British Open

Rätsel Royal Troon geknackt: Alle nennen Dan Brown nun „The Da Vinci Code“

19. Jul. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Dan Brown hat den Royal Troon Golfplatz am ersten Tag der British Open 2024 geknackt. (Quelle: Getty)

Dan Brown hat den Royal Troon Golfplatz am ersten Tag der British Open 2024 geknackt. (Quelle: Getty)

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Nein, Dan Brown, der Golfprofi, ist nicht zu verwechseln mit Dan Brown, dem Erfolgsschriftsteller. Allein schon, weil der eine Engländer und 29 Jahre alt ist, und der andere ein 60-jähriger Amerikaner. Dennoch hatte der Überraschungsspitzenreiter dieser 152. Open Championship gestern Abend ganz flott einen neuen Spitznamen: „The Da Vinci Code“ nach einem der Bestseller des anderen Daniel Gerhard Brown. Weil dieser Daniel Brown das Rätsel Royal Troon geknackt hat, zumindest für einen Tag. Qualifikant Brown verließ den Linkskurs an der schottischen Westküste mit sechs Birdies und überdies Bogey-frei, was außer ihm nur dem ersten Verfolger Shane Lowry (-5) und dem mit -2 auf dem geteilten vierten Platz rangierenden Justin Rose gelang. Der 273. der Weltrangliste aus Northallerton in North Yorkshire, der seinen Bruder Ben am Bag hat, rang sogar der gefürchteten „The Railway“-Elf einen Schlaggewinn ab, indem er seinen Putt aus 12,5 Metern einlochte.

 

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So ähnlich hatte sich Brown bereits das Ticket für sein erstes Major gesichert: mit einem 6-Meter-Putt beim Qualifikationsfinale Anfang Juli im englischen West Lancashire Golf Club. Auf der DP World Tour hatte der Gewinner des ISPS Handa World Invitational 2023 in den letzten acht Turnieren sechs Mal den Cut verpasst. Bei der Scottish Open vergangene Woche war er 61., bei der Barbasol Championship 2023 hatte er den geteilten siebten Platz belegt. Jetzt hat er allein schon Geschichte geschrieben, weil er als Erster „ever“ beim Majordebüt eine 65 ohne Schlagverlust ins Clubhaus brachte. 

Shane Lowry: „Kann mit schlechtem Wetter umgehen“

Publikumsliebling: Der Mann kann einfach Linksgolf, das hat Shane Lowry zuvorderst 2019 bewiesen, als sich der Ire aus dem County Clara im benachbarten nordirischen Royal Portrush zum Championgolfer of the Year machte. Fünf Jahre später kratzt der gewichtige 37-Jährige wieder an einem Major, zumindest stellte Lowry gestern mit der blitzsauberen 66er-Runde und Platz eins im „Strokes Gained/Putting“ die Weichen für eine Top-Platzierung und wurde von den Fans frenetisch gefeiert, als er seinen Tag mit einem Birdie auf der 18 beendete. „Dies muss als eine Art Sieg der Kunst über die Wissenschaft, der alten Schule über die neue, der Subtilität über die Stärke angesehen werden“, attestierte beispielsweise „Golf Digest“. „Ich hab einfach versucht, mein Spiel zu spielen, ein paar gute Schläge zu machen und ein paar Putts zu lochen“, sagt Lowry selbst dazu. Hilfreich war zweifelsohne, dass er Royal Troon bereits vor zwei Wochen ausführlich inspiziert hat: „Stimmt, ich habe den Platz bei jedem Wind erlebt, und das hat sich heute ein bisschen ausgezahlt. Ich weiß, dass ich mit schlechtem Wetter umgehen kann. Aber wenn du den Ball nicht gut triffst, wirst du keine Kontrolle über ihn haben, egal bei welchem Wetter.“

 

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Da ist er wieder, der Scheffler-Shuffle

Kontrolliertes Spiel: Scottie Scheffler ist als haushoher Favorit in diese 152. Open Championship gegangen, und im Gegensatz zu Mitfavoriten wie Rory McIlroy und Bryson DeChambeau hat der Weltranglistenerste gestern sein Spiel zusammenhalten und mit einem sauberen Schlaggewinn auf der 18 selbst das späte Bogey auf der 17 ausgleichen können, als er beim Abschlag durch ein Geräusch aus dem Publikum gestört wurde und darob seinen Ball ins Rough am Grün des Par-3 bugsierte. Nachdem Scheffler mit den linksähnlichen Bodenbedingungen bei der US Open in Pinehurst offenkundig nicht sonderlich gut zurechtgekommen war, muss man sich für Royal Troon fürs Erste keine Sorgen um den 27-Jährigen machen: Der Scheffler-Shuffle funktioniert, der Putter hoffentlich heute auch besser – und mit Bart hat der zweifache Master-Champion ohnehin immer gut abgeschnitten.

 

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McIlroy und die Ambivalenz der Postage Stamp

Bitter: Rory McIlroy sammelt weiterhin Negativrekorde statt Majors. Die 78er-Auftaktrunde von Royal Troon (+7) war seine schlechteste Majorrunde seit der 79 beim Start in Royal Portrush 2019. Schlimmer noch: Der Nordire rangiert in der „Strokes gained“-Kategorie nur auf Platz 130 des Felds, und das auf einem Kurs, der höchste Präzision fordert. „Ich habe meinen Job nicht gut genug gemacht“, gestand „Rors“ gestern etwas zerknirscht ein: „Mein neues Ziel bei dieser Open Championship kann nur sein, heute rauszugehen und irgendwie den Cut zu schaffen.“

 

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Und weil seine gestrigen Probleme eigentlich auf der berühmt-berüchtigten Acht begonnen haben, soll hier noch ein Blick auf die Postage Stamp folgen, zu deren prominentesten Opfern McIlroy mit seinem Doppelbogey gehörte:

 

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Dass es auf dem bloß 112 Meter langen Par-3 auch anders geht, haben gestern Justin Thomas und Patrick Cantlay bewiesen:

 

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Das kleine Biest gehört seit jeher zum Ensemble des erst anlässlich des 100. Geburtstags 1978 mit dem königlich Prädikat geadelten Royal Troon, wo Sophia Popov 2020 als erste und bislang einzige deutsche Majorsiegerin die Women’s British Open gewann. Willie Fernie, der zwei Jahre später in Musselburgh Open Champion werden sollte, hatte die Acht 1881 angelegt,, und nach dem in der Ferne sichtbaren Ailsa Rock benannt; der zweifache Champion Golfer Willie Park Jr. taufte es wegen seiner Grünfläche von lediglich 245 Quadratmetern um, als er in einem Zeitungsbeitrag von einer „auf die Größe einer Briefmarke reduzierte Spielfläche“ schrieb.

 

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Trotz oder gerade wegen der Unberechenbarkeit ist die Postage Stamp für viele Professionals das Lieblingsloch von Royal Troon:

 

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Und Min Wo Lee hat noch eine besondere Botschaft, die sich auf die fünf Bunker rund um die Postage Stamp bezieht:

 

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Hat Woods diese Open schon aufgegeben?

Widersprüchlich: Was geht noch, Tiger? Der Superstar hat sich gestern wieder mal mehr schlecht als recht durch ein Major gequält. Es fehlte vor allem an der Präzision in seinen Schlägen, die er noch während der ersten Einspielrunden und vor allem bei der Erkundungstour über Royal Troon am vergangenen Wochenende gezeigt hatte. „Ich habe heute viele Dinge nicht richtig gemacht“, sagte Woods nach der 79er-Runde (+8). „Ich hatte drei Drei-Putts, habe meine Eisen nicht gut getroffen und mir grundsätzlich nicht viele Möglichkeiten verschafft.“

Zwar fühlt sich der 48-Jährige nach eigenem Bekunden physisch deutlich besser als zu Beginn des Jahres, ließ aber dennoch einige widersprüchliche Statements folgen. Einerseits zeigte er Kampfgeist und beschwor eine gute heutige Runde, andererseits schien er bereits aufgegeben zu haben und schon auf nächstes Jahr zu schielen.

 

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Nur ein Loch lag im Schnitt unter Par

Zahlenspiele: Ein bisschen Statistik vom ersten Tag in Royal Troon. Zwölf Spieler im 156-er Feld schafften es nicht, die 80 zu knacken; selbst auf der vermeintlich einfacheren Front Nine lag das Feld gestern bei insgesamt 305 über Par.

 

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Nur die Par-fünf-16 wurde im Schnitt unter Par gespielt, mit einem Durchschnitt von 4,851 Schlägen allerdings sehr knapp. Auf der Par-vier-12 wiederum lag das Feld gute vier Schläge über Par. An der Par-drei-14 (187 Meter) schafften nur 33 Prozent der Spieler das Grün „in regulation“, auf der Postage Stamp gelang das auch nur 51 Prozent. Überdies passierten auf der Briefmarke 20 Doppelbogeys oder schlimmeres. Dafür traf auf der 14 lediglich ein Fünftel des Felds (22 Prozent) das Fairway.

 

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DeChambeau, die Schläger und das Klima von Troon

Erklärbär: So hatte sich der zweifache US-Open-Champion Bryson DeChambeau seinen Start in die 152. Open Championship nicht vorgestellt. Statt die Hände schon mal an die Claret Jug zu legen, die er im Erfolgsfall genau so herumreichen will wie die US-Open-Trophäe von Pinehurst – inklusive wilder Poolparty am amerikanischen Unabhängigkeitstag 4. Juli – dümpelt der 27-Jährige mit +5 auf Rang T96 in den Niederungen des Starterfelds herum. Scherzbolde spotten angesichts des US-Open-Ausgangs bereits über ein erneutes Duell mit dem allerdings noch zwei Schläge schlechter platzierten Rory McIlroy.

Sei’s drum, DeChambeau wäre nicht „The Scientist“, hätte er nicht für seine gestrige Vorstellung eine höchst wissenschaftliche Erklärung. „Das hat etwas mit der Ausrüstung zu tun. Ich bringe nicht das notwendige Tempo von 190 (Meilen pro Stunde) an den Ball, besonders, wenn ich mit dem Driver oder dem 3er-Holz schlage. Diese Schläger sind aber für solche Geschwindigkeiten gebaut. Und dann hat der Ball bei diesen kälteren Bedingungen einfach keine entsprechende Kompression und ich bringe ihn nicht in das gewünschte Fenster an Parametern. Es war einfach ein seltsamer Tag.“ Zum Hintergrund: DeChambeaus Krank Driver hat ein Loft von fünf Grad, sein Holz drei hat nur neun Grad. Da braucht es eine Menge Speed, um den Ball damit in die richtige Flugbahn zu befördern. Golfbälle wiederum funktionieren am Besten bei Temperaturen ab 20 Grad, in Troon waren es gestern gerade mal zwischen 10 und 15 Grad. Und DeChambeau spielt zudem einen Ball mit wenig Spin. Alles in allem passt sein Equipment offenkundig nicht zu den typischen Bedingungen auf einem Linkskurs. Zur Entschuldigung sei angemerkt, dass die Witterung während der Einspielrunden deutlich freundlicher war. Mal sehen also, ob der Wissenschaftler sein Werkzeug für heute anpassen kann.

 

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Viktor Hovland erklärt seine LIV-Absage

Viktor Hovland hat im Vorfeld der Open erklärt, warum er eine Zighundert-Millionen-Offerte der LIV Golf League ausgeschlagen hat. „Ich hege keinen Groll gegen die Leute, die gegangen sind. Und ja, es gibt momentan viele Grauzonen im Profigolf. Aber für mich war ihr Produkt nicht attraktiv genug, um zu wechseln. Natürlich geben sie eine Menge Geld aus, doch ich habe schon eine Menge Geld verdient und bin eh kein sehr materialistischer Mensch“, sagte der Norweger. „Am Ende des Tages lautet die Frage: Was macht mich zu einem besseren Spieler? Und wenn ich in 20 Jahren am Ende meiner Karriere stehe, wäre es nicht vielleicht nicht schlecht, bei LIV Golf gespielt zu haben.  Es ist immer schön, sich das Leben einfacher zu machen. Aber das ist es eher nicht, was mich morgens aufstehen lässt.“

 

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Angesichts der anhalten Formschwäche des amtierenden FedEx-Cup-Champions, der auch in Royal Troon lediglich auf Platz T82 (+4) liegt und Meilen davon entfernt scheint, ums erste Major zu spielen, sei dennoch die Frage gestattet, wie lange der 26-Jährige dem Werben womöglich noch widersteht?

84 Golflöcher in Reihe: Der Ayrshire Stretch

Wussten Sie schon: … dass Royal Troon quasi mitten im sogenannten Ayrshire Stretch liegt, einer Perlenkette großartiger Golfplätze an der schottischen Westküste. Das Line-up beginnt im Norden mit den Gailes Links (Glasgow Golf Club) und dem großartigen Western Gailes – manche zählen sogar das etwas entferntere West Kilbride dazu – und führt über die Dundonald Links und Kilmarnock Barassie ins Westküsten-Golfmekka Troon mit insgesamt fünf Plätzen: Troon Links Darley, Troon Links Fullarton, Troon Links Lochgreen, Troon Portland und schließlich Royal Troon. Im Süden schließen sich die Open-Geburtsstätte Prestwick Golf Club sowie dessen Ableger Prestwick Cuthbert und Prestwick St. Nicholas an. Das Ganze erstreckt sich über eine Distanz von lediglich 11,2 Kilometer. „Golf Digest“ hat das anlässlich dieser 152. Open Championship auch erkannt und eine schöne Karte fabriziert:

 

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Was die Kollegen leider unterschlagen ist eine phänomenale Passage, die einzigartik auf der Welt ist: Die Plätze liegen derart dicht beieinander, dass sich 84 Golflöcher in Reihe spielen ließen, beginnend auf den Gailes Links und immer an der Küste entlang. Lediglich Prestwick Cuthbert bleibt außen vor. Und der größte Abstand zwischen Grün und nächstem Tee beträgt lediglich 500 Meter – es ist der Sprung vom 14. Grün des Prestwick Golf Club über die Main Street von Prestwick auf den ersten Abschlag von Prestwick St. Nicholas.

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