Die Spaltung der Golfwelt in die rivalisierenden Touren der LIV und PGA hat in den letzten Jahren für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. Dann kam es auf einmal zur überraschenden Ankündigung eines Zusammenschlusses, sodass die LIV-Spieler wieder an PGA-Events teilnehmen durften. Beide Serien haben lukrative Turniere und Golf-Stars zu bieten, dürfen aber nicht vergessen, dass sie die Meinung der Fans in ihre Pläne involvieren müssen. Deshalb hat es zum Jahr 2024 auch noch keinen radikalen Neustart gegeben, sondern beide Touren existieren weiterhin erstmal parallel zueinander.
Die LIV Golf Tour lockt auch 2024 mit attraktiven Preisgeldern
Die neu gegründete LIV Golf Tour hat auch 2024 bisher alles daran gesetzt, die Golfwelt mit einer Reihe spektakulärer Turniere zu begeistern, die rund um den Globus ausgetragen werden. Finanziert wird das Projekt durch den saudi-arabischen Staatsfonds (PIF). Die teilweise deutlich höheren Preisgelder, die im Vergleich zu den PGA-Events gezahlt werden, konnten schon einige namhafte Spieler anlocken. Zu den bekanntesten Spielern, die bei Turnieren der LIV-Tour an den Start gehen, zählen Jon Rahm, Phil Mickelson und Brooks Koepka. Deutsche Fans dürften insbesondere Martin Kaymer zujubeln. Berichten zufolge soll auch PGA-Publikumsliebling Rory McIlroy ein Angebot über 850 Millionen Euro erhalten haben, sofern er sich der LIV anschließen würde. Dies habe er zwar dementiert, allerdings scheint die Summe nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein, denn Jon Rahm soll einen dreistelligen Millionenbetrag für seinen Wechsel zur LIV-Tour erhalten haben.
Es zeigt sich also, dass die Initiatoren hinter der LIV-Tour die Spieler nicht nur mit attraktiven Preisgeldern locken, sondern auch individuelle Verträge aushandeln, um die großen Namen als Aushängeschilder zu gewinnen. Ein solches Wettbieten darf es nach dem erfolgten Zusammenschluss natürlich nicht mehr geben.
Kann die PGA-Tour auch weiterhin die Fans und Spieler überzeugen?
Die PGA-Tour hat in der Vergangenheit bereits unter Beweis gestellt, dass sie zu Veränderungen bereit ist. Beispielsweise waren lange Zeit Sportwetten auf PGA-Events verboten, doch inzwischen hat sich die Einstellung geändert, was dem Sport mehr Interesse und zusätzliche Sponsoreneinnahmen gebracht haben dürfte. Deutlich kontroverser wurde hingegen der geplante Zusammenschluss der PGA- und LIV-Tour kommentiert, den Jay Monahan (PGA) und Yasir Al-Rumayyan (LIV) im November 2023 bekanntgaben. Es wurde spekuliert, ob nun auch die PGA-Tour dem Ruf des Geldes erlegen sei. Nicht nur Fans, sondern auch viele Spieler zeigten sich verärgert.
In diesem Jahr hat sich erstmal nicht viel geändert: So setzt die traditionsreiche PGA Tour 2024 weiterhin auf ihre etablierten Aushängeschilder. Die vier Majors – The Masters, PGA Championship, US Open und The Open Championship – bilden die absoluten Höhepunkte im Tourkalender. Mit einem attraktiven Turnierkalender und zahlreichen historisch gewachsenen Prestige-Events will die PGA Tour 2024 der aufstrebenden Konkurrenz von LIV Golf die Stirn bieten und vermutlich die eigene Verhandlungsposition verbessern. Denn Teil des geplanten Zusammenschlusses der PGA und der LIV dürfte sein, dass die größten Turniere des Jahres künftig unter einem Dach organisiert werden.
Bis es soweit ist, gibt es aber noch viele offene Fragen zu klären. Einerseits scheint es riskant zu sein, die Tour grundlegend zu reformieren, weil die Zuschauer am Ende entscheiden, welche Events sie interessieren. Ob der PGA-LIV-Mix bei den Fans gut ankommt, wird sich noch zeigen. Andererseits müsste die PGA auch rechtlich eine Neubetrachtung vornehmen, da sie derzeit als No-Profit-Organisation firmiert und durch den geplanten Zusammenschluss zahlreiche damit verbundene Sonderrechte aufgeben müsste.
Kompromisse und Konfliktpotential bei der Turnierplanung
Wenn man sich die Vorgeschichte der PGA und LIV vor Augen führt, erscheint es eigenartig, dass die PGA schon zu Kompromissen bereit war, was die Abstellung eigener Spieler für LIV-Events anging. Natürlich kann dies als Vorgriff auf die bevorstehende Zusammenarbeit gedeutet werden, aber es ist schon erstaunlich, wie schnell sich die Wogen geglättet zu haben scheinen. Eine größere Baustelle im Turnierplan könnten aber zeitgleich stattfindende oder sehr eng getaktete Events werden. So musste Jon Rahm in diesem Jahr seinen Start bei den US Open absagen, weil er sich bei einem Event der LIV-Tour verletzt hat.
Die Top-Events des Turnierkalenders müssten also in Zukunft ausgedünnt werden, damit die Belastung der Stars nicht zu hoch wird. Gleichzeitig darf es auch nicht sein, dass vormals unpopulärere Events mit Preisgeld künstlich attraktiver gemacht werden, um Anreize für Spieler zu schaffen, diese statt den Haupt-Events zu spielen. In der jüngeren Vergangenheit hat man den Eindruck bekommen, dass einige LIV-Profis weiterhin lieber an den hochdotierten Turnieren der saudi-arabischen Tour teilnehmen, statt sich in die deutlich kompetitiveren Felder der PGA-Tour zu wagen. Die neue gemeinsame Tour muss also dafür sorgen, dass die meisten Preisgelder bei den Turnieren ausgeschüttet werden, die auch sportlich die größte Herausforderung bieten.
Zukünftige Aussichten: Gewinnt am Ende das Geld im Golf?
Zahlreiche Experten sind sich einig, dass die finanzielle Stärke der LIV-Tour nur schwer zu kontern sein wird. Die schier endlosen Geldreserven aus Saudi-Arabien erlauben es, weiterhin mit astronomischen Preisgeldern zu locken. Es scheint also wenig zu bringen, sich komplett gegen die LIV-Tour zu sperren. Andererseits haben die Turniere der PGA-Tour nach wie vor das höhere Prestige und die traditionsreicheren Events wie die Major-Turniere zu bieten. Viele rechnen daher mittelfristig mit einer Zwei-Touren-Landschaft – zumindest in der Wahrnehmung der Fans. Möglich wären aber auch Kompromisslösungen wie eine Aufspaltung der PGA Tour in eine Premier League für die Topstars und eine Challenger-Liga darunter, die finanziell aufgewertet wird und somit mehr Golfprofis ermöglicht, vom Sport zu leben.
Die Spaltung der Golfwelt in die Lager LIV und PGA Tour verspricht auch 2025 noch Brisanz, denn das letzte Wort in den Verhandlungen scheint noch nicht gesprochen zu sein. Am Ende dürfen nicht nur finanzielle Kennzahlen den Ausschlag geben, sondern auch die Fans müssen mit ins Boot geholt werden – denn sie müssen langfristig das Business finanzieren!