Das Traumfinale der EURO 2024 ist perfekt: Der Öschberghof gegen das Spa & GolfResort Weimarer Land. Aka Spanien vs. England. Das letzte Spiel dieser Fußballeuropameisterschaft am Sonntagabend im Berliner Olympiastadion wird gleichermaßen zum Duell der Team Basecamps. Ausgerechnet zwei splendide Golfresorts sind vom Reigen der Rückzugsorte übrig geblieben und hoffen nun auf das ideelle Etikett des „Königsmachers“.
Beide Resorts nicht auf der UEFA-Liste empfohlener Quartiere
Interessant ist, dass nur der Öschberghof und das Weimarer Land ihrer kickenden Klientel eigene Fußballplätze zur Verfügung stellen können. Noch pikanter wird die Konstellation, weil beide Resorts laut Weimarer-Land-Inhaber Matthias Grafe nicht mal auf der 52 Adressen umfassenden Liste der vom europäischen Fußballverband UEFA empfohlenen EM-Quartiere stehen.
Es ist ein fast ideales Endspiel. Grafe wäre nach dem Trainingslager der Nagelsmänner vor dem EM-Start zwar ein Finale zwischen Deutschland und England noch lieber gewesen: „Dann hätten wir hier im Weimarer Land auf jeden Fall mitgeholfen, den Europameister zu machen.“ Aber man kann nicht alles haben. Der Unternehmer aus dem thüringischen Blankenhain darf sich trotzdem über ein Full House freuen. Im übertragenen wie im Wortsinn.
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100. Länderspiel von Cheftrainer Gareth Southgate
Nach den wenig einnehmenden und einfallslosen, ja beinahe erschreckenden Auftritten in den Gruppenspielen musste einem eher bange um die Three Lions sein, „und wenn sie im Achtelfinale gegen die Slowakei rausgeflogen wären, hätte ich eine Menge Geld verloren“, sagt Grafe, der sein Resort für die Fußballer wochenlang vom üblichen Gästegeschäft abgekoppelt und zudem eine hohe sechsstellige Summe für Organisation, Ausstattung und Struktur eines Team Basecamp investiert hat.
Doch die Truppe von Cheftrainer Gareth Southgate wurschtelte sich dank des Fallrückziehers von Jude Bellingham in der Nachspielzeit und des Kopfballs von Harry Kane zu Beginn der Verlängerung durch, schenkte Southgate und dessen Assistenten Steve Holland zum 100. Länderspiel des Dirigentenduos eine volle Viertelfinalpackung gegen die Schweiz und rang im Halbfinale mit dem Siegtreffer des eingewechselten Ollie Watkins kurz vor Schluss auch die Niederlande nieder.
„Die Bedingungen hier sind einfach brillant“
Nun stehen die englischen Fußball-Löwen erstmals in ihrer Geschichte „auswärts“ im Finale eines bedeutenden Turniers; und so nutzt der Verband The FA die Buchung im Weimarer Land komplett aus und belegt bis Samstag sämtliche Zimmer. Erst am Nachmittag geht’s für Spieler und Tross per Bus nach Berlin. „Die Bedingungen hier sind einfach brillant und die Betreuung ist toll“, hat Southgate den Gastgebern schon vor Tagen bescheinigt.
Das freut den General Manager und Geschäftsführer des Hauses, andererseits steht Daniel Stenzel („Ja, unsere Fußballgäste sind mir ein Stück weit ans Herz gewachsen“) mit seiner Crew jetzt vor der Herkulesaufgabe, das von den englischen Quartiermeistern umgekrempelte und umdekorierte Resort binnen zweieinhalb Tagen für den ganz normalen Wahnsinn des Hochbetriebs in der Hauptsaison hochzufahren. Kommenden Dienstag checken wieder die ersten „normalen“ Gäste ein, im Lauf der Woche steigt der Reservierungsstand stetig, spätestens am Wochenende herrscht der übliche touristische Trubel.
Die Three Lions sind endlich aufgetaucht
Übrigens: Nicht nur Southgate wirkt seit Tagen sichtlich gelöst. Die Engländer sind insgesamt lockerer geworden, viel entspannter – jetzt, wo alle Kritiker widerlegt worden sind, der Erfolg ihnen Recht gibt und sie tatsächlich eine Hand am ersten großen Titel seit 58 Jahren, seit Wembley 1966 haben. Die Instagram-Momentaufnahme von Phil Foden im Innenpool des Resorts ist beinahe sinnbildlich: Der abgetauchte Stürmerstar bringt langsam den Kopf übers Wasser.
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Golfduelle, Poolplanschereien – und Foden fischt
Will sagen, die Three Lions zeigen sich endlich – nicht nur auf dem Platz, wo sie mitterlweile zum Team gereift scheinen. Sie präsentieren sich rund um ihr Refugium so grundlegend anders wie in den ersten 45 Minuten des Halbfinales: Die Keeper Jordan Pickford und Aaron Ramsdale lassen sich Tee Times auf dem Feininger-Course für ein Golfduell mit den Abwehrrecken Kyle Walker und John Stones geben, obwohl der zweite 18-Loch-Platz des Weimarer Lands für Mitglieder und Greenfee-Gäste offen ist. Declan Rice radelt mit zwei Teamkameraden mal eben rein nach Blankenhain. Und Foden fischt. Der Mann von Manchester City hat die komplette Angelausrüstung einfliegen lassen – sieht von weitem aus wie ein prall gefülltes Travelcover – und stellt abends im Schilf der Teiche am Goethe-Course den Graskarpfen nach.
Zwei Verlängerungen und ein Tag weniger Pause
Zudem lässt der Coach wohl all jene Spieler an der langen Leine laufen, die bisher zum Einsatz gekommen sind. Im Gegensatz zu den Spaniern mussten sie immerhin sie zwei Mal durch eine Verlängerung und haben sowieso einen Tag weniger Vorbereitungszeit als der Finalgegner, was Southgate als Nachteil wertet und „mir Sorgen bereitet“. Die Statistik bestätigt ihn: In den letzten sechs Endspielen bei Welt- und Europameisterschaften gewann stets die Mannschaft aus dem frühere Halbfinale, wie bei der ARD-„Sportschau“ nachzulesen ist.
Sogar Englands Social-Media-Stab weitet den Fokus und zeigt seit ein paar Tagen mehr vom Lagerleben der Löwen, inklusive Planschereien und Ballspiele im Pool.
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Golfgaudi mit Poulter auf über 16. YouTube-Minuten
Selbst die Golfgaudi mit den LIV-Profis Ian Poulter und Sam Horsfield ist nun mit einem über 16 Minuten langen YouTube-Video dokumentiert. Das alles wäre in den ersten beiden EM-Wochen undenkbar gewesen. Da hat sich Bellingham beim Family Day allenfalls mal per Golfcart ins Umland verirrt.
Wahrscheinlich hat nicht erst der Finaleinzug für die mentale Wende gesorgt. Schon der Elferkrimi gegen die Schweiz dürfte ein Befreiungsschlag gewesen sein. Mit fünf Volltreffern haben sich die Three Lions das Trauma vom Punkt von der Seele geschossen – dank Atemübungen gegen die Angst des Spielers vorm Elfmeter beispielsweise. Und durch Training, Training, Training. Anwohner aus dem benachbarten Saalborn erzählen von einem stundenlangen Stakkato dumpfer Balltreter-Geräusche, die von der Trainingsanlage inmitten des Goethe-Course in den Ort herüberwehten.
Der beste Trainingsrasen aller Team Basecamps
The London Times hat überdies den eigens angesäten Wembley-Rasen auf dem Übungsplatz (Foto unten) als Erfolgs-förderlich ausgemacht, für Details beim Spa & GolfResort Weimarer Land angefragt und eigens einen Artikel angefertigt, in dem sowohl der Hausherr als auch Headgreenkeeper Andreas Bussmann zu Wort kommen.
„Es gibt keine bessere Erfahrung, als so was mit den Engländern zu machen – mehr lernen als jetzt kann man gar nicht mehr. Wir können hier auch ziemlich gut Rasen, aber die kriegen das in die Wiege gelegt.“
Andreas Bussmann, Headgreenkeeper des Spa & GolfResort Weimarer Land, über die Zusammenarbeit mit Andy Gray, dem Turf-Experten des englischen Fußballverbands The FA
„Die UEFA hat unseren Belag getestet und sagt, es sei der beste aller Team Basecamps“, erzählt Matthias Grafe und fügt an: „Ich habe die englische Teamleitung allerdings im Scherz mehrfach darauf hingewiesen, dass beim Finale in Berlin nicht auf Wembley-Turf, sondern auf deutschem Rasen gespielt wird.“