

Zwei großartige Parkland-Courses

Brocket Hall bietet zwei malerische Golfplätze, die zu den schönsten Parkland Courses Englands zählen. Beide sind nach zwei bedeutenden Premierministern benannt, die einst in Brocket Hall residierten. Jeder Platz hat seinen eigenen Charakter und bietet unterschiedliche Herausforderungen für Golfer aller Spielstärken.

Reichlich Wow-Momente

Der Par 72 18 Löcher umfassende Melbourne Course wurde von den ehemaligen Ryder-Cup-Golfern Clive Clark und Peter Alliss entworfen. 1992 wurde er eröffnet. Von den hinteren Abschlägen hat er eine Länge von 6.616 Yards. Er ist harmonisch in die Parklandschaft eingebunden.

Seine ersten beiden Löcher starten mit einem atemberaubenden Blick auf den Broadwater Lake. Er wird von der herrlichen Paine-Bridge überspannt, die nach dem Architekten des Herrenhauses benannt ist.

Reichlich Wasser an Loch #1 und #2 bis zur Paine Bridge. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Reichlich Wasser an Loch #1 und #2 bis zur Paine Bridge. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Bemerkenswert sind auch die Löcher #4 und #16, deren Routing beim erstmaligen Spielen verwirren kann. Doch dank der Hilfe des Flights vor uns bleibt uns ein Schlag ins falsche Grün erspart.

Grün der #4 (rechts oben) und der #16. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Grün der #4 (Mitte rechts) und der #16. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Der Fluss Lea schlängelt sich durch den Platz und kommt einige Male ins Spiel. So wie an der Bahn #18. Sie ist großartig angelegt und eines der schönsten Abschlusslöcher, die ich kenne. Risk and reward at its best.

Der über die Hügelkuppe zu spielende Drive an den Bunkern vorbei in das breite Fairway ist ein smarter Auftakt. Doch dann stellt sich die Frage: Angreifen oder besser vorlegen? Denn der Schlag ins Grün des Par 5 ist frontal über den See zu spielen. Dahinter thront Brocket Hall und macht dadurch das Loch auch zu einem optischen Highlight.

Das Signature Hole Bahn #18. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Das Signature Hole Bahn #18. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Einmalig ist dann die kurze Fährfahrt über den See zu dem riesigen Grün, das von zwei imposanten Bäumen umgeben ist. Durch Drücken des Knopfes an einem kleinen Pfahl setzt man das Gefährt in Gang und schippert in aller Ruhe über das Wasser. Hier hat man genug Zeit, um sich entweder über den gelungenen Schlag ins Grün zu freuen oder den Verlust des Balles im Wasser zu beklagen. Auf jeden Fall bleibt dieses Loch dauerhaft in Erinnerung.

Per Knopfdruck über den See aufs Grün. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Per Knopfdruck über den See aufs Grün. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Zahlreiche Bäume und Bunker

Der Palmerston Course verfügt ebenfalls über 18 Löcher. Von den Championship-Abschlägen hat er eine Länge von 7.080 Yards. Mit Par 73 ist er der technisch anspruchsvollere Platz und erfordert ein äußerst taktisches Spiel. Designed und erbaut wurde er von Donald Steel zusammen mit Martin Ebert. Eröffnet wurde er im Jahr 2000.

Gut zu wissen. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Gut zu wissen. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

An dessen Starterhäuschen werden wir auf ein ungewohntes Angebot aufmerksam gemacht.

Im Gegensatz zum Melbourne Course kommt auf dem von Bäumen gesäumten Platz Wasser nicht ins Spiel. Stattdessen schlängelt sich der Platz durch das von dem Landschaftsarchitekten Capability Brown inspirierten Parkgelände aus Hainbuchen, schottischen und korsischen Kiefern, chilenischen Schmucktannen und 500 Jahre alten Eichen. Seine strategisch platzierten Bunker und die großen, hügeligen Grüns stellen eine echte Herausforderung dar. Hierzu zählt u.a. die Senke auf Bahn #12, die beim Schlag ins Grün zu überwinden ist.

Bergauf ins Grün. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Bergauf ins Grün. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Bahn #13 ist ein wunderschön angelegtes Par 5 durch den Wald, das vor Bunkern nur so wimmelt.    

Sand und nochmals Sand. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Sand und nochmals Sand. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Von den vier Par 3 gefällt uns besonders gut Bahn #14, deren Grün versteckt in 204 Yards bergauf liegt.

Vom Abschlag hoch ins Grün. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Vom Abschlag hoch ins Grün. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Das letzte Loch ist ein downhill zu spielendes Dogleg rechts, dessen bizarrer Baum inmitten des Fairways mit den dahinter liegenden Bunkern noch einmal volle Konzentration erfordert.

Abschluss einer großartigen Runde. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Abschluss einer großartigen Runde. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Die Weitläufigkeit des Anwesens spiegelt sich auch auf dem riesig dimensionierten Übungsgelände der Golf Academy wider. Wo gibt es schon die Möglichkeit, Schläge über einen See ins Grün zu trainieren?

Beste Trainingsbedingungen in der Brocket Hall Golf Academy. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Beste Trainingsbedingungen in der Brocket Hall Golf Academy. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Die Übungsanlage ist ebenso bestens gepflegt wie die beiden Plätze. Jeder einzelne lohnt das Spielen. Der besondere Reiz liegt jedoch in der Kombination aus der großen Unterschiedlichkeit der angelegten Plätze. Empfehlenswert ist deshalb ein Besuch mit einer Übernachtung in der charmanten Melbourne Lodge zu verbinden und beide Plätze kennenzulernen.

Ein Beweis für die Qualität dieses Austragungsortes ist, dass Brocket Hall auch in diesem Jahr vom 6. bis 8. September die Rose Ladies Open im Rahmen der LET Access Series (LETAS) auf dem Melbourne Course ausrichten wird. Unterstützt wird dieses Event von dem englischen PGA Pro und früheren Nummer Eins der Weltrangliste Justin Rose und seiner Frau Kate.

The Melbourne Lodge

In der Lodge haben sich früher die Stallungen des Anwesens befunden. Namensschilder an den Wänden der Flure erinnern an ihre berühmten Pferde. Hierzu zählen Persimmon, Dante, Rainbow Quest, Eclipse, Saint Simon, Tudor Minstret und Sun Chariot. Etliche Fotos aus dieser Zeit lassen den Charme der früheren Zeit erahnen.

Die 16 im traditionellen Stil eingerichteten Luxury Bedrooms verteilen sich auf drei Kategorien. Unser Eckzimmer bietet reichlich Platz und eine schöne Aussicht. Das Bad ist ebenfalls großzügig dimensioniert und verfügt über ein Doppelwaschbecken und eine Wannendusche.

Die Lodge liegt in Nähe des Hauptgebäudes und dem Clubhaus, dem Melbourne Club. In diesem befinden sich sowohl die Rezeption der Lodge als auch der einzig physisch besetzte Pro-Shop weltweit, der 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr geöffnet hat

Eingangsbereich und Luxury Bedroom der Melbourne Lodge. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Eingangsbereich und Luxury Bedroom der Melbourne Lodge. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Fine Dining in der Auberge du Lac

Unseren großartigen Golftag runden wir mit einem exzellenten Dinner in dem äußerst reizvollen, kleinen Gebäude auf der anderen Seite des Sees ab. Es ist das frühere Jagdhaus, das mit seiner exponierten Lage sofort ins Auge fällt. Wir nehmen wieder die Fähre und starten den Abend mit einem Apéritif auf der Terrasse des Restaurants Auberge du Lac. Das anschließende Tasting Menü in dem gemütlichen Dining Room lässt keine Wünsche offen.

Gehobene Küche im ehemaligen Jagdhaus. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Gehobene Küche im ehemaligen Jagdhaus. (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Unser Golftrip in den Norden London’s ist rundum gelungen. Die Nähe zur City, die gepflegten, unterschiedlichen Plätze und das besondere Ambiente des gesamten Brocket-Hall Anwesens machen die Reise unvergesslich.

Up, up and away

Zurück in der City, gönnen wir uns am letzten Abend unseres Trips etwas Besonderes. Das Dinner bei Kerzenlicht in der 34. Etage des Restaurants Oblix at The Shard könnte nicht romantischer sein. The Shard war einst mit 310 m das höchste Hochhaus auf dem europäischen Kontinent, bis es 2012 von dem Mercury City Tower in Moskau abgelöst wurde. In London ist es weiterhin die Nummer Eins.

Das Menü, die musikalische Begleitung durch eine Jazz-Sängerin, der Blick auf die Themse und die beleuchtete Tower Bridge sind einfach nur amazing.

Was für eine Aussicht. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Was für eine Aussicht. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Jürgen Linnenbürger,

September 2024

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