Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
British Open

„Bin kein guter Läufer“: Trotzdem ist Shane Lowry ein perfekter Front Runner

20. Jul. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Shane Lowry bei der British Open 2024. (Foto: Getty)

Shane Lowry bei der British Open 2024. (Foto: Getty)

Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen

„Mein großer Freund Shane“ ist ein Western aus dem Jahr 1953, in dem ein geheimnisvoller Fremder sich auf der Flucht vor seinen Verfolgern auf einer Farm versteckt und dann hilft, diese gegen die Übernahmegelüste eines Großgrundbesitzers zu verteidigen. Shane Lowry ist zwar kein geheimnisvoller Fremder, sondern bestens bekannt – nicht nur als Champion Golfer of the Year von Royal Portrush 2019. Aber Lowry ist groß und gewichtig – und er ist in Royal Troon Europas beste Waffe, um zu verhindern, dass die Golfprofis aus der neuen Welt heuer alle vier Majors gewinnen, eine Konstellation, die es letztmals 1982 gab.

Zur Erinnerung: Scottie Scheffler gewann das Masters, Xander Schauffele die PGA Championship, Bryson DeChambeau die US Open – und jetzt lauert der Weltranglistenerste schon wieder auf dem geteilten vierten Platz. Zwei unter Par mag unauffällig wirken, aber auf einem vom Regen aufgeweichten Linksgeläuf ist Scheffler zu allem fähig. Klar, dass Lowry gestern gefragt wurde, ob er sich erneut die Rolle des erfolgreichen Front Runner bei einer Open Championship zutraue, nachdem er 2019 mit einem Vier-Schläge-Vorsprung in die Finalrunde gegangen war, dort zwei weitere Schläge Distanz auf die Verfolger hinzufügte und am Ende die Claret Jug in Händen hielt. Die Antwort des 102-Kilo-Mannes löste allgemeines Gelächter aus: „Ich würde nicht behaupten, dass ich ein guter Läufer bin.“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von DP World Tour (@dpworldtour)

Freilich, der 37-jährige Ire ist ja auch nicht allein auf weiter Flur. Lowry hat heute den englischen Überraschungsmann Daniel Brown an der Seite und dahinter folgt auch noch Justin Rose, der bei der US Open 2013 in Merion bewiesen hat, dass er die Amerikaner selbst in einem ihrer Golf-Allerheiligsten in Schach halten kann. Damit ist das Drehbuch für diesen Moving Day geschrieben, Klappe bitte.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Flushing It (@flushingitgolf)

Tyrrell Hattons Mecker-Major

Selbstkasteiung: Wenn es Tyrrell Hatton nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden. Der 32-jährige Engländer mit der Physiognomie eines irischen Kobolds aka Leprechaun ärgerte und fluchte sich zwei Tage lang über die Links von Royal Troon, schimpfte auf das Set-up, moniert unveränderte Teeboxen sowie vom Abschlag kaum erreichbare Par-5-Fairways und setzte den ganzen Tiraden gestern die Krone auf – oder sich endgültig die Narrenkappe? –, als er sich nach einem verzogenen Drive auf der Zwölf das Bag schnappte und sein Equipment selbst zum Ball schleppte, während Caddie Mick Donaghy unbeschwert nebenher lief. „Einer, der so ein Mist spielt, hat es nicht verdient, dass ihm die Tasche getragen wird“, blaffte Hatton – und verspielte in der Folge das eigentlich schon sicher geglaubte Open-Wochenende. Kein Wunder, wenn das Mindset vornehmlich auf Meckern ausgerichtet ist.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Golf Digest (@golfdigest)

Justin Rose und die Probleme beim Fußball

Der Spruch der Woche: … kommt von Justin Rose. Auf die Frage nach der nunmehr 30 Jahre währenden englischen Sieglosigkeit bei der Open antwortete „Rosie“: „Sorry, nee, wir haben viel größere Probleme beim Fußball. Da kann ich jetzt keine Gedanken über so ein Golf-Thema machen.“ Der US-Open-Champion von 2013 und Olympiasieger von 2016 spielte darauf an, dass Englands Three Lions seit 58 Jahren, seit Wembley 1966 keinen großen Titel mehr gewonnen haben und dass die Fußballlöwen bei der EURO 2024 zum zweiten Mal in Folge ein EM-Finale verloren haben. Der Mann versteht es, Prioritäten zu setzen.

Was man gar nicht oft genug erwähnen kann: Rose hat sich in den bisherigen zwei wahrlich nicht einfachen Runden gerade mal ein Bogey erlaubt, und das kam gestern auf seinem insgesamt 30. Loch dieser 152. Open Championship, der garstigen Zwölf. Heute geht der 43-Jährige mit Billy Horschel als vorletzte Gruppe in den Moving Day und hat die Hand so nah an der Claret Jug wie lange nicht mehr.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Justin ROSE (@justinprose99)

McIlroy macht Urlaub, Woods steht Charlie bei

Frühe Ahnung: Im Gegensatz zu Pinehurst, als er den schon fast sicheren US-Open-Gewinn verspielt hat, ist Rory McIlroy gestern nicht weggelaufen. Obwohl der Nordire auch am zweiten Tag mit dem Wind nicht zurechtkam, Fairways wie Grüns von Royal Troon in Serie verfehlte und mit 11 über Par die schlechteste 36-Loch-Bilanz bei einer Open seit elf Jahren abgeliefert hatte. Dennoch stand er den Medien hernach fast aufgeräumt Rede und Antwort und erzählte, dass er sich schon relativ zu Beginn von Runde zwei eines freien Wochenendes sicher war: „Ja, der Wind war zwei Tage lang stärker als ich. Nach der 8 am vierten Loch war mir klar: Das war’s!“ Die bittere Bilanz: „Erst zweiundzwanzig Löcher in diesem Turnier gespielt – und mir blieb schon nichts anderes mehr, als darüber nachdenken, wohin ich nächste Woche in den Urlaub fahre“, sagte „Rors“, der dann am 1. August gemeinsam mit Shane Lowry die irischen Farben beim olympischen Golfturnier auf Le Golf National nahe Paris vertreten wird. Derweil braucht sein Ex-Manager Chubby Chandler offenbar mal wieder Schlagzeilen und hat sich mit Mutmaßungen zu Wort gemeldet, dass McIlroys chaotisches Privatleben samt der jüngst offenkundig gewordenen Eheprobleme an der Major-Misere des 35-Jährigen Schuld seien. Immerhin zeigen nicht wieder alle mit dem Finger auf Caddie Harry Diamond.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Golf Digest (@golfdigest)

Übrigens: Auch Tiger Woods hatte es gestern sehr eilig, aus Schottland weg und heim in die USA zu kommen, nachdem er noch flugs bestätigt hatte, die Open Championship 2025 in Royal Portrush „definitiv“ auf dem Spielplan zu haben und sowieso keine Rücktrittsgedanken zu hegen. Der 48-Jährige war per Linienflug über den großen Teich „gehüpft“ und hatte für den Rückweg einen Privatjet gechartert. Denn Filius Charlie Woods hat sich für die US Junior Amateur Championship vom 22. bis 27. Juli in Oakland Hills qualifiziert – und wenn der Papa schon den Cut bei der Open verpasst, dann will er halt rechtzeitig an der Seite des Sohnemanns sein. Um 8.28 Uhr Ortszeit geht es für den 15-Jährige auf dem North Course der prestigeträchtigen Anlage los, die sechs US Open, drei PGA Championships und den von Bernhard Langers Europäern gewonnenen Ryder Cup 2004 ausgetragen hat.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Golf Monthly (@golfmonthly)

Niemann und die 8 auf der „einfachen“ Acht

Schneemann: Joaquin Niemann hat gestern auf der Postage Stamp ein bisschen den Hermann Tissies gegeben. Immerhin brauchte der Chilene bei seinem Ping-Ping-Spiel mit den Bunkern des 112 Meter langen Par-3-Lochs nur acht Schläge, um den Ball ins Loch zu bringen; der deutsche Amateurmeister aus Hamburg hatte 1950 deren 15 benötigt. Niemanns Abschlag rollte vom Grünrand in den rechten Bunker. Aus dem Sand traf der 25-Jährige dann den Coffin Bunker auf der anderen Seite – und so weiter:

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Flushing It (@flushingitgolf)

Die Statistiker haben ermittelt, dass Niemanns Fünffach-Bogey, besser bekannt als Schneemann, der zweithöchste Score auf der Postage Stamp der letzten sechs Open in Royal Troon war. Unangefochtener Negativ-Spitzenreiter bleibt mit weitem Abstand besagter Hermann Tissies. Dabei war die Briefmarke gestern mit einem Schlagdurchschnitt von nur 0,7 über Par das dritteinfachste Loch des Platzes. Trotzdem hat die Acht ihre generellen Tücken, die Sepp Straka perfekt erklärt: „Die Briefmarke ist auch deswegen so ein tolles Loch, weil man die ersten sieben Löcher  immer mit dem Wind direkt von rechts bestreitet. Und der Schwung passt sich dem an. Dann steht man erhöht auf der Acht, und der Wind kommt plötzlich von links, schlimmer noch: von unten links.“ Als sicherste Variante gilt daher: Ball flach halten. Das bringt die Murmel zwar nicht zwingend nah an die Fahne, vermeidet aber das meiste Ungemach. „Golf Digest“ hat dazu eine interessante Grafik aufbereitet, die das Verhältnis von Flughöhe und daraus resultierender durchschnittlicher Nähe des Balls zur Fahne zeigt:

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Golf Digest (@golfdigest)

Schefflers Caddie Ted Scott: Mit Magenproblemen auf der Runde

Angezählt: Scottie Scheffler spielte gestern mit Handicap. Sein Caddie Ted Scott musste während der zweiten Runde immer wieder Auszeiten einlegen und lag dann etliche Male mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden, während der Weltranglistenerste seinen Job ohne aktive Unterstützung von Scott erledigte. Selbst Shane Lowry und Matt Fitzpatrick, die in der Gruppe vor Scheffler spielten, bekamen das mit und erkundigten sich nach Scotts Befinden.

Nach der Runde bestätigte Scheffler, dass sein Bag Man heftige Magenprobleme hatte. „Es könnte eine Lebensmittelvergiftung gewesen sein oder eine Art Magen-Darm-Virus. Aber es schien ihm im Laufe des Tages besser zu gehen. Der Arzt hier hat sich gut um ihn gekümmert“, berichtete der zweifache Masters-Champion. „Ted hat vergangene Nacht wohl nicht sehr viel geschlafen und wir wussten nicht, ob er heute Morgen antreten kann. Aber er hat sich durchgekämpft.“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von PGA TOUR (@pgatour)

Wyndham Clark und der 1,8-Meter-Schlag

Aufsehenerregend: 2023 kam Wyndham Clark quasi aus dem Nichts und gewann die US Open im Los Angeles Country Club, niemand hatte den Profi aus Denver auf dem Radar. Nach dem Major-Triumph spielte der 30-Jährige eine Weile vorn mit, gab in Interviews kecke Statements ab und verschwand dann wieder in der sportlichen Versenkung. Die 152. Open Championship beendete er gestern mit 16 über Par und fiel während der zweiten Runde nur einmal auf – mit dieser Slapstick-Einlage, die wir Hobby-Hacker alle kennen. Danach hatte er wenigstens eine saubere Balllage:

Der Wind brachte Profis und Piloten ins Schwitzen

Veranschaulichung: Es war windig gestern an der Küste von Ayrshire. Wie windig, das haben nicht nur die Spieler der Nachmittagssession auf den Links von Royal Troon erfahren, die ihre Bälle durch Böen mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von fast 50 Kilometer pro Stunde bugsieren mussten. Auch der Pilot dieses Jets dürfte bei der Landung auf dem nahen Glasgow Prestwick Airport ziemlich ins Schwitzen gekommen sein.

Die gute Nachricht für heute: Es soll deutlich weniger windig sein – stattdessen sagt der Wetterbericht allerdings Regen voraus.

Golf mit dem Zug und per pedes

Wussten Sie eigentlich: … dass die Entwicklung des Golfsports in Schottland ist untrennbar mit dem Ausbau der Eisenbahn verbunden ist? Das Dampfross brachte Clubmitglieder aus Glasgow und Sommerfrischler aus ganz Schottland sowie später auch aus England an die Küste und auf die Fairways. Viele Clubs hatten ihre eigenen Halteplätze: Man saß beim Whisky im Clubhaus – und wenn der Zug nahte, läutete der Steward die Glocke. In Ayrshire, wo die 152. Open Championship stattfindet, existieren bis heute drei solcher Stationen: Prestwick, Barassie und Troon sind romantische Reminiszenzen ans Reisen wie die Golf-Altvorderen. Das lässt sich freilich dank ScotRail und der Verbindung Glasgow-Ayr auch heute noch erleben. Von den besagten Haltepunkten   lassen sich die meisten der Linkskurse des Ayrshire Stretch bequem per pedes erreichen. Nur Western Gailes hat keinen Bahnhof mehr und liegt damit ebenso wie die Dundonald Links etwas abseits, obwohl die Gleise fast an der Schwelle des Clubhauses beziehungsweise hinter dem 15. Grün verlaufen. Das alte Bahnhofszeichen mit der Glocke allerdings ist in der Halle von Western Gailes noch zu bewundern.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von linksland (@linksland.golf)

 

Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen

Feedback